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Grabesstille

Grabesstille

Titel: Grabesstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Automatikpistole mit Schalldämpfer und eine frisch abgetrennte rechte Hand«, meinte Jane. »Was wollen wir wetten, dass beide zusammengehören?«
    »Das ist wirklich ein Prachtstück«, sagte Frost, der noch immer die Pistole bewunderte. »Kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand so etwas einfach wegwirft.«
    Jane richtete sich auf und betrachtete den Müllcontainer. »Haben Sie da drin nach dem Rest der Leiche gesucht?«
    »Nein, Ma’am. Ich dachte mir, eine abgetrennte Hand reicht allemal aus, um gleich die Kollegen vom Morddezernat zu alarmieren. Wollte ja nicht den Tatort kontaminieren, ehe Sie hier sind.«
    Jane zog ein Paar Handschuhe aus der Tasche. Während sie sie überstreifte, schlug ihr Herz immer heftiger in banger Erwartung dessen, was sie finden würden. Gemeinsam hoben sie und Frost den Deckel an, und sofort schlug ihnen der Gestank von verdorbenen Meeresfrüchten entgegen. Sie kämpfte gegen die Übelkeit an, als sie den Blick über zerdrückte Pappkartons und einen prallvollen schwarzen Müllsack schweifen ließ. Sie und Frost tauschten einen Blick.
    »Ich lass dir gern den Vortritt«, sagte er.
    Sie griff in den Container, zerrte an dem Sack und wusste sofort, dass er keine Leiche enthielt. Er war nicht schwer genug. Sie rümpfte die Nase über den Gestank, während sie den Sack aufknotete und hineinschaute. Alles, was sie sah, waren Garnelen- und Krebsschalen.
    Sie wichen beide zurück, und der Deckel des Containers fiel mit einem donnernden Krachen zu.
    »Niemand zu Hause?«, fragte der Officer.
    »Nicht da drin.« Jane sah auf die abgetrennte Hand hinunter. »Also, wo ist der Rest von ihr?«
    »Vielleicht verteilt irgendjemand Leichenteile in der ganzen Stadt.«
    Der Polizist lachte. »Oder vielleicht hat eins von diesen Chinarestaurants sie gekocht und zu einem leckeren Ragout verarbeitet.«
    Jane sah Frost an. »Ein Glück, dass du Muscheln bestellt hast.«
    »Wir haben die Umgebung schon abgesucht«, erklärte der Streifenpolizist. »Gefunden haben wir nichts.«
    »Okay, aber ich finde, wir sollten trotzdem selber eine Runde um den Block machen«, meinte Jane.
    Zusammen mit Frost ging sie langsam die Knapp Street entlang. Die Strahlen ihrer Taschenlampen durchschnitten die Dunkelheit, und in ihrem Schein sahen sie zerbrochene Flaschen, Papierfetzen und Zigarettenkippen. Keine Leichenteile. Die Fenster der Häuser, die links und rechts emporragten, waren dunkel, doch sie hatte das Gefühl, dass sie aus den unbeleuchteten Zimmern beobachtet, jeder ihrer Schritte in dieser menschenleeren Gasse verfolgt wurde. Sie würden die Strecke bei Tageslicht noch einmal abgehen müssen, aber es kam ihr darauf an, keine Spuren zu übersehen, die am nächsten Tag nicht mehr vorhanden oder verändert sein könnten. Und so ging sie mit Frost bis zum Ende der Straße, wo ein weiteres Polizeiband den Zugang von der Harrison Avenue absperrte. Hier gab es breite Gehsteige, Straßenbeleuchtung und Verkehr. Dennoch setzten Jane und Frost ihre Patrouille um den Block gewissenhaft fort, von der Harrison Avenue in die Beach Street, den Blick immer vor sich auf den Boden geheftet. Als sie den Rundgang abgeschlossen hatten und wieder an dem Müllcontainer ankamen, sahen sie, dass inzwischen die Spurensicherung eingetroffen war.
    »Ich nehme an, Sie haben den Rest von ihr auch nicht finden können«, begrüßte der Streifenpolizist Jane und Frost.
    Jane sah zu, wie die Waffe und die abgetrennte Hand in Beweismittelbeutel gepackt wurden, und sie fragte sich, wieso ein Mörder die Hand des Opfers so offen an dieser Stelle ablegte, wo sie mit Sicherheit früher oder später entdeckt würde. War der Täter in Eile gewesen? Oder hatte er gewollt, dass die Hand gefunden wurde – als eine Art Botschaft? Dann hob sie den Blick zu der Feuertreppe, die an der zur Gasse gewandten Rückseite des vierstöckigen Gebäudes hinaufführte.
    »Wir müssen auf dem Dach nachsehen«, sagte sie.
    Doch das unterste Leiterstück war eingerostet, und es gelang ihnen nicht, es herunterzuziehen. Also mussten sie auf dem normalen Weg zum Dach hinaufsteigen, durch das Treppenhaus. Sie verließen die enge Gasse und gingen zur Beach Street zurück, wo die Vordereingänge der Gebäude lagen. Im Erdgeschoss waren Geschäfte untergebracht: ein Chinarestaurant, eine Bäckerei und ein Asia-Markt – alle zu dieser nächtlichen Stunde geschlossen. Darüber lagen Wohnungen. Jane spähte nach oben und sah, dass die Fenster in den oberen Stockwerken

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