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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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krankenhausreif geschlagen (der Leiter der Finanz- und Wirtschaftsbrigade). Xu und andere aus dem Kreiskomitee gaben Parolen aus wie: »Wir brauchen Nahrungsmittel, keine Menschen«, »Wir brauchen den Sozialismus, keine Menschen«, »Wer Getreide hat und es nicht abliefert, bekommt Prügel«. Auf allen Ebenen der Verwaltung wurden »Polizeistationen«, »Gefängnisse« und »regionale Umerziehungsbrigaden« aufgebaut. So ging es in den ländlichen Gebieten zu, so ging es in den Städten zu und so ging es in Behörden, Fabriken und Schulen zu. Soweit wir wissen, wurden in den drei Volkskommunen Changshan, Renhe und Liujia sieben Kader erschlagen, in der Produktionsbrigade Nr. 3 der Volkskommune Fuxing waren es drei Kommunemitglieder. [222]  
    Im September 1960 kam der Parteikomiteesekretär der Volkskommune Shuinian, ein Mann namens Ye, zu folgendem Entschluss: Die Mehrheit der Kader war an der Verheimlichung und privaten Abzweigung der Getreideerträge beteiligt und sollte ausnahmslos in einen anderen Verwaltungsbezirk abgeschoben werden; die Kommunemitglieder, die etwas mitgehen ließen, sollten ebenfalls ausnahmslos in einen anderen Bezirk geschafft werden. Nach einer Versammlung kam der Plan heraus, 60 Haushalte umzusiedeln. Unter der Leitung von Ye wurden in dieser Volkskommune 60 Prozent der Haushalte von Kommunemitgliedern durchsucht, 48 Personen wurden gefesselt, an den Fesseln aufgehängt und ausgepeitscht, von 76 Haushalten wurde das Essen einbehalten. Gleichzeitig sind 13 von 15 Kadern der Arbeitsgruppe persönlich handgreiflich geworden, haben Bußgelder erhoben, Häuser durchsucht, Ye selbst hat sieben Personen ausgepeitscht. [223]  
    In der Volkskommune Ma’an im Kreis Fuling wurde die Tagesration für Kommunemitglieder auf sechs Liang festgelegt (das entspricht knapp 200 Gramm im Dezimalsystem), aber diese Menge ist von den Kadern oft noch reduziert worden. Xia Daozhen, ein Mitglied der Produktionsbrigade Taiyi, nahm in der kritischen Zeit zwischen den zwei Ernten ein wenig Mais aus der Brigade mit und ihm wurden 1700 Pfund von den persönlichen Rationen abgezogen. Danach wurden bei jeder Rationenzuteilung 20 Prozent abgezogen. Manche sagten, damit liefere man die Leute dem Hungertod aus. Der Brigadeleiter sagte dazu: »Wenn wir das über die Abzüge in einem Jahr nicht hereinbekommen, dann ziehen wir es euch zwei Jahre ab, und wenn das dann auch noch nicht reicht, dann drei. Wenn einer verhungert, tragt ihn hinaus, wenn zwei verhungern, tragt sie hinaus!«
    Wenn zum Beispiel das noch nicht eingebrachte Getreide auf irgendeine Art und Weise verschwand, dann wurde das den Kommunemitgliedern, die darauf hatten aufpassen sollen, von den Privatrationen abgezogen. Von dem Mais, auf den Zheng Derong von der Volkskommune Dashi hatte aufpassen sollen, verschwanden über 100 Kolben, also wurden ihm 96 Pfund von den Privatrationen abgezogen. Aus diesem Grund kam es in dieser Volkskommune andauernd zu Fällen von Wassersucht und Hungertod. Zwischen Januar und erster Septemberhälfte starben 51 Personen, bei über 90 Prozent der Frauen setzte die Menstruation aus und es wurden nur zwei Kinder in diesem Jahr geboren (in Kaderfamilien). [224]  
    In der Volkskommune Shuanglong im Kreis Jiangjin gab es über zehn Vergehen, für die man mit einem Bußgeld belegt werden konnte: so unter anderem das Bußgeld für den Verzehr von grünen Bohnen, für das Abhalten von Versammlungen ohne Vorsitzenden, für das Überschreiten der Urlaubszeit, für tote Schweine, das Bußgeld für das Nicht-Melden eines toten Schweins, Bußgeld für zu großen Abstand zwischen den Setzlingen, Bußgeld für das Zerstören von Feldern durch kleine Kinder (das hieß, die Kinder haben sich vor Hunger über die noch nicht reife Saat hergemacht). Der 2. Verwaltungsbezirk der Volkskommune Xijiao im Kreis Tongliang legte als Bußgeld für das Pflücken einer einzigen unreifen Limabohne einen Jiao fest (damals ein nicht kleiner Teil, den ein Kommunemitglied an einem Tag verdienen konnte). [225]  
    Vom 4. bis zum 6. Januar haben Liu Wenzhen vom Provinzkomitee und Zhang Fengwu vom Gebietskomitee von Jiangjin 14 Volksküchen in den Kreisen unter anderem von Dazu, Tongliang und Bishan inspiziert. Was sie zu sehen bekamen, waren geschlossene Kantinen, Hunger und Tod. Die Todesrate lag 1960 bei über sieben Prozent.
    In einer Volksküche in der Volkskommune Shizi haben die Kinder des Kommunemitglieds Mai Zimin ein paar Blätter

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