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Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Titel: Grablichter - Almstädt, E: Grablichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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ermorden. Sie wollte sich von ihm trennen.«
    »Bisher wissen wir nur, dass sie ihr Pferd woanders unterbringen wollte …«, entgegnete Pia. Etwas in ihr sträubte sich dagegen, in Jan Dettendorf den Mörder zu sehen.
     
    Kuno Ehrlich passte so gar nicht in das Bild, das Pia sich von einem typischen Totengräber gemacht hatte. Er war ein stattlicher Mittvierziger mit einem rötlichen, stellenweise bereits weiß werdenden Haarschopf, wachen hellgrünen Augen und jeder Menge Sommersprossen im runden Gesicht, die auf seinem Nasenrücken zu hellbraunen Flächen zusammengewachsen waren. Man merkte, er arbeitete fast ausschließlich unter freiem Himmel.
    Kuno Ehrlich trug trotz der nasskalten Witterung nur einschwarz-weiß kariertes Flanellhemd und eine blaue Arbeitshose mit derben Stiefeln, an denen, zumindest dieses Klischee erfüllte er, Klumpen humusreicher dunkelbrauner Erde klebten.
    Pia und Broders hatten ihn an der Kapelle des Kirchhagener Friedhofs angetroffen, wo er gerade Frühstückspause machte. Er hatte sich unter das schützende Vordach zurückgezogen, auf der niedrigen Mauer neben ihm stand eine Thermosflasche mit einem Deckel, der zugleich als Becher diente. Daneben lag eine Papiertüte vom Bäcker.
    »Moin«, sagte Broders und zog die Hand aus der Tasche seiner Lederjacke, um sein Gegenüber zu begrüßen. Er übernahm es, seine Kollegin und sich selbst vorzustellen und schob eine unverbindliche Bemerkung über die ungemütliche Witterung nach.
    »Ich mag es so«, entgegnete Kuno Ehrlich, »besser als hart gefrorene Erde oder wenn’s wochenlang knochentrocken ist im Sommer …« Sein Blick streifte über die tropfnassen Koniferen, die vom Dauerregen aufgeweichten Wege und die dunkel glänzenden Grabsteine.
    »Wir sind hier, weil uns Frau Stoppe erzählt hat, dass Sie ihr neulich etwas gegeben haben. Einen Gegenstand, den Sie hier auf dem Friedhof gefunden haben«, sagte Pia.
    »Hmh …« Er kratzte sich am Schädel und sah von Broders zu Pia und wieder zurück.
    »Eine Nadel. Frau Stoppe hat mir von einer Nadel erzählt, die Sie gefunden haben, als das Grab ihres Vaters eingeebnet wurde.«
    »Ach, das Ding …« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Die hab’ ich aber nicht beim Einebnen gefunden. Das Gräberfeld ist schon im Sommer aufgelöst worden. Nein, ich hab’ neulich ein neues Grab ausgehoben, dort, wo vorher deralte Stoppe lag, und da blinkte mir aus der Erde dieses Ding entgegen. Die Sonne schien, sonst hätte ich es gar nicht gesehen. Sollte wohl so sein. Erst wollt’ ich das lütte Ding wegschmeißen, aber die Meta ist ’ne ganz rührende Frau, ich kenn’ sie schon ewig und dachte, ich könnt ihr ’ne kleine Freude machen.«
    »Und? Hat sie sich gefreut?«
    »Wir ham ’n Roten zusammen getrunken und ’n Augenblick zusammengehockt. Doch, ich denk’, sie hat sich gefreut, dass ich da war. Die gute Meta hat mich schon auf den Knien geschaukelt, als ich noch ’n Bengel war. Damals, als sie noch im Gasthof gearbeitet hat.«
    »Kannten Sie auch ihren Vater?«
    »Erich Stoppe? Kann mich nicht erinnern. Aber seine Grabstelle, die kannte ich genau. Hab’ Meta oft getroffen, wenn sie hier war und alles in Ordnung gebracht hat. Hat sich immer selber um die Grabpflege gekümmert, die ganzen dreißig Jahre lang.«
    »Das ist eine lange Zeit«, sagte Pia nachdenklich.
    »Und Sie können sich nicht vielleicht getäuscht haben, was den Fundort der Nadel betrifft?«, hakte Broders nach.
    »Nee! Ich kenn’ mich hier aus. Ich geb’ der Meta doch nichts, was ihrem Vater nicht gehört hat, das wäre ja …« Er schien ernsthaft beleidigt zu sein. Eine Hand ballte sich um die leere Papiertüte, aus der er gerade das letzte Brötchen genommen hatte, und presste sie auf Tischtennisballgröße zusammen.
    »Aber wieso konnten Sie so sicher sein, dass die Nadel wirklich aus dem Grab stammte? Es könnte sie doch auch ein Friedhofsbesucher zufällig genau an der Stelle verloren haben?«, fragte Pia trotzdem.
    Kuno Ehrlich ließ keine Einwände gelten. Noch während Pia sprach, schüttelte er langsam den Kopf, dann warf er diezusammengeknüllte Tüte zielsicher in einen drei Meter entfernten Papierkorb und wischte sich die Brötchenkrümel am Hosenbein ab. »Ich weiß es genau. Ich weiß, was woher kommt, wie tief es lag, seit wann und überhaupt alles. Das ist nun einmal mein Job, genau wie Sie Ihren haben, nich’ wahr?«
    »Okay. Die Nadel stammt also aus dem Grab von Erich Stoppe, beziehungsweise

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