Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)
Hunger abgewandert. Am 19. Januar gab das Kreiskomitee eine dringliche Mitteilung heraus, in der Folgendes angeordnet wurde: »Die Angehörigen von abgewanderten Arbeitskräften haben einen Brief zu schreiben und sie zur Rückkehr zu bewegen. Wenn sie dies in der gesetzten Frist nicht tun, müssen sie sich selbst um Verköstigung und Nahrungsmittel sorgen, die Volkskommune wird sich dann um nichts mehr kümmern.«
Und die Volkskommune Longsheng hat nach Erhalt dieser Mitteilung zusätzlich angeordnet, dass die Angehörigen abgewanderter Personen jeden Tag einen Brief zu schreiben hätten. Für jeden Tag, an dem das nicht geschehe, werde an diese Personen kein Essen ausgegeben. In manchen Volkskommunen wurden eigens Klauseln für das Einbehalten von Mahlzeiten formuliert. In dieser Zeit des Hungers haben oft die für die Volksküchen zuständigen Personen über Leben und Tod der Kommunemitglieder entschieden.
In der Volkskommune Shaping hat irgendein Parteizellensekretär in der Zeit, in der er in der Volksküche arbeitete, an Wassersucht erkrankten Kommunemitgliedern das Essen einbehalten, viele sind daraufhin verhungert. Dem Kommunemitglied Zhu Haiqing, der wegen der Wassersucht nicht zur Arbeit gehen konnte, wurde über zwei Monate hinweg immer wieder das Essen entzogen – im ersten Monat bekam er am Tag nur 150 Gramm Nahrung, im zweiten Monat nur noch 100 Gramm, in den letzten fünf Tagen gab man ihm schließlich gar nichts mehr. Zhu ist langsam verhungert.
Kommunemitglied Lan Quan war auf einer Baustelle eines Wasserbauprojekts krank geworden und nach Hause zurückgekehrt. Er konnte nicht zur Arbeit gehen und bekam 30 Tage lang kein Essen mehr. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als jeden Tag nach wildem Gemüse zu graben, wenn er seinen Hunger stillen wollte – nicht viel später fand man ihn verhungert an einem Berghang.
Das Kommunemitglied Feng Yinshan hatte eine siebenköpfige Familie, vier konnten wegen der Wassersucht nicht zur Arbeit gehen, woraufhin an die gesamte Familie kein Essen mehr ausgegeben wurde, mit dem Resultat, dass die gesamte Familie ausstarb.
Fan Ruying von der Volkskommune Dahe war schwer an Wassersucht erkrankt, aber ein Parteizellensekretär namens Li zwang ihn, Dung aufzusammeln. Er brach auf der Straße zusammen und starb.
Li Hongying, Mitglied der Volkskommune Rongchang, war schwer an Wassersucht erkrankt. Die Kader zwangen ihn zur Arbeit auf den Nassfeldern. Seine Frau flehte sie an, ihren Mann nicht auf die Felder zu schicken, mit dem Resultat, dass die Kader ihr mehrfach ins Gesicht schlugen und das Essen für zwei Tage einbehielten. Li Hongying starb ein paar Tage nach seiner Arbeit auf dem Feld.
Yang Simin, ein über 50 Jahre altes weibliches Mitglied des 14. Verwaltungsbezirks der Volkskommune Gaofeng, wurde von den Kadern verdächtigt, ein Huhn gestohlen zu haben. Sie wurde ausgepeitscht und am darauffolgenden Tag auf freien Fuß gesetzt. Auf dem Weg nach Hause brach sie ohnmächtig zusammen, woraufhin der Parteizellensekretär des Bezirks Befehl gab, sie zu begraben, doch als es soweit war, hat sie noch gestöhnt – sie wurde dennoch begraben, bei lebendigem Leib. [221]
Auch ein wichtiger Aspekt bei der schlimmen Verfolgung, die die Bauern auszustehen hatten, war die Kampagne gegen »Verheimlichung und Abzweigung von Erträgen«. Im Oktober 1959 war im Kreis Rong die Ankaufquote für den Herbst erst zu 70 Prozent erfüllt. Das Kreiskomitee war zu Tode erschrocken und plante, die Quote über Prügel und Verhaftungen zu erfüllen. Der erste Kreiskomiteesekretär, ein Mann namens Xu, nahm den Kampf mit den Worten auf: »Wenn Massen aufstehen und zuschlagen, sollte man kein Wasser ins Feuer gießen.«
Auf der Kampfversammlung »gegen rechte Tendenzen« im Bezirk Changshan wurden über 30 Kader ausgepeitscht, zehn behielten bleibende Schäden zurück, die Volkskommunekader wurden verhaftet.
Am 25. Oktober fand im Glockentrommelturm eine Kaderversammlung gegen rechte Tendenzen und zur Untersuchung der Nahrungsmittelsituation statt. Auf dieser Versammlung wurde noch mehr und noch brutaler zugeschlagen als während der Versammlung in Changsha. Von 14 Kadern der Volkskommune wurden vier ausgepeitscht, acht verloren ihre Posten, zwei bekamen andere Strafen. In genannter Volkskommune wurden 142 höhere und niedere Kader geschlagen, noch auf der Versammlung wurde ein Kader zu Tode geprügelt (der Leiter eines Produktionsteams), ein weiterer wurde
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