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Grabkammer

Grabkammer

Titel: Grabkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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nicht nach dem, was wir zusammen erlebt haben?
    Diese Morde müssen Ihnen doch zu denken gegeben haben.
    Haben Sie nicht wenigstens die Möglichkeit in Erwägung gezogen.«
    »Dass es eine einheitliche Theorie des Bösen gibt, die in den Schriftrollen von Qumran zu finden ist?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin Wissenschaftlerin. Ich lese religiöse Texte, weil sie mir historische Erkenntnisse liefern können, aber nicht, weil ich dort ewige Wahrheiten zu finden hoffe. Oder eine Erklärung für das Unerklärliche.«
    »Sie haben in jener Nacht mit uns dort auf dem Berg festgesessen. Sie haben den Beweis mit eigenen Augen gesehen!«
    Die Nacht, von der er sprach – damals im Januar –, hätten sie um ein Haar nicht überlebt. So weit stimmte sie mit ihm überein, denn die Beweise waren so eindeutig wie das Blut, das am Tatort geflossen war. Aber über so vieles, was in dieser Nacht geschehen war, würden sie nie Einigkeit erzielen, und ihre grundlegendste Meinungsverschiedenheit betraf die Natur des Monsters, das sie auf jenem Berg in seine Gewalt gebracht hatte.
    »Was ich gesehen habe, war ein Serienmörder, wie es auf dieser Welt allzu viele gibt«, sagte sie. »Um das zu erklären, brauche ich keine biblischen Theorien. Reden Sie mit mir über Wissenschaft, nicht über Mythen von uralten Dämonengeschlechtern.« Sie legte den Zeitungsstapel auf dem Couchtisch ab. »Das Böse existiert ganz einfach. Menschen können brutal sein, und manche werden zu Mördern. Dafür hätten wir alle gerne eine Erklärung.«
    »Erklärt die Wissenschaft, was einen Mörder dazu treibt, die Leiche einer Frau zu mumifizieren? Aus einer zweiten einen Schrumpfkopf zu fertigen und die Leiche einer dritten in den Kofferraum eines Autos zu legen?«
    Verblüfft drehte sie sich zu ihm um. »Sie wissen schon von diesen Fällen?«
    Aber natürlich wusste er schon davon. Anthony Sansones Verbindungen zu den Strafverfolgungsbehörden reichten bis in die höchsten Ebenen, sogar bis ins Büro des Polizeipräsidenten hinein. Ein so ungewöhnlicher Fall wie der von Madam X musste unweigerlich seine Aufmerksamkeit wecken. Und er würde auch die Mitglieder des geheimnisumwitterten Mephisto-Clubs auf den Plan rufen, die ihre ganz eigenen Theorien über das Verbrechen und seine Bekämpfung hatten.
    »Es gibt da Details, von denen vielleicht nicht einmal Sie wissen«, sagte er. »Details, die man Ihnen meiner Meinung nach nicht vorenthalten sollte.«
    »Bevor wir uns weiter darüber unterhalten«, unterbrach sie ihn, »werde ich mich erst einmal anziehen. Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden.«
    Sie zog sich in ihr Schlafzimmer zurück. Dort schlüpfte sie in eine Jeans und eine Bluse mit Buttondown-Kragen ein legeres Outfit, das für einen Sonntagnachmittag zu Hause absolut angemessen war, und dennoch hatte sie das Gefühl, für ihren distinguierten Besucher nicht gut genug gekleidet zu sein. Sie machte sich nicht die Mühe, Make-up aufzulegen, sondern wusch sich nur das Gesicht und bürstete ihr zerzaustes Haar.
    Als sie sich im Spiegel anstarrte, sah sie verquollene Augen und graue Haare, die sie bisher noch nicht bemerkt hatte. Nun ja, auch das bin ich, dachte sie. Eine Frau, die nie wieder vierzig sein wird. Ich kann mein Alter nicht verbergen, und ich werde es gar nicht erst versuchen.
    Als sie wieder aus ihrem Schlafzimmer hervorkam, wehte der Duft von frisch gebrühtem Kaffee durchs Haus. Sie folgte ihrer Nase in die Küche, wo Sansone bereits zwei Tassen aus dem Schrank genommen hatte.
    »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, dass ich so frei war, eine frische Kanne zu kochen.«
    Sie sah zu, wie er die Kanne nahm und den Kaffee einschenkte, wobei er ihr seinen breiten Rücken zuwandte. Er schien sich in ihrer Küche ganz wie zu Hause zu fühlen, und es ärgerte sie, mit welcher Selbstverständlichkeit er in ihr Zuhause eingedrungen war. Er besaß das Talent, jedes Zimmer, jedes Haus, das er betrat, schon durch seine bloße Anwesenheit für sich in Besitz zu nehmen.
    Er reichte ihr eine Tasse, und zu ihrer Verblüffung hatte er genau die richtige Menge Zucker und Mich dazugegeben – so, wie sie es mochte. Sie hätte nicht gedacht, dass er sich an solche Einzelheiten erinnern würde.
    »Es ist an der Zeit, über Madam X zu sprechen«, sagte er.
    »Und darüber, womit Sie es hier tatsächlich zu tun haben könnten.«
    »Wie viel wissen Sie?«
    »Ich weiß, dass Sie drei miteinander zusammenhängende Todesfälle haben.«
    »Wir wissen

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