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Grabkammer

Grabkammer

Titel: Grabkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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nicht, ob es einen Zusammenhang gibt.«
    »Drei Opfer, alle auf bizarre Weise konserviert? Das ist eine ziemlich einmalige Handschrift.«
    »Ich habe das dritte Opfer noch nicht obduziert, also kann ich Ihnen über sie noch nichts sagen. Nicht einmal, wie sie konserviert wurde.«
    »Ich habe gehört, es handle sich nicht um eine klassische Mumifizierung. »
    »Wenn Sie mit klassisch meinen, dass sie gepökelt, getrocknet und in Leinen gewickelt wurde – nein, das war nicht der Fall.«
    »Ihre Gesichtszüge sind relativ intakt?«
    »Ja. Sogar verblüffend intakt. Aber das Gewebe enthält noch Feuchtigkeit. Ich habe noch nie eine Leiche wie diese obduziert. Ich bin mir nicht einmal sicher, wie ich sie in ihrem gegenwärtigen Zustand erhalten soll.«
    »Was ist mit der Besitzerin des Wagens? Sie ist doch Archäologin, nicht wahr? Hat sie eine Ahnung, wie die Leiche konserviert wurde?«
    »Ich habe noch nicht mit ihr gesprochen. Nach dem, was Jane mir berichtet hat, war die Frau ziemlich erschüttert.« Er stellte seine Kaffeetasse ab, und sein Blick war so direkt, dass es sich wie ein tätlicher Angriff anfühlte. »Was wissen Sie über Dr. Pulcillo?«
    »Wieso fragen Sie nach ihr?«
    »Weil sie für diese Leute arbeitet, Maura.«
    »Diese Leute?«
    »Das Crispin Museum.«
    »Sie sagen das so, als ob das eine zwielichtige Institution wäre.«
    »Sie haben eingewilligt, bei dem CT dabei zu sein. Sie wurden Teil des Medienzirkus, der um Madam X veranstaltet wurde. Sie müssen gewusst haben, worauf Sie sich da einlassen.«
    »Der Kurator hatte mich eingeladen, bei der Untersuchung zugegen zu sein. Er hat mir nicht gesagt, dass es einen Medienzirkus geben würde. Er dachte einfach nur, dass es mich interessieren könnte, und das war natürlich der Fall.«
    »Und Sie wussten nichts über das Museum, als Sie sich zur Mitwirkung bereit erklärten?«
    »Ich war vor einigen Jahren einmal im Crispin. Es ist eine eigenartige Sammlung, aber durchaus sehenswert. Es unterscheidet sich gar nicht so sehr von anderen Privatmuseen, die ich besichtigt habe – gegründet von wohlhabenden Familien, die ihre Sammlungen zur Schau stellen wollen.«
    »Die Crispins sind eine ganz besondere Familie.«
    »Was macht sie so besonders?«
    Er setzte sich ihr gegenüber auf den Stuhl, sodass er auf gleicher Augenhöhe mit ihr war. »Die Tatsache, dass niemand weiß, woher sie stammt.«
    »Ist das so wichtig?«
    »Es ist ein wenig merkwürdig, finden Sie nicht? Der erste Crispin, von dem wir wissen, war Cornelius, der im Jahr 1850 in Boston auftauchte. Er behauptete, ein adliger Engländer zu sein.«
    »Sie deuten an, dass dem nicht so war.«
    »In England gibt es keinerlei Aufzeichnungen über ihn. Und auch sonst nirgendwo. Eines Tages erschien er ganz einfach auf der Bildfläche, und er wird als gut aussehender Mann von sehr einnehmendem Wesen beschrieben. Er heiratete eine Tochter aus gutem Hause und baute sein Vermögen immer weiter aus. Er und seine Nachkommen waren eifrige Sammler und unentwegt auf Reisen, und sie brachten Merkwürdigkeiten aus allen Kontinenten mit. Es waren die üblichen Dinge – Schnitzereien, Grabbeigaben und präparierte Tierkörper. Aber was Cornelius und seine Familie ganz besonders zu interessieren schien, waren Waffen. Alle Arten von Waffen, wie sie von Kriegern rund um den Globus verwendet wurden. Und angesichts der Art und Weise, wie die Familie zu ihrem Vermögen kam, war dies auch das passende Spezialgebiet.«
    »Wie denn?«
    »Durch Kriege, Maura. Seit Cornelius’ Tagen sind die Crispins immer Kriegsgewinnler gewesen. Er selbst wurde im amerikanischen Bürgerkrieg zum reichen Mann, indem er die Südstaaten mit Waffen belieferte. Seine Nachkommen führten die Tradition fort und profitierten von Konflikten in aller Welt, von Afrika über den Nahen Osten bis nach Asien. Sie schlossen einen Geheimpakt mit Hitler, um seine Truppen mit Waffen zu versorgen, und rüsteten gleichzeitig die Alliierten aus. In China unterstützten sie sowohl die nationalistischen als auch die kommunistischen Streitkräfte. Ihre Handelsware tauchte in Algerien, im Libanon und in Belgisch-Kongo auf. Es spielte keine Rolle, wer gegen wen kämpfte. Sie ergriffen nie Partei, sie strichen nur das Geld ein. Solange irgendwo auf der Welt Blut vergossen wurde, war ihr Profit ihnen gewiss.«
    »Inwiefern ist das für diese Ermittlungen relevant?«
    »Ich möchte nur, dass Ihnen klar ist, wer hinter dieser Institution steht und welches Erbe auf ihr

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