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Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Titel: Grablichter - Almstädt, E: Grablichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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der Grablichter auf das Grab meines Vaters stellen würde, es sei denn …«
    »Es sei denn, was ?«
    »… er hätte den Verstand verloren.«
    »Wie groß war Ihr Vater eigentlich?«
    »Nicht sehr groß. So wie ich, einsachtundsechzig oder so. Wozu müssen Sie das wissen?«
    »Es könnte vielleicht wichtig sein. Hatte er mal Verletzungen gehabt, Knochenbrüche vielleicht?«
    »Ich hab’ doch schon gesagt, dass ich ihn versorgt hab’ nach seinem Unfall. Halb untern Trecker ist er gekommen und hat sich den Oberschenkel gebrochen. Ist schwer geheilt damals, der Mist. Und dann mal die Nase, aber das war halb so wild. Bei ’ner Klopperei. Männer halt …«
    »Vielen Dank, Frau Stoppe. Sie haben mir sehr geholfen«, sagte Pia mit neuem Elan.
    »Wirklich?« Ihre schmalen Lippen kräuselten sich. Sie wischte ihre Hand an der Küchenschürze ab und gab sie Pia. »Na dann, viel Erfolg, meine Liebe. Ich hoffe, Sie schnappen den Mistkerl. Diese Grablichter … eine Unverschämtheit.«

17. Kapitel
    U m einen klaren Kopf zu bekommen, und auch, um ihre Kleidung und ihre Haare von den Küchenausdünstungen zu befreien, ging Pia zu ihrem nächsten Termin in Kirchhagen zu Fuß. Erst ein Stück an der Hauptstraße entlang, dann überquerte sie die Fahrbahn und schlug den Weg hinter der Kirche ein. Sie wollte sehen, wo genau man Jan Dettendorf am Samstagabend aufgelauert hatte.
    Um diese Uhrzeit waren nur wenige Fußgänger unterwegs, das Dorf schien menschenleer zu sein. Der Nieselregen hatte aufgehört, aber der Himmel war immer noch graugelb, wie schmutziges Tuschwasser. Die alte Feldsteinkirche schirmte die Pfarrstraße vom Lärm der Hauptstraße ab, und der Kirchhof mit seinen alten Grabsteinen und schmiedeisernen Kreuzen lag still und verlassen unter fast entlaubten Bäumen. Man sah der Kirche an, dass sie im Lauf der Jahrhunderte immer wieder umgebaut worden war, Feldsteine wechselten sich mit Fachwerk und Backsteinen ab.
    Die Kirchturmuhr schlug scheppernd zwei Mal. Ein Schwarm Krähen flatterte von einer Baumkrone zur nächsten. Pia beschleunigte ihre Schritte. Da vorn an der Ecke musste es passiert sein. Vier Angreifer, die Jan Dettendorf am Ende der Straße aufgelauert hatten. Warum hier? Hier wohnten Menschen, deren große Grundstücke immerhin direkt an diese Straße grenzten. Warum hatten sie nicht ein paar Hundert Meter weiter auf Dettendorfs Grundstück zugeschlagen? Dort gab es nachts genügend finstere Ecken. Aber es gab auch denHund. Vielleicht war das der Grund, weswegen die Angreifer es vorgezogen hatten, Dettendorf genau hier aufzulauern, fünf Gehminuten von seinem Anwesen entfernt. Und das hatte ihm vielleicht das Leben gerettet.
    Pia ging weiter. Als sie an Dettendorfs Hof vorbeikam, warf sie einen flüchtigen Blick durch die geöffnete Stalltür, aber bis auf zwei Pferde, die ihren Kopf auf die Stallgasse hinausstreckten, war niemand zu sehen. Sollte sie genauer nachsehen? Nein, später vielleicht. Sie musste als Erstes zu Marion und Simon Burmeister. Ihr gingen Meta Stoppes Worte nicht aus dem Kopf: Der Simon Burmeister hat auch studiert, weil er was Besseres werden wollte. Aber dann hat er die Marion geschwängert, und aus war es damit. Das nenn’ ich geschlampt . Mal sehen, wie die Burmeisters die Episode darstellten.
     
    »Ich möchte, dass Sie sich zwei Dinge ansehen. Zum einen ein altes Foto, auf dem Sie abgebildet sind, zum anderen ein Videoband, das am letzten Samstag von einer Überwachungskamera aufgenommen wurde, als Sie Lisanne Olsen zusammen mit dem Mann in dem Café gesehen haben«, sagte Pia, nachdem sie Marion Burmeister begrüßt hatte. »Für Letzteres müssen Sie allerdings zu uns ins Kommissariat nach Lübeck kommen. Geht das?«
    »Oh ja, natürlich.« Die Burmeister fuhr sich mit der Hand durch das gut frisierte Haar. »Ich weiß aber nicht, ob ich den Mann aus dem Café wiedererkenne. So genau konnte ich natürlich nicht hinschauen.«
    Aber genau genug für eine Anschuldigung, dachte Pia. »Wir werden ja sehen. Ich konnte niemanden erkennen, auf den Ihre Beschreibung passte, und im Café konnte sich auch niemand an die beiden erinnern.«
    »Na ja, es war auch sehr voll am Samstagvormittag«, sagteMarion Burmeister. »Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten, Frau Korittki?«
    »Nein, danke. Ich werde nicht lange bleiben. Hier, schauen Sie mal: Können Sie mir sagen, wer die Personen auf diesem Foto sind?« Pia zog das kopierte Foto aus der Tasche und gab es Marion

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