Grabkammer
lastet. Das Crispin Museum wurde mit Blut finanziert. Wenn Sie durch dieses Gebäude gehen, müssen Sie wissen, dass jede Goldmünze und jede Vase, die Sie sehen, durch einen Krieg irgendwo auf der Welt bezahlt wurde. Es ist ein Ort des Bösen, Maura, erbaut von einer Familie, die einen Schleier über ihre Vergangenheit gezogen hat. Eine Familie, deren Wurzeln wir nie kennen werden.«
»Ich weiß schon, worauf Sie hinauswollen. Sie werden mir gleich erzählen, dass die Crispins von einem Dämonengeschlecht abstammen. Dass ihre Ahnen die biblischen Nephilim sind.« Sie schüttelte den Kopf und lachte. »Bitte. Nicht schon wieder die Schriftrollen vom Toten Meer.«
»Was glauben Sie, wie Madam X in dieses Museum gelangt ist?«
»Ich bin mir sicher, Sie haben eine Antwort parat.«
»Meine Theorie ist, dass sie eine Art Tribut war. Genau wie der Schrumpfkopf. Es sind Geschenke von einem Bewunderer, der genau weiß, wofür die Crispins stehen.«
»Das dritte Opfer wurde nicht im Museum gefunden. Die Leiche wurde in Dr. Pulcillos Wagen gelegt.«
»Sie arbeitet für das Museum.«
»Und jetzt hat sie panische Angst. Ihre Schlüssel wurden gestohlen, und jemand hat ihr ein verdammt schauriges Geschenk geschickt.«
»Weil sie sich als Mittelsfrau für den eigentlichen Empfänger anbot – Simon Crispin.«
»Nein, ich glaube, dass Dr. Pulcillo die eigentliche Empfängerin ist. Sie ist eine auffallend gut aussehende Frau, und so ist ein Mörder auf sie aufmerksam geworden. Das ist auch Janes Überzeugung.« Sie hielt einen Moment inne. »Warum sprechen Sie nicht mit ihr darüber? Sie ist die Ermittlerin. Warum kommen Sie damit zu mir?«
»Detective Rizzoli ist für alternative Theorien nicht aufgeschlossen.«
»Mit anderen Worten, sie steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Realität.« Maura stand auf. »Und das tue ich auch.«
»Bevor Sie meine Theorien vorschnell verwerfen, sollten Sie vielleicht noch eines über die Sammlung Crispin wissen. Über den Teil der Sammlung, den niemand je zu Gesicht bekommen hat. Weil er versteckt gehalten wurde.«
»Warum?«
»Weil er so grotesk, so erschütternd war, dass die Familie es sich nicht erlauben konnte, die Öffentlichkeit daran teilhaben zu lassen.«
»Wie kommt es, dass Sie davon wissen?«
»Es kursierten seit Jahren Gerüchte darüber auf dem Antiquitätenmarkt. Vor etwa sechs Jahren bot Simon Crispin die besagten Stücke in einer Privatauktion zum Verkauf an. Offenbar hatte er das Geld mit vollen Händen zum Fenster hinausgeworfen und es fertig gebracht, den Rest des Familienvermögens restlos durchzubringen. Er brauchte dringend Bargeld. Und er musste diese Objekte loswerden, deren Besitz ihn in Verlegenheit brachte und möglicherweise auch illegal war. Das wirklich Beunruhigende dar an ist, dass er tatsächlich einen Käufer fand, der jedoch anonym blieb.«
»Was hat Crispin verkauft?«
»Kriegstrophäen. Und damit meine ich nicht Orden und rostige Bajonette. Ich spreche von afrikanischen Rasseln, die aus Menschenzähnen gefertigt wurden, und den abgeschnittenen Ohren japanischer Soldaten. Einer Halskette aus Fingern und einer in Formalin eingelegten weiblichen …« Er brach ab. »Es war eine grässliche Sammlung. Worauf ich hinauswill, ist, dass ich nicht der einzige bin, der von der Vorliebe der Crispins für groteske Souvenirs weiß. Dieser Archäologie-Mörder wusste vielleicht auch davon. Und er dachte, er könnte einen Beitrag zu ihrer Sammlung leisten.«
»Sie glauben, es handelte sich um Geschenke.«
»Zeichen der Bewunderung von einem Sammler, der dem Museum ein paar seiner eigenen Erinnerungsstücke vermacht hat. Und dort lagen sie dann herum und gerieten in Vergessenheit.«
»Bis jetzt.«
Sansone nickte. »Ich glaube, dieser mysteriöse Spender hat beschlossen, wieder in Erscheinung zu treten. Er lässt die Welt wissen, dass er noch am Leben ist.« Leise fügte er hinzu: »Es könnten noch mehr solche Geschenke auftauchen.«
Das Klingeln des Telefons zerriss die folgende Stille. Sie schrak zusammen und spürte, wie ihr Puls einen Satz machte, als sie aufstand. Wie leicht Sansone doch ihren Glauben an eine logisch geordnete Welt erschüttern, wie schnell er einen Schatten über einen strahlenden Sommertag werfen konnte.
Seine Paranoia war ansteckend, und sie hörte schon einen ominösen Unterton aus diesem Klingeln heraus, eine Warnung, dass dieser Anruf unerfreuliche Neuigkeiten bringen würde.
Doch die Stimme, die sie am anderen
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