Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)
duldet, wenn man dagegen vorgeht. […]Die spontanen kapitalistischen Tendenzen von 20 bis 30 Prozent der reichen und mittleren Bauern haben euch beeinflusst, die Aktivitäten der 60 bis 70 Prozent armen und unteren Mittelbauern nehmt ihr gar nicht zur Kenntnis, habt sogar die Stirn, sie abzustreiten. Ihr schützt sie nicht, ihr stellt euch ihnen in den Weg. Schwer zu glauben, dass das Zufall sein soll!« [412]
Nach der Kollektivierung der Landwirtschaft haben die Parteiorganisationen der Landwirtschaftsgenossenschaften nicht nur die Wirtschaft in den ländlichen Gebieten organisiert, von Gemeindeebene an abwärts waren die Genossenschaften auch für die politische Organisation der ländlichen Gebiete zuständig. Die Genossenschaften waren praktisch die Basisorganisation der Zentralmacht zur Kontrolle der Gemeinden und Dörfer. Die Organisation der Kollektivwirtschaft hat an sich die Lebens- und Produktionsgrundlagen der ländlichen Gebiete in ihre Hand gebracht und damit die Bauern einer totalen Kontrolle unterworfen.
Im September 1955 hat Mao Zedong höchstpersönlich die »Überlegenheit der großen Genossenschaften« erklärt:
»Die halbsozialistischen Genossenschaften, die zur Zeit eingerichtet werden, bestehen aus kleinen Verbänden von höchstens 20 bis 30 Höfen, damit die Arbeit leichter von der Hand geht und Kader und Massen schnell Erfahrungen sammeln können. […] Man muss die Zusammenschlüsse schrittweise angehen. In manchen Gebieten kann man aus einer Gemeinde eine Genossenschaft machen, in einigen wenigen Gebieten kann man ein paar Gemeinden in einer Genossenschaft zusammenfassen, aber natürlich wird es in sehr vielen Gebieten in einer Gemeinde mehrere Genossenschaften geben. Nicht nur im Flachland wird man Großgenossenschaften bilden können, sondern auch in den Bergregionen.« [413]
Auf der Chengdu-Konferenz im März 1958 war unter den 37 verabschiedeten Dokumenten eines mit dem Titel: »Ansichten zu einem Zusammenschluss von kleinen zu Großgenossenschaften in dafür geeigneten Gebieten« – das war wie ein Schrei nach den Volkskommunen.
»Die Volkskommunen sind gut«
Durch die Kampagne der sozialistischen Erziehung fügten die Bauern sich allmählich der Kollektivierung. Eine Mehrzahl der jungen Menschen hat sich freiwillig kollektivieren lassen. Einige Gruppen von jungen Menschen haben begeistert zusammengearbeitet, das war viel lustiger als allein unter der strengen Aufsicht der Väter. Nachdem die Mehrheit der Menschen den Genossenschaften beigetreten war, waren diejenigen, die das nicht wollten, sichtbar isoliert und es blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich ebenfalls den Genossenschaften anzuschließen.
Die Volkskommunen wurden von oben nach unten in Gang gesetzt. Sie gingen zurück auf einen kommunistischen Komplex der Führungsriege des Zentralkomitees und sie gingen zurück auf die Bedürfnisse des totalitären Systems. Ihr Aufkommen wurde assistiert von dem Wendepunkt in den Wasserbauprojekten, in die die gesamte Bevölkerung involviert war.
Zwischen Winter 1957 und Frühjahr 1958 war ein Arbeitsheer von über 100 Millionen Menschen vom Süden bis zum Norden mit Acker- und Wasserbauprojekten beschäftigt. Die Riesenprojekte erforderten den Einsatz von gigantischen Mengen an Arbeitskräften und Kapital, der nur über eine Neuausrichtung der Dimensionen der landwirtschaftlichen Genossenschaften und eine Neuaufteilung der Verwaltungsbezirke zu schaffen war. Mao Zedong betonte immer die »Überlegenheit der Großgenossenschaften«.
Am 12. April hat die Renmin ribao in ihrer Headline den Standpunkt Maos propagiert, kleine Genossenschaften zu großen, kleine Gemeinden zu großen und eine Gruppe von Gemeinden zu Genossenschaften zusammenzuschließen.
Bei der Entwicklung der Zusammenarbeit zwischen den Berggebieten und dem flachen Land im Rahmen der Wasserbauprojekte im Kreis Zhuping in Henan kam es zwischen den einzelnen Gemeinden zu Reibereien. Wie sollte dieser Konflikt gelöst werden?
Lou Benyao, der Kreiskomiteesekretär von Zhuping, und Chen Bingyin, der stellvertretende Leiter der Abteilung für die Arbeit der Bauern des Kreiskomitees, waren der Auffassung, dass man die in ihren praktischen Interessen schwer unter einen Hut zu bringenden Gemeinden Baozhuang, Yangdian, Huaishu und Tushan mit dem Geist der Chengdu-Konferenz zusammenbringen könne, und meldeten diese Ansicht dem Gebietskomitee.
Aber sie konnten die Diskussionen des Gebietskomitees nicht
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