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Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Titel: Grablichter - Almstädt, E: Grablichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Sie sich an das Schützenfest in Kirchhagen in dem Jahr, als Ihr Vater starb?«
    »1972? Komisch, dass Sie danach fragen. Mein Vater wollte unbedingt noch einmal den Spielmannszug morgens um fünfhören, wenn sie den Schützenkönig abholen. Ich musste ihm schwören, dass ich ihn rechtzeitig wecke. Er war selbst mal Schützenkönig gewesen, ein guter Schütze und vor allem ein guter Säufer! Sei’s drum. Er ist ganz kurz bevor es losging gestorben. Ironie des Schicksals.«
    »Waren Sie auf dem Schützenfest, Frau Stoppe?«, fragte Gerlach.
    Sie schnaubte, dass ihre Nasenflügel bebten. »Wohl kaum. Wenn mein Vater kurz vorher gestorben ist, geh’ ich doch nicht zum Tanz!«
    »Wir vermuten, dass das Schützenfest 1972 mit dem Toten zu tun haben könnte, der unrechtmäßig im Grab Ihres Vaters beigesetzt wurde.«
    »Es hat aber zu der Zeit keine weiteren Todesfälle in Kirchhagen gegeben. Mir ist das damals richtiggehend aufgefallen. Auf den Dörfern hieß es zu der Zeit noch, es gibt immer drei! Wenn einer stirbt, bangen schon die Nächsten, weil der Tod sich niemals nur einen holt. Immer drei Tote! Nie davon gehört? Sie kommen wohl aus der Stadt …«
    »Und als Ihr Vater starb, gab es keine weiteren Todesfälle in der Umgebung?«, fragte Pia interessiert.
    »Nix.«
    Gerlach beugte sich vor. »Haben Sie damals etwas Ungewöhnliches gehört, beispielsweise über Simon Burmeister, die heutige Bürgermeisterin oder Henriette Mühlberg?«
    »Was soll ich gehört haben? Damals wurde noch anständig gefeiert. Zwischen dem Simon und der Marion hat sich wohl schon etwas angebahnt. Aber war Henriette auch da? Ich dachte, die hätte sich noch in Südamerika rumgetrieben. Nicht der richtige Aufenthaltsort für eine junge Frau aus gutem Hause, wenn Sie mich fragen. Damals waren die Mühlbergs noch wer. Aber heute … Da stinkt es überall nach Katzenpisse.«
    »Arbeiten Sie auch für Frau Mühlberg?«
    »Nein, Kindchen. Die Zeiten haben sich geändert. Die könnte heute besser für mich arbeiten, um über die Runden zu kommen.«
    »Kennen Sie jemanden namens Arnold Plessow?«
    »Nie gehört.«
     
    »Wir fahren noch mal zu Henriette Mühlberg«, sagte Pia, als sie am frühen Abend mit ihren Befragungen in Kirchhagen durch waren. Sie hatten im Laufe des Tages ein paar Mal versucht, Frau Mühlberg telefonisch zu erreichen – ohne Erfolg. Gerlach wählte erneut ihre Nummer und wartete ab.
    »Geht sie immer noch nicht ans Telefon?«, fragte Pia.
    »Sie ist bestimmt nicht da«, vermutete Gerlach. Er hatte ganz offensichtlich wenig Lust, jetzt noch hinaus zum Mühlbergschen Haus zu fahren.
    »Lass uns irgendwo einen Happen essen gehen, anschließend fahren wir zu ihr rüber«, schlug Pia vor.
    »Also gut, wir essen im Dorfkrug . Das geht am schnellsten«, sagte Gerlach. Er musste sehr hungrig sein.
    Bei Heinrich war kaum Betrieb. Die wenigen Gäste schienen sie misstrauisch zu mustern, als sie sich an den Ecktisch setzten. Es waren keine bekannten Gesichter darunter. Nachdem sie beide eine Currywurst und etwas zu trinken bestellt hatten, wandten sich die anderen Gäste wieder eigenen Gesprächsthemen zu.
    Gegen halb acht Uhr abends bogen Pia und Gerlach in die Tiefe Trift ein, die zum Haus von Henriette Mühlberg führte. Zwischen den Bäumen, die die schmale Straße säumten, war es stockdunkel. Im Licht der Scheinwerfer sahen die moosigen Baumstämme graugrün und tot aus. Erster feiner Pulverschnee ließ die jenseits der Straße liegenden Äcker wie mitPuderzucker bestäubt aussehen. Über der Tür des Mühlbergschen Hauses brannte ein einsames Licht. Die Nacht würde bitterkalt werden.
    Als sie näher kamen, sahen sie auch im Erdgeschoss hinter einem der Fenster einen schwachen Lichtschein. Henriette Mühlberg schien also wieder zu Hause zu sein. Gerlach parkte den Wagen neben dem Haus unter einem ausladenden Busch. Pia und er stiegen aus und gingen die Stufen zur Eingangstür hoch. Auf ihr Klopfen hin tauchte Henriette Mühlbergs kräftige Gestalt im Türrahmen auf. »Ach, Sie sind es, Frau Korittki. Dieses Mal mit Verstärkung. Kommen Sie rein. Ich muss schnell die Tür wieder zumachen. Behalten Sie ihre Jacken an. Es ist kalt hier drinnen. Ich bin selbst erst vor Kurzem nach Hause gekommen.«
    »Wo waren Sie denn?«
    »Zu Besuch bei einer alten Freundin. Sie wohnt in einem kleinen Kaff in der Nähe von Mannheim. Ich war fast den ganzen Tag unterwegs.«
    »Was machen Sie mit Ihren Tieren, wenn Sie weg sind?«, fragte Pia,

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