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Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Titel: Grablichter - Almstädt, E: Grablichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Ärger etwas anderem gewichen: dem dringlichen Wunsch, der Sache auf den Grund zu gehen.
    Es dauerte lange, bis Dettendorf ihr die Tür öffnete. Sein Gesicht lag im Dunkeln. »Oh, Sie …«, sagte er nur, als er Pia Korittki und wohl auch den entschlossenen Ausdruck in ihrem Gesicht erkannt hatte.
    »Guten Abend, Herr Dettendorf, kann ich reinkommen?«
    Er trat zur Seite und ließ sie eintreten. Die schwarze Hündin kam schwanzwedelnd näher, und Pia beugte sich zu ihr hinunter, um sie hinter dem Ohr zu kraulen. »Ich war vorhin bei Meta Stoppe. Sie kennen sie doch, nicht wahr?«
    »Natürlich, schon mein Leben lang.«
    Als Pia ihn im grellen Licht der Deckenlampe ansah, entdeckte sie das blaurote Veilchen rund um sein linkes Auge. Auch seine Knochen schienen etwas abbekommen zu haben, denn er musste sich am Treppengeländer abstützen.
    »Meta Stoppe hat mir erzählt, dass Sie gestern Abend in Schwierigkeiten geraten sind. Scheint ganz schön heftig gewesen zu sein. Was ist passiert?«
    Dettendorf wandte verlegen das Gesicht ab und deutete zur Tür. »Kommen Sie rein. Scheint ja ein längeres Gespräch zu werden. Ich würde mich gern wieder hinsetzen.«
    Dieses Mal führte er sie in sein Wohnzimmer, das nicht wesentlich anheimelnder wirkte als die anderen Räume des Hauses. Entweder hatte Jan Dettendorf ein Faible für lindgrünen Velours auf seinen Polstermöbeln, für gekachelte Couchtische und Schrankwände in Eiche rustikal, oder er hatte die Möbel schon von seinen Eltern oder Großeltern übernommen.
    Pia nahm ihm gegenüber Platz und registrierte, wie er verstohlen an seinen Brustkasten fasste, als hätte er Schmerzen.
    »Frau Stoppe hat mir erzählt, dass Sie gestern Nacht zusammengeschlagen worden sind. Und Sie sehen meiner Einschätzung nach tatsächlich nicht gesund aus. Da wir uns in einer aktuellen Mordermittlung befinden und Sie ein Hauptzeuge sind, sollte die Polizei von diesem Überfall Kenntnis haben, finden Sie nicht auch?«
    »Das hatte nichts mit Lisanne zu tun, bestimmt nicht. Wenn ich dieser Meinung wäre, hätte ich Sie doch wohl darüber informiert, oder?« Er klang trotzig.
    »Keine Ahnung, ob Sie das getan hätten oder nicht. Erzählen sie doch einfach von Anfang an, dann kann ich mir selbst ein Bild machen«, sagte Pia.
    »Die Loss hatte mich angerufen. Anke Loss, eine Freundin von Lisanne. Sie wollte sich mit mir treffen, um über Lisannezu sprechen. Sie klang verstört und hilflos, also willigte ich ein, mich auf ein halbes Stündchen bei Heinrich mit ihr zu treffen. Heinrich ist Besitzer vom Dorfkrug . Ich dachte, es würde ihr vielleicht helfen, und mir auch. Wir haben ein Bier und einen Wein zusammen getrunken, ein bisschen geredet, dann musste sie wieder nach Hause, und ich bin auch gegangen. Das war schon alles. Im Nachhinein war die Idee, in die Kneipe zu gehen, wohl nicht besonders toll, aber ich konnte schlecht Nein sagen, als die Loss mit tränenerstickter Stimme bei mir anrief.«
    »Hatten Sie auch sonst Kontakt zu Frau Loss, vor Lisanne Olsens Tod?«
    »Nein. Ich mag sie nicht mal besonders. Sie war mit Lisanne befreundet, nicht mit mir. Außerdem …« Er brach mitten im Satz ab und sah verlegen zur Seite.
    »Außerdem was ?«
    »Nichts.«
    »Kommen Sie schon, Herr Dettendorf. Ein bisschen mehr Offenheit in Anbetracht der schwierigen Situation ist schon nötig.«
    Er sah sie mit seinem gesunden Auge nachdenklich an, das andere wurde von dem angeschwollenen Lid fast verdeckt. Das musste ziemlich wehgetan haben. Pia wartete geduldig, bis er sich dazu durchgerungen hatte, etwas mehr preiszugeben, als er wohl ursprünglich vorgehabt hatte.
    »Außerdem gehören wir quasi zwei gegensätzlichen Interessengruppen an, was die Umgehungsstraße betrifft. Anke Loss gehört zu denen, die eine Ortsumgehung im Westen befürworten. Ich bin natürlich für eine der beiden Ostvarianten, denn mit einer Westtangente würde ich mir quasi selbst die Existenzgrundlage nehmen.«
    »Warum?«
    »Weil die Straße meinen Hof von den Hauskoppeln und der Trainingsstrecke abschneiden würde. Oder soll ich meine Pferde jedes Mal in einen Hänger laden, wenn ich sie auf eine der hinteren Koppeln bringen oder im Gelände trainieren will?«
    »Vielleicht wäre ein Tunnel oder eine Brücke eine Möglichkeit?«, fragte Pia, die endlich zum Kern dieses Streitpunktes kommen wollte.
    »Das würde doch viel zu teuer. Außerdem geht es nicht nur um mich. Ich bin nicht der einzige Landwirt auf dieser Seite. Reuter

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