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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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»Zweiflerfraktion« aufsetzen lassen. In Xinyang wurde jeder, der die Hochertragsmodelle als Schwindel bezeichnete, bekämpft. Nach den Erinnerungen von Zhang Shufan, des stellvertretenden Gebietskomiteesekretärs von Xinyang und Politkommissar, wurden in seinem Gebiet damals 12000 Menschen aus diesem Grund bekämpft. [560]   Als Folge davon wehte der Wind der Schaumschlägereien immer heftiger.
    Mao Zedong hatte an den Verdopplungen der Nahrungsmittelerträge 1958 nicht den geringsten Zweifel. Mitte September sagte er in Wuhan: »In den vergangenen neun Jahren ist die Nahrungsmittelproduktion sehr langsam gestiegen, stets reichten die Erträge im Herbst nicht aus, aber jetzt sind sie innerhalb eines einzigen Jahres um mehrere hundert Millionen Pfund gestiegen. Wenn in diesem Jahr eine Verdopplung möglich war, dann wird eine Verdopplung auch im nächsten Jahr möglich sein, auf diese Weise wird unsere Produktion ungeheuer steigen. Mit dem Stahl ist es genauso. In den vergangenen neun Jahren haben wir ein paar Millionen Tonnen gemacht, in diesem Jahr konnten wir innerhalb von ein paar Monaten um ein paar hundert Millionen Tonnen zulegen […] ist das ein Wunder?« [561]  
    Am 16. November 1958 haben der für die Landwirtschaft zuständige stellvertretende Staatspräsident Tan Zhenlin und der Landwirtschaftsminister Liao Luyan in einem dem Zentralkomitee und Mao Zedong vorgelegten gemeinsamen Bericht Folgendes gesagt: »Die voraussichtliche Gesamtproduktion an Nahrungsmitteln liegt für das Jahr 1958 bei 850 Milliarden Pfund. Das sind die gestrafften Zahlen aus den Provinzen, den Städten und Selbstverwaltungsgebieten. Die Straffung ergibt eine Schwankung im Vergleich zu den Zahlen aus den Kreisen und Gebieten von 10 – 30 Prozent […] die Zahl von 850 Milliarden Pfund ist relativ belastbar […] die wirklichen Zahlen werden auf keinen Fall unter 750 Milliarden Pfund liegen; das kann man so veröffentlichen […] Das ist ein sehr großer Sprung nach vorn. Diesen Punkt muss man anerkennen, man darf nicht wegen vereinzelter Übertreibungen die ganze Schätzung ins Wanken bringen.« [562]  
    Die Legenden von den Rekordernten stimmten Mao Zedong außerordentlich optimistisch. Am 4. August 1958 hat er den Kreis Xushui in Hebei inspiziert. Er glaubte die Lügen, die ihm der Kreiskomiteesekretär auftischte, und sagte hocherfreut: »Wie könnt ihr hier in eurem Kreis mit euren gerade einmal 310000 Mäulern nur diese ganzen Nahrungsmittel aufessen? Was macht ihr denn, wenn ihr zu viel Nahrungsmittel habt?« Er fuhr fort: »Später wird das Volk vor allem Weizen essen, Mais und Yams werden an das Vieh verfüttert und an die Schweine; und wenn es mehr Schweine gibt, wird das Volk auch mehr Fleisch essen.« Und weiter: »Wenn wir zu viel Nahrungsmittel haben, dann werden wir etwas weniger anbauen und eines Tages nur noch einen halben Tag arbeiten.« [563]  
    Ende September 1958 hat auch Liu Shaoqi auf einer Inspektionsreise nach Jiangsu davon gesprochen, nur noch »auf einem Drittel des Bodens Nahrungsmittel anzubauen, das zweite Drittel für die Anpflanzung von Wald zu nutzen und das letzte Drittel ruhen lassen«, »weniger anpflanzen und mehr ernten«. [564]  
    Während der sechsten Vollversammlung des achten Parteitags im Dezember 1958 wurde bestimmt:
»Früher hat man sich viel Kopfzerbrechen gemacht wegen unserer Überbevölkerung und unserer nicht ausreichenden Ackerflächen. Aber die Rekordproduktionen des Jahres 1958 haben diese Theorie ad absurdum geführt […] Wir haben jetzt nicht weniger, sondern mehr Ackerfläche. […] Innerhalb von ein paar Jahren werden wir die landwirtschaftlichen Ernteflächen auf etwa ein Drittel reduzieren, einen Teil werden wir im Wechsel ruhen lassen, Wiesen anpflanzen und Düngegras, und auf einem weiteren Teil werden wir Bäume und Wälder anpflanzen, Seen anlegen zur Speicherung des Wassers, auf dem flachen Land, in den Bergen und auf den Wasserflächen kann man millionenfach violette und rote Blumen anpflanzen, eine Augenweide, und die Erde zu einem Garten machen.« [565]  
    Was oben gesagt wurde, wurde unten in die Tat umgesetzt. Die Produktionsbrigade Huzhuang in Jiangsu hat im Sinne des Geistes von »weniger anbauen, hohe Erträge und reichere Ernten« nur 54,4 Prozent der Gesamtackerfläche der Brigade bepflanzt. Den Kommunemitgliedern tat der Anblick der brachliegenden Felder im Herzen weh und sie haben heimlich und ohne Wissen der Kader noch gut 200 Mu

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