Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

einer Rede vom 6. November vertrat er die Auffassung, es sei schon schnell, »wenn es in knapp drei bis vier, höchstens fünf bis sechs Jahren« geschafft würde, aber er sagte auch, »nach einem harten Kampf von drei Jahren wird es noch einmal zwölf bis 15 Jahre dauern bis zum Übergang zum Kommunismus. Das muss man nicht publik machen, aber wenn man es nicht so macht, ist es nicht gut«. [500]  
    Am 21. November sagte er zudem, »zusammengefasst kann man sagen, dass man zunächst sicher die Sowjetunion zum Kommunismus übergehen lassen muss, wir werden nachfolgen, denn was sollen wir tun, wenn wir die Ersten sind? Wir können uns das Schild des Sozialismus umhängen und in Wirklichkeit Kommunismus praktizieren.« [501]  
    Am 23. März 1959 sagte Mao Zedong: »Zumindest in den nächsten zwölf Jahren soll niemand mehr über den Übergang vom Sozialismus zum Kommunismus reden, das ist so schnell nicht möglich.« [502]  
    Das allgemeine Versorgungssystem war ein wichtiger Ausdruck des »kommunistischen Windes«. Dabei war die Verteilung von Provinz zu Provinz ganz unterschiedlich: In Hebei, Zhejiang, Fujian und Heilongjiang lagen das allgemeine Versorgungs- und das Besoldungssystem bei jeweils 50 Prozent, in Shanxi, Henan, Shaanxi, Sichuan, Guangdong, Jiangsu, Jiangxi und in der Inneren Mongolei lag das allgemeine Versorgungssystem bei 60 Prozent, in Anhui, Hunan, Liaoning, Jinlin, Guizhou, Gansu und Ningxia bei 65 – 70 Prozent. [503]  
    Zudem die Statistiken von 21176 Volkskommunen aus 23 Provinzen und Gebieten: 78 Prozent der Volkskommunen haben das allgemeine Versorgungssystem in Bezug auf Verköstigung eingeführt, 14 Prozent in Bezug auf Nahrungsmittel, fünf Prozent in Bezug auf den allgemeinen Bedarf des täglichen Lebens, ein Prozent halb in Bezug auf Nahrungsmittel, 0,6 Prozent vollständig in Bezug auf die Löhne und 1,5 Prozent auf das System der Arbeitstage. Im Durchschnitt lag der Monatslohn für die Arbeitskräfte zwischen drei und fünf Yuan.
    Nach Statistiken aus Henan, Shanxi, Shandong, Anhui, Fujian, Hunan, Guangxi und Heilongjiang war ein Großteil der Volkskommunen nach zwei, drei Monaten nicht mehr in der Lage, die Löhne zu bezahlen. Anschließend hat man dann flächendeckend das »allgemeine Versorgungssystem« eingeführt, und wenn die Regierung einen nicht versorgte, hatte man nichts mehr zu essen. [504]  

Das durch blinde Führung verursachte Chaos
in der Wirtschaft
    Auch die Blindheit in der Führung war ein starker Wind im ganzen Land. Damals wurden alle möglichen »Großprojekte« in Angriff genommen. Jedes dieser »Großprojekte« war »der Feldzug einer großen Armee«, eine »Massentaktik«: »Tagsüber eine Flut von roten Fahnen, am Abend ein Meer von Fackeln«. Manch eine Kreisführung stand abends auf einem Berg und schaute ihren Volkskommunen beim Schuften zu, man zählte, wo es die meisten Fackeln gab und dann gab es am nächsten Tag im Radio eine entsprechende Belobigung.
    In Wahrheit haben diese »Schlachten« nicht nur zu schlechter Organisation und mangelnder Auslastung, sondern auch zu Verschwendung geführt und die Blindheit der Kader in ihrer Führungsarbeit auf die Spitze getrieben. Was, wann, wie viel und auf welche Weise die verschiedenen Produktionsteams anpflanzten, wurde oben entschieden, und die Entscheidungen von oben basierten auf Entscheidungen von noch weiter oben. Besonders sprechende Beispiele dafür sind die Engpflanzung und das Tiefpflügen. Zu beidem hatte Mao ein paar Worte fallen lassen, was dann von den unteren Ebenen wie ein kaiserlicher Erlass behandelt wurde und bei den Bauern als Befehl ankam.
    Zu den Engpflanzungen hatte Mao Zedong nur eine einzige Bemerkung gemacht, aber diese Bemerkung ging durch die verschiedenen Führungsebenen und wurde immer gewichtiger, bis sie schließlich wie ein Sturmwind über das ganze Land fegte. An vielen Orten erließ der Kreis Bestimmungen über die Abstände zwischen den Reihen und den einzelnen Pflanzen in den Beeten mit Getreidesetzlingen; was nicht nach diesen Bestimmungen gepflanzt wurde, musste, ganz unabhängig von der Fläche, herausgerissen und neu gesetzt werden. Das war nicht nur doppelte Arbeit, man musste auch noch die »weiße Fahne herausreißen« und »rote Fahnen errichten«. Man glaubte, der Minderertrag durch die Engpflanzung müsse als »weiße Fahne« herausgerissen werden; während Kader, die sich aktiv zeigten und auf einem Mu Land ein paar hundert Pfund Setzlinge