Grabkammer
Ende begrüßte, war ebenso vertraut wie freundlich. »Dr. Isles, hier ist Carter vom Labor. Ich habe ein paar interessante GC-MS-Resultate.«
»Wovon sprechen Sie?«
»Von den Gewebeproben, die Sie uns am Donnerstag geschickt haben.«
»Von der Leiche aus dem Kofferraum? Sie haben schon die Gaschromatographie gemacht?«
»Ich wurde eigens am Wochenende ins Labor beordert, um eine Eilanalyse zu machen. Ich dachte, die Anweisung sei von Ihnen gekommen.«
»Nein, das war ich nicht.« Sie drehte sich zu Sansone um, der sie so genau beobachtete, dass sie sich gezwungen sah, seinem Blick auszuweichen. »Reden Sie weiter«, sagte sie in den Hörer.
»Ich habe mit der Probe eine Flash-Pyrolyse gemacht, und bei der Gaschromatographie mit Massenspektrometrie-Kopplung konnte ich sowohl kollagene als auch nicht-kollagene Proteine in großer Menge nachweisen. Ich weiß nicht, wie alt die Probe ist, aber das Gewebe ist jedenfalls sehr gut erhalten.«
»Ich habe auch ein Screening auf Gerbstoffe angefordert. Haben Sie welche gefunden?«
»Wir haben die meisten bekannten Gerbstoffe ausschließen können. Aber was ich gefunden habe, ist eine Chemikalie namens 4-Isopropenylphenol.«
»Ich habe keine Ahnung, was das heißt.«
»Ich musste selbst eine Weile recherchieren. Wie sich herausstellte, ist diese Substanz ein charakteristisches Pyrolyse-Produkt des Torfmooses.«
»Moos?«
»Genau. Hilft Ihnen das irgendwie weiter?«
»Ja«, sagte sie leise. »Ich glaube schon.« Es sagt mir genau das, was ich wissen muss. Sie legte auf und starrte noch eine Weile den Hörer an, sprachlos angesichts dieses Laborergebnisses. Das hier ging über die Grenzen ihres Wissensgebiets hinaus; es lag jenseits all dessen, womit sie es in ihrem Sektionssaal je zu tun gehabt hatte, und ohne fachmännischen Beistand wollte sie nicht fortfahren.
»Maura?«
Sie wandte sich zu Sansone um. »Können wir diese Diskussion ein andermal fortsetzen? Ich muss einige Anrufe erledigen.«
»Dürfte ich einen Vorschlag machen, bevor ich gehe? Ich kenne einen Herrn, den Sie vielleicht konsultieren sollten. Einen gewissen Dr. Pieter Vandenbrink. Ich kann den Kontakt herstellen.«
»Warum erzählen Sie mir von ihm?«
»Sie werden feststellen, dass sein Name sehr häufig im Internet auftaucht. Sehen Sie sich seinen Lebenslauf an, dann werden Sie wissen, warum.«
Die Ü-Wagen des Fernsehens waren wieder da, und es waren noch mehr als beim letzten Mal. Wenn ein Mörder erst einen Spitznamen hat, wird er zum Gemeingut, und jetzt wollten alle Nachrichtensender von der Fahndung nach dem Archäologie-Mörder berichten.
Jane spürte, wie die allsehenden Augen der Kameras ihr folgten, als sie und Frost vom Parkplatz zum Eingang des Rechtsmedizinischen Instituts gingen. In ihrer ersten Zeit als Detective hatte sie es unheimlich aufregend gefunden, als sie sich in den Abendnachrichten gesehen hatte. Das hatte sich allerdings schnell gelegt, und heutzutage reagierte sie eher gereizt auf den Anblick von Reportern. Anstatt ihr Gesicht in die Kameras zu halten, ging sie mit gesenktem Kopf und hochgezogenen Schultern; in den Sechs-Uhr-Nachrichten heute Abend würde sie wahrscheinlich wie ein buckliger Troll in einem blauen Blazer wirken.
Es war eine Erleichterung, als sie endlich das Gebäude erreicht hatte und den zudringlichen Zoom-Objektiven entfliehen konnte, aber das Schlimmste lag noch vor ihr. Während sie mit Frost zum Autopsiesaal ging, spürte sie, wie ihre Muskeln sich anspannten und ihr Magen zu revoltieren begann, wenn sie an das dachte, was sie heute auf dem Obduktionstisch erwartete.
Im Vorraum war Frost ungewöhnlich still, während sie in ihre Kittel und Schuhüberzieher schlüpften. Als sie einen Blick durch das Sichtfenster wagte, sah sie zu ihrer Erleichterung, dass die Leiche noch mit einem Tuch abgedeckt war – eine kurze Gnadenfrist vor dem grausigen Spektakel. Von grimmigem Pflichtbewusstsein erfüllt, stieß sie die Tür zum Sektionssaal auf.
Maura hatte soeben Röntgenfilme an den Leuchtkasten gehängt, und die Gebissaufnahmen der unbekannten Toten Nummer drei schimmerten vor der Hintergrundbeleuchtung.
Sie sah die beiden Detectives an. »Nun, was haltet ihr davon?«, fragte sie.
»Ziemlich gute Zähne, würde ich sagen«, antwortete Jane.
Maura nickte. »Hier sind zwei Amalgamfüllungen, und dazu noch eine Goldkrone auf einem unteren linken Backenzahn. Ich sehe keine Spuren von Karies und auch keinen Knochenrückgang an den Alveolen,
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