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Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Titel: Grablichter - Almstädt, E: Grablichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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zugekommen wären.« Broders runzelte die Stirn.
    »Ich halte das für unwahrscheinlich«, sagte Gerlach. »Conrad Kruse scheint mir nicht der Typ zu sein, der im Internet Nachforschungen über den Verbleib seiner Nichte anstellt. Jedenfalls nicht ohne konkreten Anlass. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, warum Lisanne Olsen nicht reagiert habensollte, wenn es Hinweise auf den Tod ihrer Schwester gegeben hätte. Hätte sie zugelassen, dass ihre Schwester anonym in Frankreich beerdigt wird? Sie lebte doch in sehr geregelten Verhältnissen, auch wenn sie keinen Kontakt zu ihrer drogenabhängigen Schwester hatte. Wenn sie es gewusst hätte, hätte sie etwas unternommen, denke ich. Und sie hätte es wohl auch ihrem Freund erzählt. Was wusste Dettendorf eigentlich über die Schwester?«
    »Im Grunde nicht viel. Angeblich wusste er nur, dass es überhaupt eine Schwester gab«, sagte Pia und zog eine Flasche Mineralwasser aus ihrer Tasche.
    »Nehmen wir mal an, Lisanne Olsen wusste nichts vom Tod ihrer Schwester in Frankreich. Der Kontakt war vor längerer Zeit abgebrochen. Aber ihr Onkel hat es irgendwie herausgefunden: Dann konnte er sich ausrechnen, dass er nach dem Tod der zweiten Nichte das gesamte Olsen-Vermögen erben würde, vorausgesetzt, Lisanne Olsen hätte keine Zeit mehr, ein eigenes Testament aufzusetzen, das etwas anderes vorsieht.«
    »Immerhin ein plausibles Motiv für ihn. Aber es steht und fällt mit der vagen Annahme, er hätte irgendwie vom Tod seiner Nichte erfahren …«, sagte Pia.
    Alle schwiegen einen Moment und dachten über die Konsequenzen nach, die sich daraus ergaben.
    »Was meinst du, Gerlach?«, fragte Broders nach einer Weile seufzend. »Du hast mit Conrad Kruse gesprochen.«
    »Wir können es zumindest nicht ausschließen. Wenn er vom Tod seiner Nichte in Frankreich erfahren hat, dann hätte er ein Motiv gehabt, Lisanne Olsen umzubringen. Er kann zum Beispiel Kontakte nach Saint-Ouen gehabt haben, von denen wir nichts wissen. Ich werde versuchen, das nachzuprüfen. Und auch, wo er am Montagabend und am Dienstagmorgen war, als die Olsen ermordet wurde. Das Drahtseil wurde vielleichtschon Montagabend über das Hindernis gespannt. Aber nach dem Sturz war noch jemand da, der sichergehen wollte, dass Lisanne den Unfall nicht überlebt, und der ihr den tödlichen Schlag versetzt hat. Wir haben eine relativ genau eingegrenzte Tatzeit. Wenn es Conrad Kruse war, müsste er zu dem Zeitpunkt aber einen Wagen gehabt haben, um zum Tatort zu gelangen. Ohne Auto war die Tat an diesem abgelegenen Ort kaum durchführbar …«
    »Wenn er keinen Wagen besitzt, müssen wir feststellen, ob er sich einen Mietwagen genommen hat oder sich privat einen geliehen hat«, warf Broders ein.
    »Was mich an dieser Theorie stört, ist, dass Conrad Kruse eigentlich nicht Bescheid wissen konnte, wann Lisanne wo auftauchen würde. Woher sollte er wissen, wann sie reiten würde und wo die Trainingsstrecke verlief? Er wusste nichts über ihre Lebensgewohnheiten«, sagte Pia zweifelnd. »Andererseits, vergessen wir Kruses Lebensgefährtin nicht. Du hast doch mit der Frau gesprochen, Gerlach. Wie hieß sie noch gleich?«, fragte Pia.
    »Ellen Landowsky. Ich versuche herauszufinden, wie eng der Kontakt zwischen Conrad Kruse und Lisanne Olsen tatsächlich war. Ich nehme an, diese Frau wird das wissen …« Gerlachs Stimme klang, als wäre ihm unbehaglich bei dem Gedanken.
    »Kruse könnte auch einen Helfer in Kirchhagen gehabt haben«, schlug Pia nach kurzem Nachdenken vor. »Jemanden, der ihm wissentlich oder auch unwissentlich alle erforderlichen Informationen gegeben hat. Zwischen ihm und den Leuten in Kirchhagen kann es alle möglichen Verbindungen geben.«
    »Alle möglichen, du sagst es. Und das lässt sich nicht auf die Schnelle herausfinden«, bemerkte Broders.
    »Ein Bereicherungsdelikt«, sagte Pia nachdenklich. »InDeutschland weisen achtzig Prozent der Tötungsdelikte eine enge Täter-Opfer-Beziehung auf. Onkel und Nichte … Die Tat ist genau geplant worden. Erst die Falle mit dem Draht am Hindernis, dann der gezielte Schlag in den Nacken, höchstwahrscheinlich mit einer eigens dafür mitgeführten Waffe. Es könnte passen …«
    »Ja, aber genauso gut könnte es zu Jan Dettendorf passen«, wandte Broders ein.
    »Aber er gewinnt nichts durch ihren Tod«, gab Gerlach zu bedenken.
    »Nein. Bei ihm wäre es ein persönlich motiviertes Verbrechen. Dieser Dettendorf und Lisanne Olsen hatten eine Beziehung miteinander.

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