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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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abwarten. Gesagt, getan: Sie riefen die Parteikomiteesekretäre und Gemeindevorsteher der vier Gemeinden zu einer Konferenz zusammen. Auf der Konferenz stimmten alle einer Zusammenlegung der Gemeinden zu. Später wurde mit der Zustimmung von Lu Xianwen, dem Gebietskomiteesekretär von Xinyang, am 20. April 1958 offiziell die Großgenossenschaft von Chaya gegründet. Chen Bingyin wurde zu ihrem Sekretär und Zhon Deqing, ein nationaler Modellarbeiter und Kreiskomiteemitglied, zu ihrem Leiter.
    Die Großgenossenschaft war in acht Teile gegliedert: den landwirtschaftlichen Teil, den industriellen Teil, den Teil für Wasserbau, den Teil für Forstwirtschaft, den Teil für Viehzucht, den Teil für Gesundheit und Kultur und den Teil für Verkehr. Sie bestand aus 5566 Haushalten mit 30113 Menschen. Später änderte das Kreiskomitee, angeregt von den Kolchosen der Sowjetunion, den Namen der Großgenossenschaft in »Satellit-Kolchose vom Chaya-Berg«.
    Am 5. Mai 1958 wurde Lou Benyao, der bei dem Provinzkomitee Bericht erstattete, von Tan Zhenlin, Sekretär des Sekretariats des Zentralkomitees und stellvertretender Staatspräsident, der damals gerade in Henan war, empfangen. Tan Zhenlin sagte: »Warum nennt ihr euch Kolchose? Die Verwaltungs- und Verteilungsstrukturen in deinen Dörfern sind doch viel komplexer als in den sowjetischen Kolchosen, meiner Ansicht nach seid ihr eher wie die Pariser Kommune, ihr solltet euch eher als Kommune bezeichnen.«
    Das Kreiskomitee entschied sich dann schlussendlich für den Namen: Volkskommune Satellit vom Chaya-Berg. [425]  
    In Wahrheit war die Bezeichnung »Kommune« das Gemeinschaftsprodukt einer ganzen Reihe von Führungskräften des Zentralkomitees. Liu Shaoqi erinnert sich in einer Rede auf der ersten Zhengzhou-Konferenz:
»Über die Bezeichnung Kommune habe ich, wie ich mich erinnere, seinerzeit hier mit dem Genossen Zhipu gesprochen. Wir waren auf dem Weg zu einer Konferenz in Guangzhou. Im Zug (es muss der 25. oder 26. April 1956 gewesen sein) haben wir, ich, Enlai, Dingyi, Deng Liqun, herumschwadroniert über die Verbindung von Lernen und Arbeiten, wir haben herumschwadroniert über die Verbreitung von Allgemeinbildung, es ging um Kommunen, um Utopien über den Übergang zum Kommunismus, und es hieß, der Aufbau des Sozialismus in dieser Zeit sei eine vorbereitende Bedingung für den Kommunismus.« [426]  
    In der »Biographie von Lu Dingyi« heißt es, in diesem Zug habe Liu Shaoqi über den Übergang zum Kommunismus gesagt: »Der jeweils vorhergehende Abschnitt muss den nachfolgenden Abschnitt vorbereiten, so haben wir die Revolution gemacht. Wenn wir den ersten Schritt machten, haben wir schon an den nächsten gedacht und für ihn die Voraussetzungen geschaffen.«
    Sie haben auch herumschwadroniert über visionären Sozialismus, über Kinderhorte, Kollektivierung und Kollektivierung des Lebens, von fabrikeigenen Schulen, von schuleigenen Fabriken. Liu Shaoqi wollte, dass Deng Liqun etwas über visionären Sozialismus herausbrachte und Lu Dingyi etwas über die Aussagen von Marx, Engels, Lenin und Stalin zum Marxismus.
    Als man in Zhengzhou angekommen war, stand der erste Provinzkomiteesekretär Wu Zhipu am Bahnsteig. Liu Shaoqi erzählte ihm, worüber sie im Zug gesprochen hatten, und forderte ihn auf, in dieser Richtung Experimente zu machen. Wu Zhipu war ganz außer sich vor Begeisterung. Es dauerte nicht lange und in den ländlichen Gebieten von Henan tauchten Kinderhorte auf, Volksküchen, auch gab es Industrie-, Landwirtschafts- und Handelsschulen. Die Zusammenlegung von Gemeinden und Genossenschaften gab es ja schon lange, nur hatte man sie nicht als Kommunen bezeichnet.
    Doch erst als dann später offiziell die Frage der Kollektivierung des Lebens und die gleichberechtigte Verbindung von Lernen und Arbeit angesprochen wurde, wurde der Ausdruck Kommune eingeführt. De facto gab es die Einrichtung schon lange, nur hieß sie Großgenossenschaft.
    Am 19. Mai sagte Lu Dingyi in einer Rede auf der zweiten Vollversammlung der achten Tagung des Zentralkomitees:
»Der Vorsitzende Mao und der Genosse Liu Shaoqi haben es bereits gesagt, als sie darüber sprachen, wie unser Land in einigen Jahrzehnten aussehen wird: Es wird in unseren Dörfern und Gemeinden eine Menge kommunistischer Kommunen geben, jede Kommune hat ihre eigene Landwirtschaft, ihre eigene Industrie, Universität, Mittelschule, Grundschule, es gibt Krankenhäuser, es gibt wissenschaftliche

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