Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grabesstille

Grabesstille

Titel: Grabesstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
das Dach im Kreis abging. » Frost? «
    Jane zog ihr Handy heraus. »Hier ist Detective Rizzoli. Standort: Ecke Beach und Knapp Street. Wir haben einen Verletzten …«
    »Er ist hier!«, rief Tam. »Helfen Sie mir, ihn hochzuziehen!«
    Sie wirbelte herum und sah Tam an der Dachkante knien, als sei er im Begriff, sich kopfüber in die Tiefe zu stürzen. Hastig stopfte sie das Handy wieder in die Tasche und rannte zu ihm hin. Da sah sie Frost, der sich mit beiden Händen an der Regenrinne festhielt, unter seinen Füßen nur vier Stockwerke Luft. Tam legte sich auf den Bauch und streckte den Arm aus, um Frosts linkes Handgelenk zu packen. Das Dach fiel hier leicht ab, und jeder Fehltritt konnte einen Sturz über die Kante zur Folge haben. Jane warf sich neben Tam auf den Bauch und ergriff Frosts Handgelenk. Mit vereinten Kräften zogen sie ihn hoch, zerrten ihn über die rauen Schindeln, die sich in Janes Jacke verhakten und ihre Haut aufschürften. Mit lautem Ächzen ließ sich Frost neben ihnen auf das Dach fallen, wo er schwer atmend liegen blieb.
    »Mein Gott!«, hauchte er. »Ich dachte, ich wäre tot!«
    »Mensch, was war denn los? Bist du gestolpert und gefallen?«, fragte Jane.
    »Ich habe es gejagt, aber ich schwöre es, das Ding ist über dieses Dach geflogen wie eine verdammte Monster-Fledermaus.«
    »Wovon redest du?«
    »Habt ihr es nicht gesehen?« Frost setzte sich auf; trotz der Dunkelheit konnte Jane sehen, dass er kreidebleich war und zitterte.
    »Ich habe nichts gesehen«, sagte Tam.
    »Es war genau hier, wo ihr jetzt steht. Es hat sich umgedreht und zu mir herübergeschaut. Ich bin zurückgewichen und habe den Halt verloren.«
    »Es?«, wiederholte Jane. »Reden wir hier von einem Menschen, oder was?«
    Frost atmete stockend aus. Er drehte sich um und blickte über die Dächer von Chinatown hinweg. »Ich weiß es nicht.«
    »Wie kann das sein?«
    Langsam stand Frost auf und sah in die Richtung, in die das Ding – was immer es war – entflohen war. »Für einen Menschen hat es sich zu schnell bewegt. Das ist alles, was ich euch sagen kann.«
    »Es ist dunkel hier oben, Frost«, sagte Tam. »Wenn man so mit Adrenalin vollgepumpt ist, kann man sich nicht immer so sicher sein, was man gesehen hat.«
    »Ich weiß, dass es verrückt klingt, aber irgendetwas war hier, und zwar etwas, das ich noch nie im Leben gesehen habe. Ihr müsst mir glauben!«
    »Okay«, sagte Jane und klopfte ihm auf die Schulter. »Ich glaube dir.«
    Frost sah Tam an. »Aber Sie glauben mir nicht, oder?«
    Im Halbdunkel konnten sie sehen, wie Tam die Schultern hob. »Wir sind hier in Chinatown. Da passieren die merkwürdigsten Sachen.« Er lachte. »Vielleicht ist an dieser Geistertour mehr dran, als wir geglaubt haben.«
    »Es war kein Geist«, sagte Frost. »Ich sag’s euch, es war aus Fleisch und Blut, und es hat genau da gestanden. Es war echt .«
    »Niemand außer Ihnen hat es gesehen«, wandte Tam ein.
    Frost ging mit unsicheren Schritten zur Dachkante und starrte auf die Straße hinunter. »Vielleicht doch.«
    Jane folgte ihm zur Kante und sah die Feuertreppe, über die sie hinaufgestiegen waren. Unter ihnen lag die Knapp Street, schwach erhellt vom Schein einer Straßenlaterne.
    »Siehst du sie?«, fragte Frost und deutete zur Hausecke, wo etwas an der Wand befestigt war.
    Eine Überwachungskamera.

17
    Um halb zehn war für die Mitarbeiter von Dedham Security, die mit der Bewachung von Gebäuden im gesamten Großraum Boston betraut waren, längst noch nicht Feierabend.
    »Die Kriminellen sind schließlich in der Regel eher Nachtarbeiter«, meinte Gus Gilliam, während er die drei Detectives an einer Reihe von Überwachungsmonitoren vorbeiführte. »Also müssen wir auch wach bleiben. Wenn irgendwo jemand einen Alarm auslöst – zack «, er schnippte mit den Fingern, »schon greifen wir zum Hörer und melden es dem Boston PD . Übrigens, wenn Sie mal eine Alarmanlage brauchen sollten, wenden Sie sich einfach an uns.«
    Tam ließ den Blick über die Live-Videobilder auf den Monitoren schweifen. »Wow, Sie haben Ihre Augen ja wirklich überall in der Stadt.«
    »Sogar in ganz Suffolk County. Und unsere Kameras sind tatsächlich funktionsfähig. Die Hälfte der Überwachungskameras, die Sie in der Stadt sehen, sind bloß Attrappen, die gar nichts aufzeichnen. Für die bösen Buben ist es also das reinste Hütchenspiel. Man weiß nie, welche Kamera einen gerade filmt und welche nicht. Aber die meisten machen lieber einen

Weitere Kostenlose Bücher