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Grabesgrün

Grabesgrün

Titel: Grabesgrün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tana French
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Videokamera oben in einer Ecke. Mark fuhr erschreckt herum. Dann zog er eine Grimasse Richtung Kamera und ließ sich wieder hängen.
    Ich zog einen Stuhl heran, warf einen Packen Tatortfotos auf den Tisch und ignorierte sie dann. »Sie sind nicht verpflichtet auszusagen, wenn Sie nicht möchten, aber alles, was Sie sagen, wird schriftlich festgehalten und kann gegen Sie verwendet werden. Verstanden?«
    »Was soll der Scheiß? Bin ich etwa festgenommen ?«
    »Nein. Trinken Sie Rotwein?«
    Er warf mir einen kurzen, zynischen Blick zu. »Soll das ein Angebot sein?«
    »Beantworten Sie einfach die Frage.«
    »Das ist meine Antwort. Ich trinke das, was da ist. Wieso?« Ich notierte mir das mit einem nachdenklichen Nicken.
    »Was soll das Klebeband?«, fragte Cassie neugierig und zeigte auf das Kreppband um seine Hände.
    »Gegen Blasen. Pflaster halten nicht, wenn man im Regen mit der Hacke arbeitet.«
    »Könnten Sie nicht einfach Handschuhe tragen?«
    »Tun manche«, sagte Mark. Sein Tonfall implizierte, dass diese Leute keine richtigen Kerle waren.
    »Hätten Sie etwas dagegen, uns zu zeigen, was unter dem Kreppband ist?«, fragte ich.
    Er sah mich skeptisch an, wickelte aber ganz gemächlich das Klebeband ab und warf es auf den Tisch. Dann hob er mit einer übertriebenen Geste beide Hände. »Sehen Sie da irgendwas, was Ihnen gefällt?«
    Cassie lehnte sich auf den aufgestützten Armen nach vorn, inspizierte die Hände und signalisierte dann, er solle sie umdrehen. Ich sah keine Kratzer und Fingernagelspuren, nur die Überreste von großen halb abgeheilten Blasen an jedem Fingeransatz. »Aua«, sagte Cassie. »Wie haben Sie sich die denn geholt?«
    Mark zuckte abfällig die Schultern. »Normalerweise hab ich da Hornhaut, aber ich hab ein paar Wochen nicht gearbeitet, weil ich Rückenprobleme hatte, und nur Funde katalogisiert. Davon sind meine Hände wieder weich geworden. Als ich dann wieder angefangen hab, hatte ich gleich Blasen.«
    »Muss ganz schön schlimm für Sie gewesen sein, nicht arbeiten zu können«, sagte Cassie.
    »Das können Sie laut sagen«, bestätigte Mark. »War beschissenes Timing.«
    Ich hob das Kreppband mit spitzen Fingern hoch und warf es in den Abfalleimer. »Wo waren Sie Montagnacht?«, fragte ich und lehnte mich hinter Mark an die Wand.
    »Im Teamhaus. Das hab ich Ihnen gestern schon gesagt.«
    »Machen Sie bei der Bürgerinitiative gegen die Schnellstraße mit?«, fragte Cassie.
    »Und ob. Die meisten von uns sind dabei. Dieser Devlin hat uns vor einiger Zeit angesprochen und gefragt, ob wir mitmachen wollen. Soweit ich weiß, ist das noch nicht verboten.«
    »Dann kennen Sie Jonathan Devlin also?«, fragte ich.
    »Hab ich doch gerade gesagt. Wir sind keine Busenfreunde, aber ich kenne den Mann, ja.«
    Ich beugte mich über seine Schulter und blätterte die Tatortfotos durch, sodass er auf jedes nur einen ganz kurzen Blick werfen konnte, ohne richtig etwas zu erkennen. Ich suchte eine von den schlimmeren Aufnahmen heraus und schob sie ihm vor die Nase. »Aber Sie haben uns erzählt, sie hätten das Mädchen nicht gekannt.«
    Mark hob das Foto mit den Fingerspitzen an und musterte es mit unbeteiligter Miene. »Ich hab Ihnen gesagt, dass ich sie auf dem Ausgrabungsgelände gesehen hab, aber nicht weiß, wie sie heißt. Und das stimmt. Sollte ich es wissen?«
    »Ich denke ja«, antwortete ich. »Sie ist Devlins Tochter.«
    Er fuhr herum und starrte mich eine Sekunde lang stirnrunzelnd an. Dann betrachtete er das Foto erneut. Nach einem Moment schüttelte er den Kopf. »Nee. Ich hab Devlins Tochter irgendwann im Frühling auf einer Demo kennengelernt, aber die ist älter. Rosemary, Rosaleen oder so.«
    »Wie fanden Sie sie?«, fragte Cassie.
    Mark zuckte die Achseln. »Hübsches Mädchen. Ziemlich geschwätzig. Sie hat Unterschriften gesammelt, aber ihr lag, glaub ich, nicht viel an der Kampagne, eher daran, mit den Jungs zu flirten. Danach war sie nie wieder bei irgendwelchen Aktionen dabei.«
    »Sie fanden sie attraktiv«, sagte ich, schlenderte zu dem Einwegspiegel hinüber und überprüfte meine Rasur.
    »Ganz hübsch. Nicht unbedingt mein Typ.«
    »Aber Ihnen ist aufgefallen, dass sie bei späteren Demos nicht mehr dabei war. Haben Sie nach ihr Ausschau gehalten?«
    Ich konnte im Spiegel sehen, wie er argwöhnisch meinen Hinterkopf anstarrte. Schließlich schob er das Foto beiseite, lehnte sich auf dem Stuhl zurück und reckte das Kinn. »Nein.«
    »Haben Sie irgendwelche Versuche

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