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Grabkammer

Grabkammer

Titel: Grabkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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kein Wort zu sagen, aber ich dachte, es wäre allmählich an der Zeit, Sie einzuweihen. Es ist immer gut zu wissen, wer Ihr Freund ist, besonders, wenn es ein so großzügiger Freund ist.«
    »Freunde trachten einem nicht nach dem Leben.« Sie machte kehrt und humpelte davon, durch den Canyon aus Kistenstapeln in Richtung Ausgang.
    »Wovon reden Sie?«, rief er ihr nach.
    Sie setzte ihren Weg durch das Labyrinth fort, nur darauf bedacht, die Tür zu erreichen. Sie konnte hören, wie er ihr folgte, konnte das Tack-tack seines Gehstocks auf dem Betonboden hören.
    »Josephine, die Polizei hat ein völlig falsches Bild von ihm!«
    Sie bog um eine Ecke und sah vor sich die Tür, die halb offen stand. Hatten wir sie nicht zugemacht? Ich bin mir sicher, dass wir sie zugemacht haben.
    Das Geräusch von Simons Stock kam näher. »Jetzt tut es mir schon leid, dass ich es Ihnen gesagt habe«, rief er. »Aber Sie sollten wirklich wissen, wie großzügig Kimball sich Ihnen gegenüber gezeigt hat.«
    Kimball?
    Josephine drehte sich um. »Woher weiß er überhaupt von mir?«, fragte sie.
    Im selben Moment erlosch das Licht im Keller.
     
    Die Nacht war schon hereingebrochen, als Jane aus ihrem Wagen stieg und durch den strömenden Regen zum Eingang des Crispin Museums hastete. Die Tür war nicht verschlossen, und als Jane sie aufstieß und in das Gebäude schlüpfte, wehte ein Windstoß die Prospekte vom Empfangstresen und verstreute sie über den feuchten Boden.
    »Müssen wir schon anfangen, eine Arche zu bauen?«, fragte der Streifenpolizist, der in der Nähe des Eingangs Wache hielt.
    »Ja, ein bisschen feucht ist’s schon da draußen.« Mit grimmiger Miene schälte Jane sich aus ihrer tropfnassen Regenjacke und hängte sie an die Garderobe.
    »So viel Regen in einem einzigen Sommer, das hab ich noch nicht erlebt, und ich bin hier geboren und aufgewachsen. Angeblich hat das ja alles mit dem Klimawandel zu tun.«
    »Wo sind denn die anderen?«, wechselte Jane so schroff das Thema, dass die Miene ihres Kollegen sich anspannte. Nach dem, was heute Abend passiert war, hatte sie wenig Lust, über das Wetter zu plaudern.
    Er folgte ihrem Beispiel und antwortete ebenso knapp:
    »Detective Young ist im Keller. Sein Partner ist oben und spricht mit dem Kurator.«
    »Ich fange im Keller an.«
    Sie zog Handschuhe und Schuhüberzieher an und stapfte los in Richtung Treppenhaus. Mit jedem Schritt wappnete sie sich innerlich gegen das, was sie erwartete. Als sie im Kellergeschoss ankam, sah sie etwas, was ihr einen schockierenden Vorgeschmack gab: blutige Fußspuren von einem Herrenschuh, Größe 43 oder 44, die sich vom Lagerraum über den Flur zum Fahrstuhl zogen. Und daneben eine rote Schleifspur, die das Schlimmste befürchten ließ.
    »Rizzoli?«, rief Detective Young. Er war gerade aus der Tür des Lagerraums getreten.
    »Habt ihr sie gefunden?«, fragte Jane. »Hier im Gebäude ist sie jedenfalls nicht.«
    »Mist.« Janes Blick richtete sich wieder auf die blutige Schleifspur. »Er hat sie mitgenommen.«
    »Sieht ganz danach aus. Er hat sie über den Flur geschleift und ist mit dem Aufzug ins Erdgeschoss raufgefahren.«
    »Und dann?«
    »Dann hat er sie durch eine Hintertür nach draußen geschafft, die zur Ladezone führt. Hinter dem Haus verläuft eine Gasse, da konnte er mit seinem Auto rückwärts ranfahren. Unwahrscheinlich, dass irgendjemand etwas beobachtet hat, zumal bei diesem Regen heute Abend. Er musste sie einfach nur einladen und losfahren.«
    »Wie zum Teufel ist er ins Haus gelangt? Waren die Türen nicht abgeschlossen?«
    »Die alte Dame von der Kasse – Mrs. Willebrandt heißt sie – sagt, sie sei gegen Viertel nach fünf gegangen, und sie schwört, dass sie die Türen abgeschlossen hat. Aber sie sieht aus, als wäre sie ungefähr tausend Jahre alt – wer weiß, was die für ein Gedächtnis hat.«
    »Was ist mit den anderen Mitarbeitern? Wo war Dr. Robinson?«
    »Er war mit Ms. Duke nach Revere gefahren, um eine Transportkiste zu versenden. Er sagt, er sei gegen sieben ins Museum zurückgekommen, um noch etwas zu erledigen, und habe niemanden im Gebäude angetroffen. Er nahm an, dass Ms. Pulcillo schon Feierabend gemacht hätte, weshalb er sich zunächst keine Sorgen machte. Bis er einen Blick in ihr Büro warf und sah, dass ihre Handtasche noch da war. Und daraufhin hat er die Notrufzentrale angerufen.«
    »Detective Frost sollte sie doch heute nach Hause fahren.«
    Young nickte. »Das hat er uns auch

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