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Grabesstille

Grabesstille

Titel: Grabesstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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und wieder zurück marschieren, er musste die anderen finden, und jetzt ist er wieder davongewandert. Er hat die meiste Zeit auf den Beinen verbracht.«
    »Ich glaube schon – zumindest hört es sich für mich so an.«
    »Erzählen Sie mir von den Leuten in der Gruppe. Den Ranger können Sie weglassen – ich glaube nicht, dass er in diesem Teil des gesamten Komplexes eine große Rolle spielt. Schildern Sie mir nur die anderen.«
    »Einschließlich Parrish?«
    »Vor allem Parrish.«
    Frank sagte ihm alles, was ihm einfiel, obwohl er wenig über Ben Sheridan, David Niles oder Andy Stewart wusste. Anhand von Daltons Fragen begriff er rasch, was den anderen interessierte: Wie würde diese Gruppe zusammenarbeiten? Wie würde sie Entscheidungen fällen? Wie fit war jeder Einzelne? Wie erfahren im Wandern?
    Das Hauptproblem, das sich ihnen stellte – wohin war die Gruppe gegangen, nachdem sie sich von Newly getrennt hatte? –, kam Frank mehr und mehr wie die Art von Problem vor, mit der er es Tag für Tag zu tun hatte.
    Menschliches Verhalten. Wenn man also dieser oder jener war und so dachte, wie er es tat und in dieser Situation steckte, was würde man dann als Nächstes tun? Nach der ziellosen, quälenden Beklommenheit der letzten Stunden wusste Frank nun, dass er etwas in der Hand hatte, womit er arbeiten konnte, etwas, worauf er sich konzentrieren konnte.
    »Sie glauben, Parrish hat diese Frauen lebend dorthin gebracht?«, fragte Dalton.
    »Ja«, antwortete Frank. »Er hat uns erzählt, er hätte Julia Sayre zu der Landebahn geflogen, sie etwa einen Tag lang wandern lassen, sie gezwungen, ihr eigenes Grab auszuheben, und dann hat er sie gefoltert und umgebracht. Die Sache war von vorn bis hinten geplant. Er hatte sie lange vor dem Mord ausgewählt. Er ist weder ein Chaot noch ein Gelegenheitstäter. Wenn Sie ihn reden hören, hat er alles unter Kontrolle.« Er runzelte die Stirn. »Abgesehen von …«
    »Abgesehen von diesem Opfer, bei dem Sie ihn gefasst haben.«
    »Ich habe ihn nicht gefasst. Es war nicht mein Fall, aber –«
    »War es schwer, ihn zu fassen?«
    »Nein«, antwortete Frank, der bereits ahnte, worauf dies hinauslief. »Es war nicht so schwer, wie es hätte sein sollen.«
    »Hat er ein Muster durchbrochen?«
    »Stinger, mit nur einer Leiche und weiter nichts als Parrishs eigener Version des Falls Sayre«, wandte Jack spöttisch ein, »woher sollen die Cops da wissen, welcher der beiden Fälle dem Muster entspricht?«
    Aber Frank war nicht so schnell mit einer Antwort bei der Hand, weil er wusste – er wusste einfach, dass es noch weitere Opfer gegeben hatte. Er hatte dies auch seinen Vorgesetzten mitgeteilt, als die Nachricht über den Handel mit Parrish bekannt geworden war. Jeder andere Ermittler in seinem Revier hatte das Gleiche gesagt. Sie alle hatten gewusst, dass der Staatsanwalt eine falsche Entscheidung getroffen hatte.
    »Mr. Dalton hat Recht«, sagte Frank. »Parrish hat ein Muster durchbrochen.« Er holte Luft, um sich zu beruhigen. »Er wollte, dass wir ihn fassen.«
    »Weil –?«, hakte Dalton nach.
    »Weil er weiß, dass er entkommen wird.«
    »Das wünscht er sich vielleicht«, sagte Jack und musterte Frank, der begonnen hatte, auf und ab zu gehen. »Aber er konnte nicht wissen, wer in die Berge hinaufwandern oder wie schwer er bewacht werden würde.«
    Frank gab ihm keine Antwort. Er dachte an Parrishs zwei bekannte Opfer. Dunkle Haare, blaue Augen. Etwa in Irenes Alter.
    »Sie brauchen dieses Stück Fußboden nicht zu polieren, Frank«, meinte Dalton. »Kommen Sie hier rüber und werfen Sie einen Blick auf die Landkarten. Mutter Natur hat uns ein bisschen Zeit geschenkt, um zu ergründen, wo unser Mann sich ein paar Friedhöfe angelegt hat. Demzufolge, was dieser Ranger und der Botaniker sagen, suchen wir nach zwei Wiesen, die durch eine Hügelkette voneinander getrennt sind. Das könnten verschiedene Stellen sein, aber nicht so viele, wie man glauben könnte.«
    »Nein«, stimmte Frank zu. »Die beiden haben es in weniger als einem Tag geschafft, und dabei mussten sie noch eine Leiche tragen und bei Regen wandern.«
    »War Julia Sayre eine schwere Frau?«
    »Nein. Und von der Leiche ist nach dieser langen Zeit vielleicht nicht mehr als ein Skelett übrig.«
    »Gut. Also schauen wir mal, wie das Gelände aussieht, und zeichnen wir uns ein paar Kreise ein. Wir suchen uns ein paar mögliche Stellen aus, und dann, sobald es aufklart, überfliegen wir sie. Es spart Zeit, wenn wir ein

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