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Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Titel: Grablichter - Almstädt, E: Grablichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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aus dem Erdaushub aus der Grabstelle.« Pia ließ nicht locker. »Könnte die Nadel auch später dort hineingeworfen worden sein?«
    Der Totengräber sah sie verständnislos an. »Warum denn? Hier ist doch kein Müllabladeplatz.«
    »Können Sie uns zeigen, wo das Grab von Erich Stoppe war?«
    »Wenn’s weiter nichts ist.«
    Broders verdrehte die Augen und rührte sich nicht vom Fleck. Dass der Nieselregen auf seine neuen Klamotten fallen würde, schien ihm gar nicht zu gefallen. »Geh du allein mit. Ich warte hier auf dich.«
    Pia ließ sich nicht beirren und folgte dem Totengräber über die schmalen, von Hecken gesäumten Wege hinunter zum hinteren Teil des Friedhofs.
    Das Grab lag ein gutes Stück von der kleinen Kapelle entfernt, direkt an einer Wegkreuzung. Es musste erst vor Kurzem neu belegt worden sein, denn es hatte noch keinen Grabstein, die Erde war von verwelkten Kränzen und Blumenbuketts bedeckt.
    »Hier war es«, sagte Ehrlich, »das war Erich Stoppes Grabstelle. Als ich es neu ausgehoben hab’, hab’ ich die komische kleine Nadel zu Tage gefördert. Hätte mir denken können, dass das Ding nur Ärger macht.«
    »Glauben Sie, die Nadel stammte aus dem Sarg, während alles andere – äh – verrottet ist?«, fragte Pia.
    »Ich denke, schon, so, wie sie in der Erde lag. Manchmal ist alles Organische schon verrottet, aber manchmal auch nicht«, antwortete der Totengräber mit wissendem Lächeln. »Oben an der Kapelle findet man nicht mehr viel, aber noch weiter unten, auf dem ganz hinteren Teil des Friedhofs, wo es morastig ist, da entdecke ich manchmal noch Knochen.«
    »Aber hier nicht?«
    Er schüttelte lächelnd den Kopf.
    »Ich denke, ich habe genug gesehen.« Pias Blick blieb an einer Grabstelle hängen, an der ein kleiner marmorner Engel traurig seine Hände in den grau verhangenen Himmel reckte. Das Gesicht war von dunkelgrünem Moos überzogen. Sie fröstelte. Die heitere Gelassenheit des Totengräbers begann an ihren Nerven zu zerren. »Ganz wie Sie wollen.«
     
    Broders hatte nicht an der Kapelle auf sie gewartet. Pia traf ihn im Auto an, wo er den Motor laufen ließ, damit die Heizung funktionierte. Die Lüftung stand auf Stufe vier, Broders hatte sein Mobiltelefon am Ohr und brüllte gegen das Brummen des Ventilators an. Als Pia sich neben ihn auf den Fahrersitz setzte, bedeutete er ihr mit einem Handzeichen, ruhig zu sein.
    »Verstehe, verstehe! Ein Experte auf dem Gebiet. Toll! Ja, geht klar …« Er lauschte noch kurz mit gerunzelter Stirn und beendete das Telefonat dann mit einem barschen »Ebenso!« Mit selbstzufriedener Miene steckte er das Telefon wieder in seine Jackentasche. »Ich muss sofort weg«, sagte er anschließend zu Pia, die gerade losfahren wollte.
    »Was, jetzt gleich? Warum bist du dann überhaupt mit nach Kirchhagen gekommen? Ich wollte mit dir noch einmal zu Meta Stoppe.«
    »Es hat sich was anderes ergeben. Kürschner hat mich eben angerufen. Er hat herausgefunden, dass die Nadel wahrscheinlicheine sogenannte DB-Nadel ist. Die werden vom Dachverband der Deutschen Burschenschaft vergeben. Die Nadel ist also etwas, das Verbindungsstudenten tragen. Wir haben jemanden aufgetan, der mir etwas über diese Nadeln erzählen kann. Jetzt, wo wir wissen, wo die Nadel herstammt, können wir weitere Nachforschungen über sie anstellen.«
    »Kann das nicht warten, bis wir hier durch sind?«, fragte Pia, während sie sich in den Verkehr auf der Hauptstraße einordnete.
    »Nein, ich habe einen Termin. Setz mich einfach am nächstgelegenen Bahnhof ab. Ich muss dafür nach Hamburg fahren.«
     
    Nachdem sie Broders in Bad Oldesloe am Bahnhof abgesetzt hatte, war es mittlerweile halb zwölf. Pia knurrte der Magen. Sie hatte noch nicht gefrühstückt, und sowohl die Friedhofsluft als auch die uneingestandene Sorge um Dettendorfs neu aufgetauchtes Mordmotiv drückten auf ihre Stimmung. Sie ergatterte einen Parkplatz in Bahnhofsnähe und machte sich auf die Suche nach einem Ort für ein verspätetes Frühstück.
    In der Fußgängerzone begann man schon damit, die Weihnachtsbeleuchtung zu installieren, und viele Schaufenster waren bereits festlich dekoriert. Es war doch noch viel zu früh! Pia hatte das Gefühl, dass sich die Weihnachtsfeiertage auf dem Kalender von Jahr zu Jahr immer weiter nach vorne drängten. Und der verflixte Weihnachtsurlaub stellte eine zusätzliche Komplikation dar. Sie konnte ihre Kollegen doch nicht im Stich lassen, wenn die Ermittlungen im Fall Olsen noch

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