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Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Titel: Grablichter - Almstädt, E: Grablichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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unterdrückte Erleichterung in dessen Miene geschmunzelt. Aber wie hätten sie ihm das wieder ausgelegt? Er stand unter Beobachtung, und egal, was er sagte oder tat, es würde für Gesprächsstoff sorgen.
    Anke Loss lächelte, als er sich zu ihr setzte. Ein mühsames kleines Lächeln, das sofort wieder erlosch. »Ach Jan, ich bin wirklich froh, dass du gekommen bist. Wenn ich dir jetzt irgendwie helfen kann …«
    »Ich komme schon klar«, sagte er ausweichend und fragte sich, wie er die nächste Stunde mit Anstand hinter sich bringen sollte. Er hatte Anke Loss, das wurde ihm in diesem Moment deutlich bewusst, nie sonderlich gemocht. Er beobachtete sie, wie sie dasaß und an ihrem Wein nippte. Ihr Blick wanderte zu den anderen Tischen und zur Tür. Anscheinend war ihr die Situation auch unangenehm. Aber sie hatte doch mit ihm reden wollen.
    »Stört es dich?«, fragte sie nach ein paar Minuten, in denen sie beide verlegen geschwiegen hatten, und zog eine Packung Zigaretten hervor.
    »Kommt hier wohl kaum darauf an.« Er deutete mit einer vagen Kopfbewegung auf die Rauchschwaden, die wie grauweißer Morgennebel über ihren Köpfen hingen. Heinrich scherte sich nicht um Rauchverbote. Wer frische Luft atmen wollte, der ging nicht zu Heinrich. Basta.
    Sie zündete sich die Zigarette an. Ihre Fingernägel waren spitz zugefeilt, hellrosa, mit Strasssteinchen verziert. Ihr Gesicht war ungeschminkt, ihre Augen waren gerötet. Sie hatte geweint – um Lisanne. Sofort bereute er seine Ablehnung.
    »Die Polizei war schon bei mir«, sagte sie, »so ein geschniegelter Typ. Wollte wissen, wann ich Lisanne zuletzt gesehenhabe. Er tat ganz furchtbar cool, wie so ein Cop aus ’ner Fernsehserie …«
    »Ich bin schon mehrmals befragt worden«, sagte Dettendorf. Eigentlich hatte er keine große Lust, darüber zu reden, aber zumindest schien das Thema ungefährlich zu sein. »Erst waren sie zu zweit, eine Frau und ein Mann. Die Frau war dann noch zwei Mal da.«
    »Und wie war die so?«
    »Eigentlich ganz in Ordnung. Gibst du mir eine ab?«, fragte Dettendorf, auf die Zigarettenschachtel auf dem Tisch deutend. Er hatte seit Jahren nicht mehr geraucht, nicht einmal mehr daran gedacht. Doch mit einem Mal glaubte er, er würde verrückt werden, wenn er nicht sofort eine Zigarette rauchte.
    »Oh, ich wusste nicht, dass du rauchst … dann hätte ich natürlich … bitte sehr.«
    »Tue ich auch eigentlich nicht.«
    Sie nickte ernsthaft.
    Er ließ sich von ihr Feuer geben. Seit wann hatte er nicht mehr geraucht? Zehn Jahre, fünfzehn? Es schmeckte scheußlich. Anke bevorzugte Mentholzigaretten. Aber es tat trotzdem gut. Ein scharfer Schnaps dazu wäre genau das Richtige. Doch wenn er damit anfing, würde er vollkommen abstürzen. Heinrich stellte ihm sein Bier auf den Tisch.
    »Die Frau, diese Kommissarin, war wirklich ganz in Ordnung. Aber sie scheinen zu glauben, dass … dass es vielleicht kein Unfall war.«
    »Was? Lisanne soll … ermordet worden sein?«, fragte Anke Loss mit weit aufgerissenen Augen. Ihre Überraschung wirkte ein wenig übertrieben.
    »Vielleicht ging es ja um ihr Vermögen«, sagte er nachdenklich. »Lisanne hat mir mal erzählt, dass sie von ihrer Mutter ein großes Aktienpaket und Immobilien geerbt hat.«
    »Und wer kriegt das jetzt? Lisanne hatte doch einen Onkel, könnte der …?«
    Dettendorf zuckte mit den Schultern. Sie hatten so gut wie nie über das Geld im Hintergrund gesprochen, mit dem Lisanne ihr Pferd und ihren Lebensstil finanziert hatte. Von dem Geld, das sie verdient hatte, hätte sie nicht so leben können. »Schmerzensgeld« hatte sie das Vermögen genannt, weil sie mit ihrer Mutter nicht gut ausgekommen war. Soweit er wusste, hatte Lisanne kein Testament aufgesetzt. Wozu auch, sie war topfit gewesen und gerade mal neunundzwanzig Jahre alt!
    »Und was ist mit ihrem Job? Sie hat doch für eine Zeitung gearbeitet. Vielleicht war sie einer großen Sache auf der Spur … Wirtschaftskriminalität oder so …«
    »Das war doch gar nicht ihr Themenschwerpunkt. Lisanne hat mehr über Lokales geschrieben. Nette, harmlose Artikel …« Er musste daran denken, was sie am Morgen vor ihrem Tod gesagt hatte. Es war um einen noch nicht erschienenen Artikel gegangen, aber er kam nicht mehr darauf, was es gewesen war. Er seufzte.
    Anke Loss ließ sich weiter über mögliche Motive aus und schien gar nicht zu bemerken, dass er ihr nicht mehr zuhörte. Er steckte die Nase in sein Bierglas und ließ das Gerede über

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