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Grabkammer

Grabkammer

Titel: Grabkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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da steif und unbeholfen auf seinem samtenen Thron hockte.
    »Wir werden tun, was wir können, um Sie bei Ihren Ermittlungen zu unterstützen«, sagte Simon. »Dr. Robinson ist für das Tagesgeschäft zuständig. Ich fürchte, dass ich selbst keine große Hilfe bin, seit ich mir die Hüfte gebrochen habe.«
    »Wie ist das passiert?«, fragte Jane.
     
    »Ich bin bei einer Ausgrabung in der Türkei in eine Grube gefallen.« Er bemerkte Janes fragenden Blick und lächelte. »Ja, trotz meines reifen Alters von zweiundachtzig habe ich noch im Feld gearbeitet. Ich bin nie ein reiner Stubenarchäologe gewesen. Ich bin der Überzeugung, dass man sich die Hände schmutzig machen muss, denn sonst ist man nichts als ein Hobbyforscher.« Die Verachtung, die er in das letzte Wort legte, machte überdeutlich, was er von soIchen Dilettanten hielt.
    »Sie werden wieder im Feld stehen, ehe Sie sich’s versehen, Simon«, sagte Debbie. »In Ihrem Alter ist Zeit der wichtigste Faktor bei der Heilung.«
    »Ich habe keine Zeit. Ich bin seit sieben Monaten nicht mehr in der Türkei gewesen, und ich fürchte, dass es bei der Grabung inzwischen drunter und drüber geht.« Er seufzte. »Aber es dürfte kein Vergleich mit dem Schlamassel sein, in dem wir hier stecken.«
    »Ich nehme an, Dr. Robinson hat Ihnen erzählt, was wir gestern bei der Obduktion herausgefunden haben«, sagte Jane.
    »Ja. Und es wäre eine Untertreibung zu sagen, dass ich schockiert bin. Das ist nicht die Art von Aufmerksamkeit, die irgendein Museum sich wünschen könnte.«
    »Ich bezweifle auch, dass es die Art von Aufmerksamkeit ist, die Madam X sich gewünscht hätte.«
    »Mir war nicht einmal bekannt, dass wir eine Mumie in unserer Sammlung hatten, bis Nicholas bei seiner Inventur auf sie gestoßen ist.«
    »Er sagte, das sei im Januar gewesen.«
    »Richtig. Kurz nach meiner Hüftoperation.«
    »Wie kann ein Museum so etwas Wertvolles wie eine Mumie einfach aus den Augen verlieren?«
    Er lächelte ein wenig verlegen. »Besuchen Sie irgendein beliebiges Museum mit einer umfangreichen Sammlung, und Sie werden mit großer Wahrscheinlichkeit feststellen, dass in den Kellerräumen mindestens so ein Durcheinander herrscht wie bei uns. Unser Haus ist hundertdreißig Jahre alt. In dieser Zeit haben mehr als ein Dutzend Kuratoren und Hunderte von Praktikanten, Museumsführern und anderen Freiwilligen unter diesem Dach gearbeitet. Feldnotizen und Aufzeichnungen gehen verloren, Exponate werden verlegt. Ist es da so verwunderlich, dass wir manchmal den Überblick verlieren?« Er seufzte wieder. »Ich fürchte, ich muss selbst den größten Teil der Schuld auf mich nehmen.«
    »Wieso?«
    »Weil ich die Einzelheiten des Museumsbetriebs allzu lange in den Händen von Dr. William Scott-Kerr, unserem ehemaligen Kurator, gelassen habe. Ich war so viel im Ausland, dass ich nicht mitbekam, was hier im Haus vorging. Aber Mrs. Willebrandt sah, wie es mit ihm bergab ging. Wie er anfing, Papiere nicht richtig abzulegen oder Exponate falsch zu etikettieren.
    Schließlich wurde er so vergesslich, dass er nicht einmal mehr die simpelsten Werkzeuge identifizieren konnte. Das Tragische ist, dass dieser Mann einmal ein glänzender Wissenschaftler war, ein ehemaliger Feldarchäologe, der in der ganzen Welt gearbeitet hatte. Mrs. Willebrandt schrieb mir von ihren Befürchtungen, und als ich nach Hause kam, sah ich gleich, dass wir ein ernstes Problem hatten. Ich brachte es nicht übers Herz, ihn auf der Stelle zu entlassen, und wie es das Schicksal wollte, war das auch gar nicht nötig. Er wurde von einem Auto angefahren und tödlich verletzt, direkt vor diesem Gebäude. Er war erst vierundsiebzig, aber es war wahrscheinlich ein Segen angesichts der düsteren Prognose für die Jahre, die ihm noch geblieben wären.«
    »War es Alzheimer?«, fragte Jane.
    Simon nickte. »Wahrscheinlich hätte man die ersten Anzeichen schon zehn Jahre früher bemerken können, aber William verstand es gut, seine Krankheit zu verbergen. Er hinterließ die Sammlung in einem chaotischen Zustand. Das ganze Ausmaß wurde uns erst bewusst, als ich vor drei Jahren Dr. Robinson einstellte und er feststellte, dass die Bücher mit den Neuerwerbungen unvollständig waren. Für eine Reihe von Transportkisten im Keller konnte er keine Unterlagen finden. Als er im Januar die Kiste mit Madam X öffnete, ahnte er nicht, was er darin vorfinden würde. Glauben Sie mir, wir waren alle wie vom Donner gerührt. Wir hatten nicht die

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