Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grabesstille

Grabesstille

Titel: Grabesstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
eingestiegen ist«, sagte Frost, »dann muss er auch wieder rauskommen, hab ich recht?«
    »Dann wollen wir mal sehen, was als Nächstes passiert«, sagte Gilliam und ließ den Film weiterlaufen. Sie beobachteten aufmerksam den Monitor, während die Minuten verstrichen. Zwei offensichtlich betrunkene Männer wankten die Knapp Street entlang und verschwanden um die Ecke.
    Sekunden später stieß Jane atemlos hervor: » Da! «
    Gilliam hielt das Bild an und starrte auf einen geduckten Schatten, der auf der Feuertreppe hockte. Leise sagte er: »Was zum Teufel ist das?«
    »Ich hab doch gesagt , dass ich etwas gesehen habe«, rief Frost. »Das ist es!«
    »Ich habe keine Ahnung, was wir da vor uns haben«, sagte Tam. »Man kann kein Gesicht erkennen. Ich könnte noch nicht mal sicher sagen, ob es ein Mensch ist.«
    »Aber es ist ein Zweibeiner«, meinte Frost. »Seht ihr, wie es dahockt? Als ob es zum Sprung ansetzt.«
    Janes Handy klingelte. Das Geräusch erschreckte sie so, dass sie erst einmal durchatmen und ihre Stimme wiederfinden musste, ehe sie sich meldete. »Detective Rizzoli.«
    »Sie haben eine Nachricht auf meinem Anrufbeantworter hinterlassen«, sagte ein Mann. »Deshalb rufe ich Sie jetzt zurück. Hier ist Lou Ingersoll.«
    Sie setzte sich auf ihrem Stuhl auf. »Detective Ingersoll, wir versuchen schon die ganze Woche, Sie zu erreichen. Wir müssen dringend mit Ihnen reden.«
    »Worüber?«
    »Über einen Mord in Chinatown, begangen am vergangenen Mittwochabend. Das Opfer ist eine unbekannte Frau in den Dreißigern.«
    »Sie wissen schon, dass ich vor sechzehn Jahren beim Boston PD aufgehört habe? Wieso fragen Sie mich danach?«
    »Wir glauben, dass dieser Mord mit einem Ihrer alten Fälle in Zusammenhang stehen könnte – mit dem Massaker im Red Phoenix.«
    Es war lange still. »Ich möchte lieber nicht am Telefon darüber sprechen«, sagte er schließlich.
    »Wie wär’s dann, wenn wir uns treffen?«
    Sie hörte ihn im Zimmer umhergehen, hörte ihn schwer atmen. »Okay, ich glaube, der Wagen ist jetzt weg. Ich wünschte nur, ich hätte das verdammte Kennzeichen notieren können.«
    »Was für ein Wagen?«
    »Der Minibus, der die ganze Zeit auf der anderen Straßenseite gestanden hat, seit ich nach Hause gekommen bin. Wahrscheinlich derselbe Mistkerl, der bei mir eingebrochen ist, als ich oben im Norden war.«
    »Was geht da eigentlich vor?«
    »Kommen Sie doch gleich her, dann sage ich Ihnen, was meine Theorie ist.«
    »Wir sind gerade in Dedham. Wir brauchen bestimmt eine halbe Stunde, wenn nicht länger. Sind Sie sicher, dass wir nicht jetzt darüber reden können?«
    Wieder hörte sie seine Schritte. »Ich will am Telefon nichts sagen. Ich weiß nicht, wer mithört, und ich habe ihr versprochen, sie da rauszuhalten. Also werde ich einfach warten, bis Sie hier sind.«
    »Sagen Sie mir vielleicht mal, worum es überhaupt geht?«
    »Die Mädchen, Detective. Es geht darum, was mit diesen Mädchen passiert ist.«
    »Jetzt glaubt ihr mir wenigstens«, sagte Frost, als er mit Jane nach Boston zurückfuhr. »Jetzt, wo ihr es mit eigenen Augen gesehen habt.«
    »Wir wissen nicht, was wir auf diesem Video gesehen haben«, erwiderte sie. »Ich bin sicher, dass es eine logische Erklärung gibt.«
    »Ich habe noch nie einen Menschen sich so schnell bewegen sehen.«
    »Und was glaubst du, was es war?«
    Frost starrte aus dem Fenster. »Weißt du, Rizzoli, es gibt eine Menge Dinge auf dieser Welt, die wir nicht verstehen. Dinge, die so alt und so fremdartig sind, dass wir sie gar nicht für möglich halten würden.« Er hielt einen Moment inne. »Ich hatte mal eine chinesische Freundin.«
    »Echt? Wann war das?«
    »Damals auf der Highschool. Sie war gerade erst mit ihrer Familie aus Schanghai gekommen. Ein richtig liebes Mädchen, ganz schüchtern. Und sehr altmodisch.«
    »Vielleicht hättest du sie anstelle von Alice heiraten sollen.«
    »Tja, hinterher ist man immer schlauer. Hätte aber sowieso nicht funktioniert, weil ihre Eltern strikt dagegen waren, dass sie sich mit weißen Jungen einließ. Aber ihre Urgroßmutter, die hatte keine Probleme mit mir. Ich glaube, sie mochte mich, weil ich der Einzige war, der ihr Aufmerksamkeit schenkte.«
    »Also weißt du, Frost, gibt es eigentlich irgendeine alte Dame, die dich nicht mag?«
    »Ich habe mir gerne ihre Geschichten angehört. Sie hat geredet, und Jade hat für mich übersetzt. Die Sachen, die sie mir über China erzählt hat – Mann, wenn auch nur ein

Weitere Kostenlose Bücher