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Grabesstille

Grabesstille

Titel: Grabesstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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dürfe.
    Während er ihm zusah, wie er mit erhobenen Händen durch den Regen ging, fragte sich Frank, ob Jack jetzt gerade Kopf und Kragen für Irene riskierte. Doch als ob Jack ihre Befürchtungen gespürt hätte, blickte er über die Schulter zu ihnen zurück und lächelte.
    Deke und Dunk hoben die Schnauzen zum offenen Fenster und sahen gespannt zu, wie sich Jack immer weiter vom Wagen entfernte.
    Es war Jacks Idee gewesen, die Hunde mitzunehmen.
    »Sie sind aber nicht darauf trainiert, Spuren zu suchen«, hatte Frank eingewandt. »Und ich will mir nicht auch noch um die Hunde Sorgen machen müssen. Die finden die Gruppe auch nicht schneller als wir.«
    »Auf dieser Expedition, an der Irene teilnimmt, ist ein Rüde dabei, stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Dann finden sie vielleicht diesen anderen Hund. Außerdem waren eure Hunde mehr als einmal mit mir zelten. Die können sich benehmen.«
    »Bei dir schon«, sagte Travis und fasste damit Franks Befürchtungen zu diesem Thema in Worte.
    Doch schließlich durften die Hunde mitkommen. Frank hatte jemanden gefunden, der sich um die Katze kümmern würde. Zum Schluss hatte er noch Pete Baird angerufen und ihm von seinem Plan berichtet, Irene zu suchen.
    Nachdem er sich die Warnungen seines Partners über die unvermeidlichen Scherereien in der Arbeit angehört hatte, hatte Frank Petes Angebot, ihn zu begleiten, abgelehnt.
    »Ich hätte dich sehr gern dabei, aber es reicht schon, wenn einer von uns Ärger kriegt. Ich brauche dich auf dem Revier, damit du um meine Wiedereinstellung bitten kannst. Wenn außerdem Irene vor mir heil nach Hause kommen sollte, kannst du ihr sagen, wo ich bin. Und ich brauche jemanden, der verfolgt, was sich hier abspielt, und der versucht, mich zu erreichen, falls sich etwas tut, solange ich noch in Handy-Reichweite bin.«
    »Noch irgendetwas, was ich für dich tun kann, bevor du gefeuert wirst, weil du dich in Thompsons Ermittlungen eingemischt hast?«, fragte Peter.
    »Ja. Wenn wir bis Sonntag um sechs nicht zurück sind, komm uns suchen.«
     
    Also saß Frank nun im Wagen und sah einem Mann nach, der in den Augen vieler sein unpassendster Freund war. Jack Fremont, tätowiert und mit Narben im Gesicht, der schwarzes Leder und einen goldenen Ohrring trug und sich den Schädel kahl rasiert hatte, sah wie maßgeschneidert für den Posten aus, den er früher einmal bekleidet hatte: Anführer einer Motorradgang. Dass Jack schon in Reichtum geboren worden und nach ein paar Jahren des Umherziehens heute einer der reichsten Männer von Las Piernas war, erstaunte fast jeden, der es erfuhr. Es war keine Tatsache, die er zur Schau stellte. Er passte besser in die Rolle, die er momentan spielte.
    »Stinger Dalton, du abgefuckte alte Sackratte, steck deine Knarren weg!«, rief er.
    »Jack?«, rief eine tiefe, raue Stimme fragend zurück. »Mein Gott, ich glaube meinen Scheiß-Augen nicht. Ich dachte, du wärst tot!«
    »Was? Und da bildest du dir ein, dass ich nicht schon längst bei dir gespukt hätte?«
    Die Haustür ging auf, und ein hagerer Mann mit einer Schrotflinte trat auf eine baufällige Veranda. Er war mittelgroß, trug Jeans, schwere Stiefel und ein ärmelloses blaues T-Shirt. Er hatte langes graues Haar, das ihm zu einem Zopf geflochten den Rücken hinabfiel. Seine Arme waren mit Tätowierungen bedeckt. Als er in Sichtweite kam, begannen die Hunde zu winseln.
    »Ruhe«, wies Frank sie zurecht, da er versuchte, das Gespräch draußen mitzuhören.
    »Was zum Teufel ist denn mit deinen Haaren passiert, Mann? Und wer hat dir das Gesicht ruiniert?«
    »Jedes Mal, wenn du mich siehst, stellst du mir dieselben Fragen. Lass dir mal von jemandem einen neuen Text schreiben. Mann, stell die Flinte weg. Ich möchte dich mit ein paar Freunden von mir bekannt machen.«
    Dalton sah misstrauisch zum Van hinüber.
    »Ich würde dir nie Ärger ins Haus schleppen, Stinger. Das weißt du.«
    »Keine FBI-Fritzen?«
    »Scheiße, Stinger. Wir wissen doch beide, dass du dich nicht vorm FBI versteckst.«
    »Ist einer von denen vom FBI?«, wiederholte er hartnäckig.
    »Nein. Einer von ihnen ist ein Cop –«
    »Was!« Dalton hob das Gewehr.
    Herrgott, dachte Frank, warum hast du ihm denn das erzählt?
    »Also, Stinger, jetzt bin ich aber gleich beleidigt«, sagte Jack leichthin. »Ich würde dir gern klarmachen, dass er zwar Polizist ist, aber nicht wegen einer Anzeige oder so hier ist. Er ist ein Freund von mir. Du hast mich doch schon von Frank erzählen hören. Er

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