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Grabesdunkel

Grabesdunkel

Titel: Grabesdunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Beverfjord
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gelähmt vor Schreck, stolperte und fiel auf die Knie. Da sah sie plötzlich ein Versteck und rutschte unter das Sofa. Sie zog die Wolldecke, die auf dem Sofa lag, ein Stück herunter, bis sie nicht mehr zu sehen war.
    Ein leichtes Knarzen der Dielen bestätigte ihr, dass er unten nach ihr suchte. Bald hörte sie ein ähnliches Geräusch auf der Treppe. Er war auf dem Weg nach oben. Sie starrte in die Finsternis unter dem Sofa. Ihre Hände umklammerten krampfhaft die Pistole. Drückende Angst erfüllte den Raum. Dann hörte sie seine Stimme, genauso furchterregend wie das letzte Mal.
    Â»Das ist kein Spiel! Mir entkommst du nicht. Ich will diese verdammte CD!«
    Alle Türen zu den Zimmern in der ersten Etage standen offen. Er schwieg erneut. Sie konnte nicht sagen, in welchem Raum er gerade war. Ihr Herzschlag übertönte alles. Dann spürte sie die Hand. Ohne ein Wort zu sagen, hatte er die Hand in ihre Höhle gesteckt. Mit stählernem Griff hielt er ihren linken Fuß fest.
    Ihre Hysterie erkaufte ihr etwas Zeit: Sie trat wild um sich und traf mit dem rechten Fuß seinen Arm. Er fluchte laut und stieß mit einem Ruck das Sofa um. Jetzt stand er über ihr, während sie auf dem Rücken lag, schutzlos. Verwirrt starrte er auf die Waffe in ihrer Hand, die sie auf ihn gerichtet hatte.
    Du kannst nicht danebenschießen, sagte sie sich. Aus einer so geringen Entfernung kannst du nicht danebenschießen.
    Sie drückte ab.
    Sie hatte auf seine Brust gezielt, doch sie verriss den Schuss, sodass die Kugel nach rechts oben ging. Das Dröhnen war im ganzen Wald zu hören. Was folgte, bekam sie nur teilweise mit. Das Blut, das aus seinem Gesicht schoss. Sie sah nur seine Augen in all dem Rot – wie wahnsinnig vor Hass und Entsetzen. Die Schreie. Rau, heiser, wie von einem Tier.
    Er schwankte kurz, bevor er nach hinten überkippte. Das Nächste, woran sie sich erinnerte, war das Heulen der Martinshörner. Sie war alles andere als erleichtert. Sie hatte Joakim nicht retten können, nur sich selbst.
    Die Polizei stieß die Haustür auf. Agnes drückte Admir den Pistolengriff in die Hand, bevor sie die Waffe in die Ecke warf. Dann griff sie nach dem schwarzen Koffer und versteckte ihn ganz hinten in der Schreibtischschublade. Sie hörte die Polizisten die Treppe heraufkommen.
    Der erste riss die Tür auf und sah Agnes im Zimmer stehen, neben ihr der sterbende Admir.
    Â»Auf den Boden. Sofort!«, schrie der Polizist sie an, während er mit der Pistole auf ihren Kopf zielte.

Kapitel 47
    Der Schlag traf ihn hart und unerwartet. Es war Joakim lange gelungen, auszuweichen, doch er war zu untrainiert. Das Schlagholz traf ihn in der Seite. Er hörte das Knirschen, als die Rippe brach. Vergiss den Schmerz, vergiss den Schmerz, befahl er sich, während er sich wieder aufrichtete. Ratomir hob die linke Hand und holte aus.
    Der Faustschlag traf Joakims Kopf, und er landete auf dem Bauch. Ratomir warf sich auf ihn. Joakim merkte, wie er etwas aus seiner Jackentasche zog. Aus dem Augenwinkel sah er Stahl aufblitzen.
    Â»Du wirst mir jetzt alles erzählen«, flüsterte Ratomir.
    Dann bog er Joakims rechten Arm nach hinten und zerrte an seinem Zeigefinger. Joakim brüllte, als der kalte Stahl sich um sein Fingergelenk legte, und spürte den intensiven Schmerz, als die Gartenschere die Haut durchschnitt und sich dem Knochen näherte.
    Â»Wo ist die CD?«, fragte Ratomir, während er auf die Schere drückte, dass es knackte.
    In dem Moment hörten sie es. Den Knall aus dem Haus. Irgendetwas schien in Joakim zu zerbrechen. Der Typ hat Agnes erschossen, dachte er. Dann hörte er die Martinshörner. Ratomir ließ Joakims Finger einen Augenblick los und lauschte. Er saß rücklings auf seinem Opfer. Joakim nutzte die Chance, die sich ihm bot. Mit aller Kraft, die er mobilisieren konnte, schlug er Ratomir ins Gesicht. Dieser verlor das Gleichgewicht, und Joakim stieß so fest mit dem Kopf zu, wie er nur konnte.
    Ein knirschendes Geräusch, und aus Ratomirs Nase strömte Blut. Ratomir fluchte. Er schlang seinen Arm um Joakims Hals, zog ihn in eine stehende Position und zerrte ihn zum Wald. Joakim schnappte nach Luft. Der Druck auf seinen Kehlkopf war unerträglich. Verzweifelt stieß er Ratomir den Ellenbogen mit aller Kraft ins Zwerchfell. Der Serbe schrie auf und ließ Joakim los, der geduckt den Hang hinunterstürzte

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