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Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Titel: Grablichter - Almstädt, E: Grablichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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gemeinsamen Weihnachtsurlaub etwas würde oder nicht. Vielleicht konnte sie bis dahin absehen, wie sich der Olsen-Fall entwickelte.

9. Kapitel
    B esuch, Alte.« Er gab der stoisch dreinblickenden Braunen einen Klaps, die daraufhin gemächlich in ihre Box zurücktrottete. Die Stute war hoch tragend, Jan Dettendorf wartete auf die Geburt ihres achten Fohlens. Es konnte jederzeit so weit sein.
    Wenn es nachts losging, würde er Lisanne umso schmerzlicher vermissen. Sie hatte ihm oft im Stall geholfen. Statt Lisanne war jedoch gerade die Kommissarin aus Lübeck durch die offen stehende Stalltür hereingekommen. Die Absätze ihrer Stiefel klackten auf der von ihm gerade gefegten Stallgasse. Sein Abfohlstall war mindestens so sauber wie seine Wohnstube, fand er, und manchmal kam er ihm auch viel gemütlicher vor.
    »Bei Ihnen möchte man ja direkt auch ein Pferd sein«, begrüßte sie ihn, sich im Stall umsehend. »Morgen, Herr Dettendorf. Ich würde gern noch einmal mit Ihnen sprechen.«
    »Haben Sie etwas Neues herausgefunden?«
    »Ich habe noch ein paar Fragen an Sie«, sagte Pia ausweichend. »Wollen wir reingehen?«
    »Wenn Sie nichts dagegen haben, können wir uns in die Sattelkammer setzen, da ist es warm, und ich muss mich nicht extra umziehen.«
    »Ist mir recht, gehen Sie vor.«
    Dettendorf führte die Kommissarin in einen angrenzenden Raum. An der linken Wand stapelten sich Sättel und Zaumzeug, und gegenüber am Fenster stand ein kleiner Tisch mit einem Stuhl, auf dem Pferdedecken lagen. An der rechtenWand stand ein Feldbett mit Schlafsack, daneben bullerte der elektrische Heizofen. Es war ein gemütlicher, komplett mit Holz vertäfelter Raum. Jan Dettendorf liebte diesen Raum. Es war Lisannes Idee gewesen, ihn so herzurichten. Sie hatte den durchdringenden Geruch nach Leder, Schweiß und Pferd immer so gern gemocht.
    Als er heute Morgen aus dem Haus getreten war, war alles mit Raureif bedeckt gewesen. Es hatte ausgesehen, als hätte die Kälte der Natur über Nacht alle Farben entzogen. Dafür waren die Strukturen der Gräser und Blätter umso stärker hervorgetreten. Minus fünf Grad bei Sonnenaufgang. Er hatte als Allererstes den Ofen in der Sattelkammer auf die höchste Stufe eingestellt. Schließlich wusste er nicht, wo er die nächste Nacht verbringen würde.
    Er hob die Decken vom Stuhl, wischte mit dem Ärmel die Pferdehaare von der Sitzfläche und bot der Kommissarin den Platz an. Er selbst setzte sich auf das Feldbett.
    Pia kam gleich zur Sache. »Wir suchen nach Lisanne Olsens Terminkalender. Bisher ist nichts dergleichen gefunden worden.«
    Dettendorf stutzte. Er sah ihn förmlich vor sich, ein Filofax , sündhaft teuer, in braunem Leder mit Krokoprägung. Lisanne hatte sich wie selbstverständlich nur mit edlen Dingen umgeben. Während er in die forschenden blauen Augen der Kommissarin blickte, wurde sein Gehirn leer und leerer. Er schüttelte zweifelnd den Kopf. »Ich habe nicht die geringste Ahnung. Ich weiß nicht einmal, wann ich den Kalender zuletzt gesehen habe. Meistens lag er auf dem Küchentisch oder auf der Kommode im Flur. Aber das kann schon Wochen her sein. Ich weiß es einfach nicht.«
    »Können Sie sich vorstellen, dass ihre Freundin den Kalender versteckt hat? Fühlte sie sich von irgendjemandem bedroht?«
    »Sie hat nichts gesagt. Sicher, wegen der Straße hat sie sich bei ein paar Leuten hier nicht gerade beliebt gemacht, aber bedroht gefühlt hat sie sich deswegen nicht.«
    »Denken Sie nach. Ist in letzter Zeit irgendetwas Besonderes vorgefallen?«
    Dettendorf versuchte, die letzten Wochen mit Lisanne Revue passieren zu lassen. »Nichts, was Lisanne oder mich besonders beunruhigt hätte. Neulich war morgens ihr Autoreifen platt. Das sagte ich ja schon. Aber sie hat behauptet, in einen Nagel gefahren zu sein.«
    »Sie hatten Zweifel?«
    »Na ja. Es hätte ja auch sein können, dass jemand sie damit ärgern wollte. So was sähe denen ähnlich«
    »Wem sähe so etwas ähnlich?« Pia fragte mit leiser Stimme, präzise und mit scharfem Unterton.
    Gern hätte Dettendorf ihr ein Lächeln entlockt, wie am Anfang, als sie in den Stall gekommen war. Er bildete sich ein, dass es ihm helfen würde, sich an Lisanne zu erinnern. »Hm. Ein dummer Streich, da würde ich vielleicht auf ein paar Jugendliche als Täter tippen. Aber ein Hindernis zu manipulieren, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, das traue ich denen nicht zu … Ich kann es immer noch nicht glauben.« Er spürte Wut im Bauch, tief

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