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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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des steigenden Nahrungsmittelbedarfs gingen die Bestände in den staatlichen Speichern zurück. Also hat die Regierung erneut die Ankaufquoten erhöht und die Speicher wieder aufgefüllt. Um den überhöhten Quoten nachzukommen, hat man den Bauern, die das nicht taten, in einigen Gebieten wahllos irgendwelche »Hüte« aufgesetzt und man hat sie bekämpft. Versiegelung der Häuser, Hausdurchsuchungen, Fesseln und Auspeitschungen waren in nicht wenigen Gebieten an der Tagesordnung. Entsprechende Dokumente halten fest:
»Die Parteizelle der Gemeinde Lianxi, Kreis Xinhui, Provinz Guangdong, hat auf Anweisung des verantwortlichen Genossen im Kreiskomitee 89 Bauern in Fesseln gelegt. Die Gemeindekader sind mit der Waage von Haus zu Haus gegangen und haben Getreide eingetrieben; wer ihnen nichts verkauft hat, wurde sofort in Fesseln gelegt. Man hat den Bauern, die ihre überschüssigen Nahrungsmittel nicht verkaufen wollten, sogar ihre Landurkunden konfisziert.
Im neunten Bezirk des Kreises Gaoyao wurden beim Getreideankauf 53 Personen gefesselt und geschlagen und 36 Haushalte durchsucht. In Hubei sind provinzweit 111 Menschen bei den Ankaufaktionen in den Selbstmord getrieben worden.« [544]  
    Am 2. Februar 1955 hat das Sektionsbüro Huanan des Zentralkomitees in seinem »Bericht des Sektionsbüros Huanan über die angespannte Lage und die Maßnahmen in den ländlichen Gebieten« die bedrängte Lage der Bauern nach der Durchsetzung des Getreideankaufs beschrieben:
In der Zeit nach der Getreideankaufskampagne (in der zweiten Dezemberhälfte 1954) sind an vielen Orten verbreitet eine Großzahl von Schweinen und Enten geschlachtet worden.
In einem Teil der Gebiete wie in Zhongshan, Xinhui und Nanhai ist es vorgekommen, dass Bauern ihre Felder zurück- und sogar ihre Besitzurkunden abgegeben haben; sie waren der Auffassung, dass die Produktivität des Bodens nicht ausreiche und sie die Ankaufquoten nicht schultern könnten.
Die Bauern werden nicht satt, die Produktionsaktivität ist niedrig, die Arbeitsraten sind enorm zurückgegangen.
Die Angst der Bauern vor dem Nahrungsmittelproblem ist ausgesprochen groß. Die Bauern in der Nähe des Örtchens Gangkou im Kreis Zhongshan haben nachts heimlich nachgesehen, ob das Getreide aus den Getreidespeichern weggeschafft worden ist, und als sie zusehen mussten, wie die Getreideschiffe abfuhren, standen sie am Ufer und weinten. Die Haushalte, die ihre Ankaufbescheinigung nicht bekamen, weil sie nichts hatten, haben bei den Kadern zu Hause geweint und geklagt.
Die Bauern allgemein zeigen eine gewisse Unzufriedenheit und sie beschweren sich, dass sie »ein hartes Jahr lang nichts zu essen bekommen« hätten. [545]  
    Nach der Einführung des An- und Rückverkaufsystems kam es verbreitet zu Widerstand der Bauern und zu harten Strafen der Regierung für diese Widerständler. Das Gebietskomitee von Changde in Hunan fasste folgenden Beschluss: »Die Konterrevolutionäre, die gegen den Planankauf und die Planlieferungen verstoßen, müssen nach den ›Bestimmungen für die Disziplinierung von Konterrevolutionären der Volksrepublik China‹ bestraft werden«. [546]  
    Bei der Einführung des An- und Rückverkaufsystems ist es in der Anfangszeit in Yunnan zu Kampfkritik gegen die Bauern gekommen, was zu vielen Todesfällen führte, aber auch zu gewalttätigem Widerstand. [547]  
    Im Jahr 1954 sind im Kreis Dechang in Sichuan 25 Massenversammlungen abgehalten worden, auf denen 29 Personen verurteilt wurden, darunter eine zum Tode und 23 zu Zeitstrafen. [548]  
    1953 wurden im Kreis Shizhu in Sichuan neun Großversammlungen im Zusammenhang mit Urteilsverkündungen veranstaltet, bei denen es zwei Todesurteile gab und fünf Gefängnisstrafen, und zwei Personen wurden unter Aufsicht gestellt. [549]  
    1954 kam es im Kreis Shaowu in Fujian zu Massenunruhen, die man als »Aufwiegelung der Massen durch Konterrevolutionäre zur Zerschlagung des An- und Rückverkaufsystems« qualifizierte, 114 Personen wurden verhaftet, 16 hingerichtet, 56 bekamen Freiheitsstrafen, neun wurden unter Aufsicht gestellt. [550]  
    Auch wenn es eine Vielzahl von Beispielen für den Widerstand der Bauern gibt, war das Nahrungsmittelministerium doch der Auffassung: »Die Klagen der Bauern über Lebensmittelmangel sind aus der Luft gegriffen.« Diese Ansicht des Ministeriums hat für einen langen Zeitraum das Denken der führenden Persönlichkeiten des Staates bestimmt. Da konnten die Bauern noch so sehr

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