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Grabesstille

Grabesstille

Titel: Grabesstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Fang?«
    »Ich glaube, dass sie Ingersoll angestiftet hat, diese Fragen zu stellen, um herauszufinden, wer ihren Mann auf dem Gewissen hat. Er ist der Wahrheit zu nahe gekommen, und so hat dieser Krieg angefangen. Wenn Sie denken, dass die Iren mit harten Bandagen spielen, dann haben Sie noch nicht gesehen, wozu die Chinesen fähig sind. Die haben Leute, für die nichts, aber auch gar nichts ein Hindernis ist. Leute, die praktisch durch Wände gehen können.«
    »Reden wir hier von echten Menschen oder von Märchengestalten?«
    »Haben Sie diesen Film gesehen, Ninja Assassin ? Die werden von Kindesbeinen an zum Töten abgerichtet.«
    »Ninjas sind Japaner.«
    »Kommen Sie mir jetzt nicht mit Haarspaltereien! Das sind die gleichen Tricks, die gleiche Ausbildung. Sie wissen doch, wer sie ist, oder nicht? Wo diese Iris Fang herkommt? Ich habe mich über sie schlaugemacht. Sie ist in irgendeinem geheimen Kloster in den Bergen aufgewachsen, wo Kinder für diese Art von Job ausgebildet werden. Wahrscheinlich konnte sie schon mit zehn einem Mann das Genick brechen. Und jetzt hat sie diese ganzen Schüler, die für sie arbeiten.«
    »Sie ist eine fünfundfünfzigjährige Witwe.« Eine schwerkranke Frau, die unter Größenwahn leidet, dachte Jane. Eine Frau, die glaubt, von einer legendären Generalin abzustammen, und die zum Beweis ein nachgemachtes Schwert vorweisen kann.
    »Es gibt solche und solche Witwen – und dann gibt es sie. «
    »Wissen Sie ganz sicher, dass es Iris Fang ist, die Sie bedroht?«
    »Das zu beweisen ist Ihr Job. Ich sage nur, wonach es für mich aussieht. Sie hat an dem Abend damals ihren Mann verloren, und sie bildet sich ein, dass ich den Mordauftrag erteilt habe. Mir wird die Schuld für das Red Phoenix in die Schuhe geschoben, und, verdammt noch mal, diesmal war ich’s wirklich nicht !«
    Ein lauter Knall erschütterte das Gebäude. Jane erhaschte noch einen Blick auf Donohues vor Schreck erstarrtes Gesicht, und im nächsten Moment wurde es stockfinster im Zimmer.
    »Scheiße, was war das?«, schrie Donohue.
    »Ich glaube, wir haben einen Stromausfall«, sagte einer seiner Männer.
    »Das hab ich auch schon gemerkt! Werft das Notstromaggregat an!«
    »Wenn ich eine Taschenlampe finden könnte …«
    Ein Geräusch über ihnen ließ sie alle verstummen. Jane blickte auf, als sie das Trappeln leichter Schritte auf dem Dach hörten. Sie starrte in die Dunkelheit hinauf und spürte das Pochen ihres eigenen Herzens, merkte, dass ihre Handflächen glitschig vor Schweiß waren, als sie nach ihrem Holster griff und es aufknöpfte. »Wo ist der Schalter für das Notstromaggregat?«, fragte sie.
    »Der … der ist in der Lagerhalle«, antwortete einer der Männer. Seine Stimme klang sehr nahe und heiser vor Angst. »Der Sicherungskasten ist an der rückwärtigen Wand. Aber im Dunkeln finde ich den nie. Nicht, während dieses Ding …« Er brach ab, als sie das Geräusch erneut hörten, leicht wie Regentropfen, die auf das Dach prasselten.
    Jane griff in ihre Handtasche und holte ihre Taschenlampe hervor. Sie knipste sie an, und der Strahl fiel auf Donohues verängstigtes, schweißglänzendes Gesicht. »Rufen Sie die Notrufzentrale an«, forderte sie ihn auf.
    Er griff nach dem schnurlosen Telefon auf seinem Schreibtisch – und knallte es gleich darauf wieder hin. »Die Leitung ist tot!«
    Jane zog ihr Handy aus der Gürteltasche. Kein Netz. »Ist dieses Gebäude mit Blei verkleidet oder was?«
    »Die Wände sind kugelsicher und explosionssicher«, antwortete Donohue. »Das ist Teil des Sicherheitskonzepts.«
    »Na toll. Das ultimative Funkloch.«
    »Sie müssen rausgehen, wenn Sie Empfang haben wollen.«
    Aber ich will nicht rausgehen. Genauso wenig wie alle anderen hier.
    Die Temperatur im Raum stieg; ihre Körperwärme konnte nicht entweichen, und sie waren eingeschlossen mit ihrer Angst. Wir können nicht ewig hier drinbleiben, dachte sie; irgendjemand muss nach draußen gehen und anrufen – und wie es aussieht, wird das wieder mal an mir hängen bleiben.
    Sie zog ihre Waffe und ging zur Tür. »Ich gehe voran«, sagte sie. »Bleiben Sie dicht hinter mir.«
    »Halt!«, ging Donohue dazwischen. »Das kommt gar nicht infrage, dass meine Jungs mit Ihnen gehen.«
    »Ich brauche aber Verstärkung.«
    »Die beiden werden dafür bezahlt, dass sie mich beschützen. Sie bleiben hier.«
    Sie drehte sich um und leuchtete ihm mit der Taschenlampe voll in die Augen. »Na schön. Dann gehen Sie eben da raus und

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