Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)
Produktionsbrigaden zur Lage der Frühlingsaussaat vor Ort veranstaltet, auf der die zusammenhängende Bebauung großer Flächen betont und ein Abstand zwischen den Maispflanzen von sechs, sieben und acht Zoll, zwischen den Setzlingen von vier, fünf und sechs Zoll angeordnet wurde. Liu Rugao, der Sekretär des Stadtkomitees, hat auf der Großversammlung ausgerufen: ›So wird das von euch gemacht! Und wenn es Probleme gibt, dann schlagt mir den Kopf ab, wenn ihr euch aber nicht daran haltet, dann kostet es euch den Kopf!‹
Das zweite Produktionsteam der Volkskommune Fünf Meilen hat sich nicht an diese Vorgaben gehalten, woraufhin die Volkskommune eine Diskussionsversammlung einberief zur Bekämpfung des Sekretärs des genannten Produktionsteams.
Die achte Produktionsbrigade erklärte nach den Anweisungen von oben ihr erstes, drittes und viertes Produktionsteam zu einem ›Taro-‹, das sechste zu einem ›Schweinezuchtgebiet‹. Das erste Produktionsteam besaß insgesamt 470 Mu, von denen unbedingt 250 Mu mit Bergtaro bepflanzt werden mussten – mit dem Resultat, dass die Produktion von Mais und Taro einbrach, pro Mu gab es 90 Pfund Taro, das war nicht einmal genug für das Saatgut.
Das dritte Produktionsteam hatte über 20 Mu mit Hirse bepflanzt, die schon über eine Elle hoch stand; doch weil oben bestimmt worden war, dass die Fläche zusammenhängend mit Baumwolle zu bepflanzen sei, musste die Hirse auf Biegen und Brechen herausgerissen und durch Baumwolle ersetzt werden, was einen großen Verlust einbrachte. Auf der anderen Seite hatte das Produktionsteam einen Streifen von 80 Mu, der sich besonders für Baumwolle eignete, doch oben beharrte man darauf, hier Zuckerrüben anzupflanzen, mit dem Resultat, dass nichts anging.
Das fünfte Produktionsteam hatte 30 Mu, die sich für den Anbau von Hirse eigneten, doch um die Felder zusammenhängend zu bepflanzen, musste man Mais anpflanzen, mit dem Resultat, dass man pro Mu nur 30 Pfund Mais erhielt.«
Aufgrund der Blindheit der Führung brach die Produktion gewaltig ein. Die Kommunemitglieder machten ihrem Ärger Luft: »Wenn wir nur die Hälfte der Felder selbst bewirtschaften dürften, dann würde die Produktion anders aussehen!«
Der Wind der Zwangsanordnungen und der Privilegienwirtschaft der Kader
Im damaligen politischen System haben die Kader die Bauern wie Dreck behandelt. Bei den verschiedenen Großprojekten war ihr Arbeitsstil brutal: Wer nicht gehorchte, wer ihnen ein Dorn im Auge war, wurde für jede Kleinigkeit in Ketten gelegt, eingesperrt und mit einem guten Dutzend grausamer Strafen belegt. Ungezählt sind die Kommunemitglieder, die in Ketten gelegt, ausgepeitscht und zu Tode gequält wurden.
Aufgrund der hochgradigen Konzentration der politischen und wirtschaftlichen Macht auf die Parteikomitees der verschiedenen Ebenen waren sämtliche Ressourcen in den Händen der Kader; sie konnten es gar nicht vermeiden, diese Macht, vor allem in Bezug auf Lebensmittel, zu ihren eigenen Gunsten zu missbrauchen. Es war an der Tagesordnung, dass sich die Kader und ihre Angehörigen mehr nahmen, als ihnen zustand. Der Kontrast zwischen den Prassereien der Kader und dem Hunger der Bauern war krass.
Die »Fünf Winde« sind nicht zu unterbinden
Ende 1958 war Mao Zedong auf die »Fünf Winde« aufmerksam geworden. Auf der Zhengzhou-Konferenz vom 27. Februar bis zum 5. März 1959 führte er aus, dass der »Wind des Kommunismus« »zu einer großen Verwirrung der Bauern geführt hat«. Die Versammlung begann, den »Wind des Kommunismus« aus der Welt zu schaffen und die »Fünf Winde« im Zaum zu halten, aber nach der Lushan-Konferenz und ihrem Kampf gegen rechte Tendenzen kam alles wieder auf.
Am 3. November 1960 berichtete der Kreis Mianyang in Hubei, seit dem zweiten Halbjahr 1958 sei der »Wind des Kommunismus« trotz der alljährlichen Maßnahmen nie zum Stillstand gekommen, im Gegenteil, es sei schlimmer als je zuvor, alles werde von ihm hinweggefegt. Ganz wie die Massen es ausdrückten:
Alles Geld haben gewollt,
Alle Dinge verlegen gesollt,
Alle Häuser abgerissen,
Alles abliefern müssen.
oder:
»Oben sind die Zweige, unten ist der Staub«. Die Produktionsteams wurden im Volksmund zu »kaputten Töpfen« oder »verkommenen Laden« [536] .
Am 15. November 1960 führte Mao Zedong zu den »Fünf Winden« aus:
»Man muss innerhalb der nächsten Monate entschlossen zu einer grundsätzlichen Korrektur des vollständig in die falsche
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