Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)
Ein Teil der Kader und der Kommunemitglieder gebe dieses System nur widerstrebend auf. Die Flächen, die auf diese Weise privat bewirtschaftet würden, seien immer noch riesig; ein Teil der Produktionsbrigaden verteilten die große Frühjahrsernte einfach; das Herbstgemüse werde in den Haushalten gespeichert und es sei weit verbreitet, dass Kommunemitglieder auf kollektiven Feldern ihr Herbstgemüse anbauen: »Unter den Massen ist das rückwärtsgerichtete falsche Denken einer Berechnung der Produktionsquoten nach Haushalten sehr ernst […] Unter den 10 Parteikomiteesekretären in dem Gebiet Xinglong ist nicht einer, der entschieden gegen dieses System auftritt«.
Der Bericht sagt, die rückwärtsgerichteten rechten Fehler seien bereits eine beharrliche Kraft. Wenn man nur ein wenig unachtsam sei, könnten die alten Übel wieder ausbrechen. Deshalb »ist eine Bewegung zur breiten und vertieften Korrektur der rechten, rückwärtsgerichteten Fehler einer Berechnung der Produktion nach Haushalten, die eine sozialistische Erziehung zum Mittelpunkt hat, unabdingbar«.
Am 25. September 1961 machte Li Jingquan zu dem Bericht nach oben einen langen Vermerk, in dem er dem dort geäußerten Vorschlag zustimmte, in den ländlichen Gebieten eine Kampagne zur sozialistischen Erziehung durchzuführen. Aber auch diese Kampagne war nicht in der Lage, diese Leben rettende Unterströmung zu unterbinden. Nach einem Jahr hieß es in einem Bericht über den Kreis Jiangbei, »die Berechnung der Produktion nach Haushalten und dergleichen Privataktivitäten ist sehr verbreitet und gravierend, in den 591 Produktionsgruppen des gesamten Gebietes ist fast die gesamte Jahresproduktion an Süßkartoffeln auf diese abgerechnet worden, im Spätherbst dieses Jahr sind es etwa 60 Prozent«.
Für den Kreis wurden folgende Gründe dafür angegeben: Nur die Berechnung der Produktion nach Haushalten sei in der Lage, die Produktionsaktivitäten zu erhöhen; die Kollektivproduzenten seien untereinander heillos zerstritten und ihre Lebensqualität sei nicht gut. Bei der Berechnung der Produktion nach Haushalten habe, wer gut arbeite, auch einen hohen Ertrag und der habe dann auch mehr zu essen. Nach diesem System liege der Verlust von Getreide in der Verantwortung jedes Einzelnen. Da habe man ein strenges Auge auf alles, da komme es nicht zu kleinen Diebstählen; wenn im Kollektiv etwas wegkäme, tue das keinem weh. Da komme es sehr leicht dazu, dass jemand etwas mitgehen lässt. Außerdem brauche man bei der Berechnung der Produktion nach Haushalten keine Kader, die die Arbeit einteilen, und es gäbe keinen Streit über die Verteilung der Arbeitspunkte. Kurz, seit der Einführung der Berechnung der Produktion nach Haushalten sei niemand mehr verhungert. »Der Reisaal hat weder Hände noch Füße, aber immer zu essen, und da soll der Mensch das nicht schaffen? […] Wenn du die Felder veröden lässt und sie nicht uns zur privaten Bestellung überlässt, wie sollten wir da nicht verhungern?« [229]
Auch in anderen Gebieten waren die Flächen, auf denen die Produktion nach Haushalten berechnet wurde, sehr groß. Im August 1961 waren in der Produktionsbrigade 1. Mai in der Volkskommune Qingliang im Kreis Pingshan 70,1 Prozent des Bodens und 44 Prozent des Ackerviehs an die Bauernhaushalte verteilt. Mou Haixiu, ein führender Kader im Gebietskomitee sagte: »Zuerst haben wir nur ein paar Prozent herausbekommen […], jetzt haben wir im Resultat 26 Prozent der Produktionsgruppen errechnet, aber wir schätzen, dass das noch nicht alles ist.« [230]
Um die Berechnung der Produktion nach Haushalten zu korrigieren, führte das Provinzkomitee von Sichuan eine Aktion durch, die sich »drei Berechnungen, eine Prämie« nannte: Wer mehr Getreide produzierte, der bekam mehr Arbeitspunkte. Aber die Bauern durften das Getreide nicht verteilen. Da die Produktionsquoten sehr hoch waren, ging das zu Lasten der Bauern. Dieses Verfahren konnte die Berechnung der Produktion nach Haushalten nicht ersetzen und es war noch nicht überall angelaufen, als es auch schon fehlgeschlagen war.
Es war in China jahrtausendealte Tradition, die Familie zur wirtschaftlichen Zelle einer Einheit zu machen. Das gab ein solides Fundament, das nichts und niemand ändern konnte. Trotzdem, für die Hartnäckigkeit dieser Unterströmung haben nicht wenige Basiskader und viele, viele Bauern mit brutaler politischer Verfolgung bezahlt. Wie viele Familien und Menschenleben
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