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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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Richtung gehenden Kommunistischen Windes, des Windes der Schaumschlägereien, der Zwangsanordnungen, der Kaderprivilegien und der blinden Führung in der Produktion ansetzen, dabei muss die Korrektur des Windes des Kommunismus den Schwerpunkt bilden und die Korrektur der anderen vier nach sich ziehen. Dass hierbei die Provinzkomitees so verfahren, dass sie eine Volkskommune (wo die Fehler am schwerwiegendsten sind) von Grund auf untersuchen, um so selbst zu vielfältigen Methoden zu gelangen, ist ein gutes Vorgehen. Auch zunächst Pilotprojekte einzurichten und sie dann zu erweitern, ist eine gute Methode. […] Man muss unbedingt den Weg der Massen gehen, man muss die Massen auf ganzer Linie dazu bringen, selbst aufzustehen und die Fehler der ›Fünf Winde‹ der Kader zu korrigieren, und gegen den Gedanken vorgehen, das sei so etwas wie ein Almosen!« [537]  

    Speziell ist Mao Zedong auf das Problem des gedanklichen Wirrwarrs im Zentralkomitee eingegangen:
»Einerseits korrigieren wir den ›Wind des Kommunismus‹ und der ›blinden Führung‹; andererseits wurden wieder ein paar Großprojekte angeschoben wie das Großprojekt Stahl, das Großprojekt einer Industrialisierung der Volkskommunen und Kreise, die Großprojekte Verkehr, Bildung und Erziehung, was den ›Wind des Kommunismus‹ wieder hat aufkommen lassen. Da weiß eine Hand nicht, was die andere tut. […] Das darf uns in Zukunft nicht mehr passieren. Wir können nicht hier gegen etwas sein, was wir dort ermutigen. Was jetzt unsere Aufmerksamkeit verdient, ist, dass wir den Schätzungen nach der Lushan-Konferenz zufolge dieses Jahr eine gute Ernte haben werden. Das liegt zum einen daran, dass wir den ›Wind des Kommunismus‹ unterbunden haben; zum anderen an unserem Kampf gegen rechte Tendenzen und unserer Ermutigung, alle Kräfte anzuspannen. […] Es war nicht vorauszusehen, dass die Naturkatastrophen des Jahres 1960 noch schlimmer werden würden, was auch den Menschen viel Unheil gebracht hat. Dieses Unheil ist nicht die Schuld von Feinden, das haben wir selbst heraufbeschworen. In diesem Jahr waren die Gleichmacherei und die unentgeltliche Ausnutzung von Arbeitskräften noch schlimmer als 1958, damals betraf das nur vier, fünf Monate, jetzt das ganze Jahr.« [538]  

    Des Weiteren führte er aus, dass die Massenkampagnen den Wind des Kommunismus weiter antreiben würden. Dass er den Grund für die »Fünf Winde« in den Leitgedanken des Zentralkomitees suchte und auf das »Unheil der Menschen« zu sprechen kam, war richtig. Aber er war sich nicht bewusst darüber, welch desaströse Wirkung der von der Lushan-Konferenz ausgehende Kampf gegen rechte Tendenzen hatte.
    30 Jahre später sagt Bo Yibo in seinen Erinnerungen, dass der »Wind des Kommunismus« nach jedem Verbot wieder aufgekommen sei, sich so ewig hingezogen und noch neben den Verboten her geweht habe, habe sicher damit zu tun, dass weder das Verbot noch die Rückgabe des Eigentums wirklich zu Ende gebracht worden sind. Das habe vor allem mit dem Kampf gegen rechte Tendenzen nach der Lushan-Konferenz zu tun, sei aber grundsätzlich auf die Geburtsfehler der Volkskommunen und die Schimäre vom Überspringen eines historischen Abschnitts zurückzuführen. [539]  
    Bo Yibo zählt diese Geburtsfehler auf: zum einen das Eigentumssystem der Volkskommunen mit seinem »Hauptsache groß und allgemein«; dann das Verteilungssystem, zu dem das allgemeine Versorgungs- und das Besoldungssystem zusammengelegt wurden; dann die Militarisierung, Herstellung der Kampfbereitschaft und Kollektivierung des Lebens; und schließlich die Verbindung von Politik und Gesellschaft.
    Bo Yibo hat ganz recht, der Grund für die Entstehung der »Fünf Winde« liegt im System der Volkskommunen an sich und der Realitätsferne ihrer Ideale; außerdem in der bereits vollendeten oder noch laufenden Institutionalisierung dieser Ideale. Aber noch viel stärker für das Entstehen des Systems der »Fünf Winde« war das totalitäre System des gesamten Staates. Ohne Lösung der systemischen Probleme konnte man der »Fünf Winde« nicht vollständig Herr werden. Der Verlauf der späteren Geschichte zeigt, dass bis zum Anfang des 21. Jahrhunderts nur der »Wind des Kommunismus« nicht mehr aufgekommen ist, die anderen vier Winde sind alle noch da.

Kapitel 9
    Das Problem der Nahrungsmittel
    Nach der Gründung der Volksrepublik China hat die Industrialisierung den Nahrungsmittelbedarf in den Städten erhöht; aber die

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