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Grabesstille

Grabesstille

Titel: Grabesstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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er sich nicht regte, gingen sie auf ihn zu.
    »Irene!«
    Ich wandte mich vom Schauplatz unter mir dieser geliebtesten aller Stimmen zu. Frank stieg aus dem Hubschrauber und lief auf uns zu.
    Ich winkte und schrie: »Alles in Ordnung.«
    Sein Gesicht verzog sich zu einem breiten Lächeln, und er rannte schneller.
    Drei Mitglieder des Sondereinsatzkommandos schafften es vor Frank die Leiter hinauf.
    »Uns fehlt nichts«, erklärte ihnen Ben. »Ist Parrish tot?«
    »Nein«, antwortete einer von ihnen, »aber verdammt nah dran. Anscheinend hat er sich das Genick gebrochen. Wir bringen ihn ins St. Anne’s. Ist gleich die Straße runter.«
    Frank kam die Leiter herauf, Bens Flex-Foot in der Hand.
    »Ich dachte, den könnten Sie vielleicht brauchen«, sagte er und reichte ihn Ben.
    »Danke«, erwiderte Ben. »Ich habe mich schon gefragt, wie ich ohne ihn da runterkommen soll.« Er untersuchte ihn und stellte fest, dass er zwar ein bisschen verschrammt, aber nicht massiv beschädigt war.
    »Ich glaube, meinem Handy ist es nicht so gut ergangen«, sagte ich. Als ich Frank erzählte, wie ich es verwendet hatte, lachte er und nahm mich in die Arme. »Parrish wusste einfach nicht, worauf er sich eingelassen hatte, was?« Doch er hielt mich fest umklammert, als müsse er sich selbst versichern, dass mir nichts fehlte. Es war ein gutes Gefühl – so sicher hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt.
    »Oh!«, sagte ich und verließ diese Phase des Wohlbehagens. »Mir ist gerade etwas eingefallen! Phil Newly hat mich angerufen, und er wurde von meinem Platz aufs Handy weitergeleitet. Kannst du mithilfe der Handy-Daten die Nummer herausfinden?«
    »Nicht nötig«, erwiderte Frank. »Newly hat uns ebenfalls angerufen.«
    »Die Polizei?«
    »Ja. Daher wusste ich ja, dass du hier bist. Newly meinte, er hätte versucht, dich anzurufen, und du hättest ihm gesagt, du seist mit Nick Parrish hier oben, hättest Angst und bräuchtest die Polizei.«
    »Wo war er denn?«
    »Er sagt, er hätte sich versteckt. Er hatte Angst vor Parrish. Er meinte, nachdem du die Knochen und die Rosen bekommen hattest, hätte er gewusst, dass Parrish wieder in der Gegend ist, und sich davongemacht. Er hat ein Strandhaus weiter unten an der Küste gemietet und nicht einmal seiner Schwester gesagt, wie sie ihn erreichen kann. Er hat die Nachrichten heute Abend gehört und beschlossen, nach Hause zu fahren.«
    »Und warum hat er mich angerufen?«
    »Er befürchtete eine feindselige Reaktion der Polizei und dachte, du könntest ihm zu einem Treffen mit mir verhelfen, bevor alles aus dem Ruder laufen würde. Ich habe ihm nicht verraten, dass du es warst, die darauf bestanden hat, dass wir ihn überprüfen. Er hat seinerseits einen Strafverteidiger engagiert, hat aber eingewilligt, sich morgen mit uns zu treffen.«
    »Moment mal«, wandte ich ein. »Ihr habt eine blutige Kreissäge und dergleichen mehr in seinem Haus gefunden, stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Und die Beinknochen in den Rosen hätten mit einer Säge zertrennt worden sein können, oder, Ben?«
    »Stimmt.«
    »Ich habe Phil getroffen, und am selben Abend sind die Knochen auf unserer Schwelle aufgetaucht. Wenn er abgereist ist, nachdem er von den Knochen gehört hatte, ist er auch abgereist, nachdem sie in seiner Garage bearbeitet worden waren. Falls er unschuldig ist, muss er zugleich taub sein – denn dann hat er ein grässlich lautes Geräusch in seiner Garage überhört. Ganz zu schweigen davon, dass er den ungewöhnlichen Anblick einer blutigen Werkbank übersehen hat, als er seinen Wagen rausgefahren hat.«
    »Nicht unbedingt«, meinte Ben. »Sie gehen von Nachrichtenmeldungen aus, die auf Quellen aus zweiter Hand basieren.«
    »Ben Sheridan –«
    »Nein, ich versuche nicht, einen Streit über die Medien vom Zaun zu brechen. Frank, Sie waren doch in Newlys Garage und haben alles mit eigenen Augen gesehen. War die Werkbank blutig?«
    »Ja.«
    »Wenn dort Blut war, so stammte es vermutlich von Camilles Leiche.« Er wandte einen Moment den Blick ab und sagte dann: »Oder vielleicht von der Unbekannten im Müllcontainer. Was auch immer, das Blut stammt jedenfalls nicht von den Oberschenkelknochen der Toten aus Oregon.«
    »Moment mal –«, protestierte ich.
    »Er hat Recht«, erklärte Frank. »Tote bluten normalerweise nicht, weil das Herz nicht mehr schlägt. Man kann zwar einer Leiche kurz nach dem Tod Blut abzapfen, aber die Frauen in Oregon wurden schon vor mehreren Wochen ermordet. Parrish

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