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Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Titel: Grablichter - Almstädt, E: Grablichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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zum zweiten Punkt: Existieren noch Aufzeichnungen über die Aufträge des Bestattungsinstituts aus der Zeit ihres Vorgängers?«
    »Von Marions Vater? Das ist lange her. Vielleicht auf dem Dachboden, aber ich bin mir nicht sicher. Meine Frau sortiert viel aus. Sie ist sehr ordentlich, wissen Sie, sie bewahrt nichts Überflüssiges auf.«
    »Wir benötigen Unterlagen über das Jahr 1972. Die Beisetzung von Erich Stoppe, erinnern Sie sich daran?«
    »Nein. Wir bewahren die Akten nur zehn Jahre auf. Außerdemlief schon damals alles immer genau so ab, wie es sich gehört. Dieser Betrieb existiert seit über fünfzig Jahren und genießt das Vertrauen der Menschen bis weit über Kirchhagen hinaus. Glauben Sie anständigen Menschen, oder glauben Sie, was eine Meta Stoppe herumerzählt? Seit sie ihren Vater zu Tode gepflegt hat, ist sie etwas wunderlich geworden.«
    Simon Burmeister richtete sich plötzlich kampfeslustig auf. Nun sah Pia, dass er größer war als sie mit ihren einsachtzig. Er war auch größer als Gerlach, wenn auch nur halb so breit im Kreuz. Burmeister hatte sich einen herumliegenden Holzkeil gegriffen und schlug ihn mehrmals in seine Handfläche. Schweißtropfen glitzerten auf seiner Stirn. Pia hatte sich geirrt: Nichts erinnerte mehr an das Kind mit dem Lolli, jetzt wirkte er eher wie ein in die Enge gedrängtes Tier.
    »Was haben Sie gestern gemacht?«, fragte sie.
    »Gearbeitet, was denn sonst?«
    »Waren Sie den ganzen Tag über hier?«
    »Ja, die ganze Zeit. Im Büro und in der Werkstatt.«
    »Gibt es dafür Zeugen?«
    Simon Burmeister verzog seinen Mund zu einem verächtlichen Grinsen. »Wissen Sie, mein Haus«, er machte mit seinem Arm eine ausladende Geste, »lädt nicht gerade zu spontanen Besuchen ein. Die meisten Leute kommen nur hierher, wenn sie es müssen. Vielleicht liegt es an mir, vielleicht an dem Gewerbe, wer weiß? Sie sind da eine Ausnahme.«
    Der Temperamentsausbruch endete so jäh, wie er begonnen hatte. Als sich Pia und Gerlach von ihm verabschiedeten, richtete sich sein Blick wieder nach innen. Seine Augen sahen so leblos aus wie Glasmurmeln.
    »Wann kommt Ihre Frau voraussichtlich wieder?«, fragte Gerlach beim Hinausgehen.
    »Das weiß ich leider nie so genau. Leben Sie wohl«, sagteSimon Burmeister betont förmlich. »Ich wünsche Ihnen noch viel Erfolg bei Ihren Ermittlungen. Lisanne Olsen und Jan Dettendorf haben es verdient, dass die Wahrheit ans Licht kommt.«
     
    Broders und Kürschner starrten auf die Schlange, die es sich in Leo Körtings beringter Hand bequem gemacht hatte.
    Sie hatten ihre Befragungen im Dorfkrug begonnen und waren von einem frühen Gast bereitwillig darüber informiert worden, dass Leo Körting angeblich Schlangen hielt. Der Mann hatte ihnen sogar den Weg zu Körtings Hotel beschrieben. Manchmal brauchte man einfach ein Quäntchen Glück für die Ermittlungen.
    Leo Körting hatte sie äußerst entgegenkommend in seine Wohnung geführt, die direkt an das Hotel grenzte. Er genießt es ganz offensichtlich, neuen Besuchern sein exquisites Heim zu zeigen, dachte Broders.
    »Wie kommen Sie ausgerechnet auf mich?«, fragte Körting, während er sie durch die Diele ins Wohnzimmer führte. »Nein, lassen Sie mich raten: Anke Loss hat geplaudert.«
    »Nein.«
    »Dann Frank Reuter – neuerdings hängt er manchmal vormittags schon im Dorfkrug herum, habe ich gehört. Der Alkohol und die Einsamkeit, das kann einen Mann kaputt machen … Wenn die Leute neidisch sind, fangen sie an zu reden. Irgendwann trauen Sie einem einfach alles zu …« Er sonnte sich in seinem schlechten Ruf, wie sonst unter der Sonnenbank, wie seine frisch gebräunte Haut verriet. Seine Brust, die unter dem weit offen stehenden Hemd zu sehen war, sah so glatt und braun aus wie Karamellpudding. Ob er sie rasiert?, schoss es Broders durch den Kopf. Er räusperte sich und richtete seine Konzentration wieder auf die Befragung.
    »Wir suchen nach dem Halter einer grünen Greifschwanzlanzenotter«, sagte er. »Bothriechis schlegelii« , ergänzte Kürschner, als hätte er tagtäglich damit zu tun.
    Leo Körting pfiff anerkennend durch die Zähne. »Nicht schlecht, der Specht, die hat nicht jeder. Da sind Sie bei mir an der völlig falschen Adresse. Ich halte ausschließlich Köpis, und in meinem Bekanntenkreis besitzt auch niemand solche Greifschwanzlanzenottern.«
    »Köpis?« Das klang mehr nach Bier.
    »Königsphytons. Würgeschlangen. Die können zwar auch beißen, aber sie sind nicht giftig.

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