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Grabkammer

Grabkammer

Titel: Grabkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Seite. »Da ist Alice mal ein paar Wochen verreist, und schon vergisst du, dass du verheiratet bist.«
    »Es ist ja nur, weil ich nie gedacht hätte, dass eine Archäologin so scharf aussehen kann.«
    Sie zogen ihre Plastiküberschuhe und Kittel an und stießen die Tür zum Obduktionssaal auf.
    »Hallo, Doc«, sagte Jane. »Ist die da wirklich ein Fall für uns?«
    Maura, die am Leuchtkasten stand, drehte sich zu ihnen um, und ihr Blick war wie gewöhnlich todernst. Andere Rechtsmediziner mochten am Seziertisch Witze reißen oder ironische Kommentare zum Besten geben, aber von Maura hörte man in Gegenwart der Toten selten auch nur ein Lachen. »Das werden wir gleich herausfinden.« Sie stellte ihnen die bei den Gäste vor, die Jane schon durch das Sichtfenster gesehen hatte. »Das ist Dr. Nicholas Robinson, der Kurator. Und das ist seine Kollegin Dr. Josephine Pulcillo.«
    »Sie sind beide vom Cripsin Museum?«, fragte Jane.
    »Und sie sind beide nicht gerade glücklich über das, was ich hier vorhabe«, sagte Maura.
    »Es ist ein zerstörender Eingriff«, bestätigte Robinson.
    »Es muss doch möglich sein, an diese Informationen heranzukommen, ohne sie aufzuschneiden.«
    »Genau deshalb wollte ich Sie ja dabeihaben, Dr. Robinson«, entgegnete Maura. »Damit Sie mir helfen, den Schaden auf ein Minimum zu begrenzen. Ich will auf keinen Fall eine kostbare Antiquität zerstören.«
    »Ich dachte, das CT gestern Abend hätte eindeutig ein Projektil gezeigt«, bemerkte Jane.
    »Das hier sind die Röntgenaufnahmen, die wir heute Morgen gemacht haben«, sagte Maura. »Was denkst du?«
    Jane trat an den Schaukasten und studierte die aufgehängten Filme. In der rechten Wade schimmerte etwas, das eindeutig nach einem Geschoss aussah. »Tja, ich kann mir gut vorstellen, wieso du da gestern Abend ausgeflippt bist.«
    »Ich bin nicht ausgeflippt.«
    Jane lachte. »Aber so dicht dran, wie ich dich noch nie erlebt hatte.«
    »Ich gebe zu, ich war verdammt schockiert, als ich es gesehen habe. Das waren wir alle.« Maura deutete auf die Knochen im rechten Unterschenkel. »Siehst du hier den Bruch im Wadenbein – er wurde vermutlich von diesem Projektil verursacht.«
    »Du sagtest, es sei passiert, als sie noch am Leben war?«
    »Man kann den Ansatz einer Kallusbildung erkennen.
    Dieser Knochen war schon im Heilungsprozess begriffen, als sie starb.«
    »Aber die Leinenhüllen sind zweitausend Jahre alt«, wandte Dr. Robinson ein. »Das haben wir nachgewiesen.«
    Jane betrachtete eingehend die Röntgenbilder und suchte angestrengt nach einer logischen Erklärung für das, was sie da sahen. »Vielleicht ist es ja gar kein Geschoss. Vielleicht ist es irgend so ein uraltes Metallteil. Eine Speerspitze oder so was in der Art.«
    »Das ist keine Speerspitze, Jane«, sagte Maura. »Es ist ein Geschoss.«
    »Dann hol es raus. Beweise es mir.«
    »Und wenn ich es beweise?«
    »Dann stehen wir vor einem verdammt kniffligen Rätsel, nicht wahr? Ich meine, welche denkbaren Erklärungen bieten sich denn überhaupt an?«
    »Wisst ihr, was Alice gesagt hat, als ich es ihr gestern Abend am Telefon erzählt habe?«, warf Frost ein. »Zeitreisen. Das war das Erste, was ihr dazu einfiel.«
    Jane lachte. »Seit wann fährt deine Alice denn auf soIchen Hokuspokus ab?«
    »Aber es ist theoretisch möglich, in die Vergangenheit zu reisen«, beharrte er. »Und zum Beispiel eine Pistole ins alte Ägypten zu schmuggeln.«
    Maura fuhr ungeduldig dazwischen: »Könnten wir uns bitte auf realistische Erklärungen beschränken?«
    Jane musterte stirnrunzelnd den hellen Metallklumpen, der nicht anders aussah als die vielen anderen, die sie schon auf zahllosen Röntgenbildern lebloser Gliedmaßen und zerschmetterter Schädel hatte leuchten sehen. »So eine Erklärung will mir beim besten Willen nicht einfallen«, sagte sie. »Also, warum schneidest du sie nicht einfach auf und siehst nach, was dieses Metallding eigentlich ist? Vielleicht haben die Archäologen ja doch recht. Vielleicht ziehst du einfach nur voreilige Schlüsse, Maura.«
    »Als Kurator«, sagte Robinson, »habe ich die Pflicht, sie zu schützen und zu verhindern, dass sie sinnlos in Stücke gerissen wird. Können Sie den Schaden wenigstens auf die relevante Körperregion begrenzen?«
     
    Maura nickte. »Das ist eine vernünftige Vorgehensweise.«
    Sie trat an den Tisch. »Drehen wir sie um. Wenn es eine Eintrittswunde gibt, muss sie sich in der rechten Wade befinden.«
    »Das machen wir am besten

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