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Grabesgrün

Grabesgrün

Titel: Grabesgrün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tana French
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bringen wir ihn am schnellsten zum Reden, wenn wir ihn von seiner Arbeit abhalten.«
    Wir nutzten die Fahrt, um für O'Kelly eine schöne Liste mit Gründen zusammenzustellen, warum wir meinten, dass keine satanische Sekte mit Sitz in Knocknaree an Katy Devlins Tod beteiligt gewesen war. »Da muss auch rein ›keine rituelle Aufbahrung‹«, sagte ich hinterm Lenkrad. So nervös, wie ich noch immer war, hätte ich wahrscheinlich bis Knocknaree nonstop geraucht, wenn ich nicht gefahren wäre.
    »Und keine ... geschlachteten ... Nutztiere«, sagte Cassie eifrig schreibend.
    »Meinst du etwa, er wird auf der Pressekonferenz sagen, ›Wir haben keine toten Hühner gefunden‹?«
    »Ich wette um fünf Euro. Der sagt das, ohne mit der Wimper zu zucken.«
    Während wir bei Cooper waren, hatte der Regen aufgehört, und eine warme, wohltuende Sonne trocknete die Straßen. Letzte Regentropfen glitzerten in den Bäumen auf dem Parkplatz, und als wir aus dem Auto stiegen, roch die Luft sauber und würzig nach nasser Erde und Laub. Cassie zog ihren Pullover aus und band ihn sich um die Taille.
    Die Archäologen arbeiteten mit Hacken und Schaufeln und Schubkarren im unteren Teil des Geländes. Ihre Jacken lagen auf Felsen verteilt, ein paar von den Männern hatten sogar ihre T-Shirts ausgezogen, und alle waren sie in alberner Stimmung, vermutlich als Reaktion auf den Schock und das Entsetzen von gestern. Die Scissor Sisters ertönten in voller Lautstärke aus einem Ghettoblaster, und die jungen Leute sangen zwischen rhythmischen Hackschlägen mit. Eine junge Frau benutzte ihre Schaufel als Mikro. Drei von ihnen bespritzten sich laut kreischend gegenseitig aus Wasserflaschen und einem Schlauch.
    Mel wuchtete eine volle Schubkarre auf einen hohen Erdhaufen und stützte sie gekonnt mit der Hüfte ab, während sie den Griff wechselte, um die Karre zu leeren. Auf dem Weg nach unten bekam sie eine Ladung Wasser ins Gesicht. »Ihr Idioten!«, schrie sie, ließ die Karre fallen und rannte hinter einer kleinen Rothaarigen her, die den Schlauch in der Hand hielt. Die Rothaarige kreischte auf und wollte die Flucht ergreifen, verhedderte sich aber in den Schlauchwindungen. Mel nahm sie in den Schwitzkasten, und sie kabbelten sich lachend um den Schlauch, der hohe Wasserfontänen in alle Richtungen schleuderte.
    »Ha, krass«, rief einer der Jungen. »Lesben in Aktion.«
    »Wo ist die Kamera?«
    »He, hast du da einen Knutschfleck am Hals?«, fragte die Rothaarige lautstark. »Jungs, Mel hat’nen Knutschfleck!« Allgemeines Gejohle und Pfiffe.
    »Ich könnt mich mal«, blaffte Mel mit hochrotem Kopf und breit grinsend.
    Mark rief ihnen mit schneidender Stimme etwas zu, und sie tönten ausgelassen zurück: »Aaach, Spielverderber!« Dann schüttelten sie sich funkelnde Wasserkaskaden aus den Haaren und machten sich allmählich wieder an die Arbeit. Auf einmal erfasste mich ein jäher Neid auf ihre unbekümmerte Freiheit, ihre lärmenden Kabbeleien, auf die befriedigenden Klänge ihrer Werkzeuge, auf ihre verdreckte Kleidung, die in der Sonne trocknete, auf die geschmeidige, effiziente Selbstsicherheit des Ganzen. »Kein schlechter Beruf«, sagte Cassie, legte den Kopf in den Nacken und lächelte verschmitzt in den Himmel.
    Die Archäologen hatten uns bemerkt. Einer nach dem anderen ließen sie die Werkzeuge sinken und sahen zu uns herüber, schirmten die Augen mit nackten Unterarmen gegen die Sonne ab. Unter ihrem kollektiven, abwartenden Blick gingen wir zu Mark hinüber. Mel stieg aus einem Graben, strich sich verwundert eine Haarsträhne nach hinten und hinterließ dabei einen schlammigen Streifen im Gesicht. Damien, der zwischen der schützenden Phalanx fürsorglicher Frauen kniete, sah noch immer jammervoll und leicht verdreckt aus, aber Sean, der Künstlerknabe, grinste, als er uns sah, und hob grüßend die Schaufel. Mark stand auf seine Hacke gelehnt wie ein wortkarger, alter Mann aus den Bergen und blickte uns aus zusammengekniffenen, unergründlichen Augen an.
    »Ja?«
    »Wir müssen mit Ihnen reden«, sagte ich.
    »Wir arbeiten. Hat das nicht Zeit bis zur Mittagspause?«
    »Nein. Holen Sie Ihre Sachen, wir fahren zu uns ins Büro.«
    Seine Kiefermuskulatur zuckte, und einen Moment lang dachte ich, er wollte protestieren, doch dann warf er die Hacke zu Boden, wischte sich mit dem T-Shirt durchs Gesicht und stieg den Hang hoch. »Bis dann«, sagte er zu den anderen, während wir ihm folgten. Nicht mal Sean antwortete.
    Im Wagen zog

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