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Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Titel: Grablichter - Almstädt, E: Grablichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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sitzende brodelnde Wut. Und er fürchtete den Moment, wenn sie hervorbrechen würde. Doch gleichzeitig sehnte er diesen Moment herbei. Würde es den Schmerz erträglicher machen?
    Die Kommissarin sah ihn unverwandt an. »Sie sollten es aber glauben. Man hat das Leben ihrer Freundin nicht nur aufs Spiel gesetzt, sondern sie wurde vorsätzlich getötet. Jemand meint es verdammt ernst, und Sie sollten das auch tun.«
    Bildete er es sich ein, oder lag ein Anflug von Besorgnis in ihren sorgfältig gewählten Worten.
    »Ich habe Licht gesehen«, sagte er unvermittelt, »an jenem Morgen in ihrem Haus, hinter dem Dachfenster. Später war es wieder aus.«
    »Wann haben Sie Licht gesehen?«
    »Am Morgen von Lisannes … Tod. Sie hatte ja bei mir übernachtet, war aber früh aufgestanden, um vor der Arbeit ihr Training zu absolvieren. Sie ritt oft im Halbdunkeln hier los, damit sie im ersten Tageslicht an der Trainingsstrecke war. Wenn sie gegen halb neun wiederkam, war ich meistens gerade im Stall und habe gefüttert. Ich bin kein Frühaufsteher.«
    »Wann haben Sie an dem Morgen das Licht gesehen?«
    »Ich kam um kurz nach halb neun aus dem Haus und habe ganz automatisch zu ihrer Kate hinübergeschaut. Ich bemerkte den Lichtschein hinter dem Fenster ihres Arbeitszimmers. Es war zwar schon hell, aber es war ein regnerischer, dunkler Tag, nicht so wie heute. Ich wusste, dass Lisanne eigentlich hatte reiten wollen, aber ich nahm an, dass sie noch eine wichtige Arbeit zu erledigen hatte und deshalb doch nicht geritten war. Im Stall habe ich dann gesehen, dass Absalom, ihr Pferd, nicht in seiner Box stand. Also war sie doch reiten gegangen. Ich dachte, sie wäre erst später losgekommen und hätte nur vergessen, oben das Licht auszumachen. Ich habe danach nicht mehr dran gedacht. Es schien mir unwichtig zu sein. Als sie drei Stunden später immer noch nicht wieder zurück war, habe ich mich auf die Suche nach ihr gemacht. Den Teil der Geschichte kennen Sie ja schon. In der Aufregung habe ich das Licht einfach vergessen. Aber jemand muss es im Lauf des Tages ausgemacht haben, denn abends war das Haus komplett dunkel. Könnten das Ihre Leute gewesen sein?«
    »Nein. Die haben am Dienstag nur die Eingangstür versiegelt.«
    Pia stand abrupt auf. »Sind Sie sicher? Das ist wichtig! Esbedeutet schließlich, das jemand in ihrem Haus war, nachdem sie losgeritten ist. Es sei denn, sie hat das Licht selbst angelassen, und später ist die Glühbirne durchgebrannt. Aber das lässt sich nachprüfen.«
    Auch Dettendorf stand auf. Er war nur wenige Zentimeter größer als sie. Zwischen Liege und Tisch war nur ein knapper Meter Platz. Er roch ihr Haarshampoo, das nach Vanille duftete. »Wenn ich jetzt darüber nachdenke, bin ich mir ziemlich sicher, dass es genau so war. Wir können gleich rübergehen und die Glühbirne kontrollieren.«
    »Moment.« Sie legte ihre Hand auf seinen Arm und hielt ihn zurück. Dann lächelte sie. »Ich muss erst noch ein paar Sachen aus meinem Auto holen.«
     
    Die Glühbirne in der Schreibtischleuchte von Lisannes Arbeitszimmer war nicht defekt. Ebenso die Deckenleuchte, die sich vom Lichtschalter an der Tür bedienen ließ. Das Spurensicherungsteam hatte auf allen Schaltern und Türklinken schwarzes Fingerabdruckpulver hinterlassen. Pia hatte Handschuhe übergezogen und schaltete nun probeweise beide Leuchten abwechselnd an und aus, während Jan Dettendorf draußen stand und das Fenster von derselben Position aus beobachtete wie an dem Morgen, als er das Licht gesehen hatte.
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass es die Schreibtischleuchte war, die ich gesehen habe. Und sie hat gebrannt, nachdem Lisanne mit ihrem Pferd das Hofgelände verlassen hatte.«
    »Sie wissen, dass sich durch Ihre Aussage ein neues Bild von der Situation ergibt?«, fragte Pia, während sie die Schreibtischleuchte, in Plastikfolie verpackt und mit einer Decke abgepolstert, im Kofferraum ihres Wagens verstaute.
    »Weil noch jemand im Haus war?«
    »Eine andere Erklärung gibt es nicht. Selbst wenn ihre Freundindie Lampe selbst hat brennen lassen, muss später jemand im Arbeitszimmer gewesen sein und sie ausgeschaltet haben.«
    »Ich habe aber niemanden auf dem Hof gesehen.«
    »Die zweite Frage ist, warum jemand in Lisanne Olsens Arbeitszimmer war.«
    »Keine Ahnung, wirklich nicht, und im Grunde …«
    »Ja?«
    »Es bringt sie nicht zurück … Es macht sie nicht wieder lebendig, nicht wahr? Diese ganze Fragerei. Es ändert im Grunde

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