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Grabkammer

Grabkammer

Titel: Grabkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Erwiderung klang schroffer, als sie beabsichtigt hatte, und sie sah, wie er errötete. »Ich hatte keine Wahl«, fügte sie leise hinzu.
    Er kam in ihr Büro und setzte sich. Wie oft hatte er schon mit seinem Morgenkaffee auf diesem Stuhl Platz genommen, um mit ihr vergnügt über das neueste Artefakt zu plaudern, auf das sie im Keller gestoßen waren, oder über ein obskures kleines Detail, das einer von ihnen in mühevoller Kleinarbeit zutage gefördert hatte. Aber dies würde keine dieser angenehmen Unterhaltungen werden.
    »Ich kann nur ahnen, wie betrogen du dich fühlen musst«, sagte sie.
    »Nein. Das ist es gar nicht so sehr.«
    »Oder zumindest enttäuscht.«
    Es schmerzte sie, sein Nicken zu sehen, denn es war eine Bestätigung der Kluft zwischen ihnen. Wie um den Bruch zu unterstreichen, zerriss in diesem Moment ein Donnerschlag die Stille.
    Sie blinzelte ihre Tränen weg. »Es tut mir leid«, sagte sie.
    »Was mich am meisten enttäuscht, Josie«, sagte er, »ist, dass du mir nicht vertraut hast. Und ich hätte mich bestimmt für dich eingesetzt.«
    »Wie kannst du das sagen, solange du nicht alles über mich weißt?«
    »Aber ich kenne dich. Ich rede nicht von Nebensächlichkeiten wie dem Namen, den du benutzt, oder den Städten, in denen du gelebt hast. Ich weiß, was dir am Herzen liegt, was dir wirklich wichtig ist. Und das sagt mehr über dein wahres Wesen aus als die Frage, ob dein Name wirklich Josephine ist oder nicht. Das wollte ich dir nur sagen.« Er holte tief Luft. »Und … noch etwas anderes.«
    Er sah auf seine Hände hinunter, die sich plötzlich verkrampften. »Ich wollte dich bloß mal fragen, ob … ähm … ob du eigentlich gern ins Kino gehst?«
    »Ja, ich … Ja, sicher.«
    »Oh, gut. Das ist wirklich … Das ist großartig! Ich weiß gar nicht, was im Moment so läuft, aber sicher ist diese Woche irgendwas dabei, was sich lohnt. Oder nächste Woche.« Er räusperte sich. »Du kannst dich darauf verlassen, dass ich dich sicher nach Hause bringe, und auch nicht zu spät …«
    »Ach, da bist du, Nicholas«, sagte Debbie Duke, die plötzlich in der offenen Tür stand. »Wir müssen jetzt los, der Paketdienst macht bald zu.«
    Er sah zu ihr auf. »Was?«
    »Du hast mir doch versprochen, dass du mir hilfst, diese Kiste zum Paketdienst in Revere zu bringen. Sie geht nach Landon, und ich muss noch die Zollpapiere fertig machen. Ich würde sie ja selbst hinbringen, aber sie wiegt über zwanzig Kilo.«
     
    »Detective Frost ist noch nicht gekommen, um Josephine abzuholen. Ich lasse sie ungern allein.«
    »Simon und Mrs. Willebrandt sind hier, und die Türen sind alle abgeschlossen.«
    Er sah Josephine an. »Du sagst, er kommt dich um sechs holen? Das ist noch über eine Stunde.«
    »Macht euch um mich keine Gedanken«, sagte Josephine.
    »Na, komm schon, Nick«, drängte Debbie. »Bei dem Gewitter gibt es bestimmt wieder Stau. Wir müssen aufbrechen.«
    Er stand auf und folgte ihr auf den Flur. Während Josephine ihre verhallenden Schritte im Treppenhaus hörte, blieb sie an ihrem Schreibtisch sitzen und versuchte zu begreifen, was da eben passiert war.
     
    Hat Nicholas Robinson mich gerade gefragt, ob ich mit ihm ausgehen will?
    Ein Donnerschlag ließ das Gebäude erbeben, das Licht flackerte und wurde kurz dunkler, als ob der Himmel selbst gerade ihre Frage beantwortet hätte. Ta, das hat er.
    Sie schüttelte verblüfft den Kopf und wandte sich dem Stapel von alten Neuerwerbungsbüchern zu. Sie enthielten handgeschriebene Listen aller Artefakte, die das Museum im Lauf der Jahrzehnte erworben hatte, und sie war diese Listen Punkt für Punkt durchgegangen, hatte den Verbleib und den Zustand jedes einzelnen Stücks überprüft. Jetzt versuchte sie, sich wieder auf ihre Arbeit zu konzentrieren, doch ihre Gedanken schweiften ein ums andere Mal zu Nicholas ab.
    Gehst du gern ins Kino?
    Sie lächelte. Ja. Und außerdem mag ich dich. Ich habe dich von Anfang an gemocht.
    Sie schlug eine Kladde auf, die vor Jahrzehnten angelegt worden war, und erkannte Dr. William Scott-Kerrs winzige Handschrift. In diesen Büchern waren die Amtszeiten sämtlicher Kuratoren verewigt, und sie hatte an den wechselnden Handschriften ablesen können, wann wieder einmal einer ausgeschieden war und ein neuer seinen Dienst angetreten hatte.
    Manche, wie Dr. Scott-Kerr, hatten Jahrzehnte in diesem Museum gearbeitet, und sie stellte sich vor, wie sie zusammen mit ihrer Sammlung gealtert waren, wie sie über die

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