Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Shandong haben sie den Plan entwickelt, in einer 200tägigen Kraftanstrengung den Übergang zum Kommunismus zu schaffen. Im Kreis Wuxiu in Henan, wo man zuallererst das System »ein Kreis - eine Kommune« durchgeführt hatte, gab es den Plan, »in fünf Jahren den Kommunismus zu verwirklichen«.
    Aus dem Kreis Fan in Shandong kam der Vorschlag, Industrialisierung und Elektrifizierung in zwei Jahren abzuschließen, 20000 Pfund Getreide pro Mu zu produzieren, vier bis sechs Universitäten und eine Akademie aufzubauen und das Verteilungssystem jeder nach seinen Fähigkeiten und jeder nach seinen Bedürfnissen einzuführen. Außerdem schlug man vor, »dass die Menschen in ein neues Paradies eintreten, in dem Essen, Trinken und Kleidung umsonst sind, wo Hühner, Enten, Fisch und Fleisch frisch sind, wo man zu jeder Mahlzeit vier Gerichte essen kann, wo es jeden Tag Obst gibt, wo man die Kleidung gar nicht alle tragen kann – immer heißt es, der Himmel sei eine tolle Sache, aber im Vergleich zu diesem Paradies ist der Himmel gar nichts.«
    Am 6. November hat Mao Zedong während der Zhengzhou-Konferenz Dokumente über den Kreis Fan zu Gesicht bekommen und nach der Lektüre angemerkt: »Das ist alles sehr interessant, das ist ein Gedicht, und es scheint machbar zu sein. Aber die Zeit scheint ein bisschen knapp bemessen, nur drei Jahre. Aber unwichtig, drei Jahre oder länger, das ist in Ordnung. Die Dokumente sollten an die Führungsleute des Zentralkomitees, die hier auf der Konferenz sind, ausgegeben werden und an die Verantwortlichen in den großen Gebieten und die Kreiskomiteesekretäre. [496]  
    Auch die Volkskommune Galopp des Kreises Dangyang in Hubei war solch ein kommunistisches Vorzeigeprojekt. Der erste Parteikomiteesekretär der Volkskommune hatte »die Führung übernommen« und die »große Stahlaktion«, während der ein Großteil der Arbeitskräfte in die Berge abgezogen wurde, geleitet, und der zweite Parteikomiteesekretär Zhang Tiangao blieb in der Volkskommune, um dort die Arbeit zu leiten.
    Im Oktober hat man das vereinigte Verteilungssystem, bestehend aus allgemeinem Versorgungssystem und dem Entlohnungssystem, in der Volkskommune eingeführt und alle möglichen Wohlfahrtsunternehmen, deren Zentrum die Gemeinschaftsküchen bildeten, angeschoben.
    Am 17. November sagte Zhang Tiangao: »Ich verkünde, dass wir heute am Ende des Sozialismus angelangt sind und dass wir ab morgen mit dem Kommunismus beginnen.« »Der Kommunismus muss das System des Privateigentums zerstören, er muss die Familien zerstören und außer seiner Gattin, das will ich sagen, hat niemand mehr einen Privatbesitz.« An den Straßen wechselten sich Spruchbänder ab wie »Die beste Gesellschaft der Menschheit – der Kommunismus ist da!«, »Keine Unterschiede mehr, jeder bekommt, was er braucht!«.
    Zhang Tiangao sagte zu den Lehrern der Volkskommune: »Jetzt ist Kommunismus. Wenn ihr Schreibwaren braucht, dann geht in den Schreibwarenladen und holt euch, was ihr braucht.« Er brachte höchstpersönlich einen Büroangestellten, der seit einem halben Monat in der Mittelschule arbeitete, zum Schreibwarenladen und nahm dort 115 Artikel wie Musikinstrumente und Bälle zum Preis von 1436 Yuan mit. Die anderen Schulen bekamen Wind davon und plünderten den Schreibwarenladen vollständig aus.
    Zhang hat auch Leute in Geschäfte geführt und dort Dünger und Pestizide mitgenommen, um sie auf den Versuchsfeldern des Parteikomitees der Volkskommune zu verwenden. Anschließend wurde auch dieser Laden bis auf den letzten Rest leergeräumt. Und wenn die Massen etwa sagten, sie hätten nichts zum Anziehen, verkündete Zhang: »Wenn ihr keine Kleider habt, dann geht in den Laden und holt euch welche!« Das Ende vom Lied war, dass sämtliche Läden in der Volkskommune von Stoffen und Baumwollkleidern geplündert wurden.
    Das System des Privateigentums war abgeschafft, das Vieh wurde zwischen den Produktionsteams nach Belieben hin und her gezerrt, das Geflügel, das die Kommunemitglieder zu Hause hielten, und ihr selbstgezogenes Gemüse wurden nach Belieben aufgefressen. Laut im Nachhinein erstellten Statistiken wurden den Kommunemitgliedern über 2800 Hühner und über 68600 Pfund Gemüse weggefressen. Die Volkskommune konzentrierte 12735 Schweine, die die Kommunemitglieder privat gehalten hatten, und 36251 Hühner. Nach der Konzentrierung sind 6164 Schweine und 3691 Hühner eingegangen.
    In der Volkskommune Galopp ist außerdem noch eine