Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

gegen die Verheimlichung der Erträge gekämpft und Zhao Ziyang in Zhanjiang. Zhao Ziyang war viel milder als Tao. Tao wollte die Menschen verbessern, Zhao hat diese Idee nicht verfolgt. Trotzdem, als Tao Zhu Anfang April mitbekam, dass die Bauern wirklich nichts mehr hatten, hat er von selbst die Kampagne gegen die Verheimlichung und private Abzweigung der Erträge abgeblasen.«
    Auf der Zhengzhou-Konferenz vom 27. Februar 1959 bis zum 5. März 1959 hat das Zentralkomitee den Nahrungsmittelmangel immer noch nicht eingeräumt, auch wenn unentwegt Berichte über entsprechende Klagen eingingen. Mao Zedong sagte in einer Rede auf der Konferenz:
»Jeder kann sehen, dass wir im Augenblick mit den Bauern in Bezug auf einige Fragen in einer recht angespannten Lage sind. Augenfällig ist vor allem die Tatsache, dass nach den überreichen Ernten 1958 die Ankaufquoten für landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Getreide, Baumwolle, Öle etc. bis heute nicht erfüllt worden sind. Darüber hinaus scheint im ganzen Land (von den wenigen Katastrophengebieten einmal abgesehen) die Verheimlichung und private Abzweigung von Erträgen sehr verbreitet zu sein, es ist regelrecht Mode geworden, über einen ›Mangel‹ an Lebensmitteln, Ölen, Schweinefleisch und Gemüse zu klagen. Das hat Ausmaße erreicht, die weit über das hinausgehen, was wir aus den Jahren ’53 und ’55 kennen. Genossen, ich bitte euch zu bedenken, was das denn für ein Phänomen ist! Ich bin der Auffassung, wir müssen die Antwort bei unseren Erkenntnissen über das Volkskommuneneigentumssystem in den ländlichen Gebieten und bei den Maßnahmen, die wir getroffen haben, suchen.« [577]  
    Hier hat Mao Zedong das Problem des Volkskommuneneigentumssystems erkannt, aber er hat immer noch nicht geglaubt, dass die Nahrungsmittel nicht ausreichen und die Bauern Hunger leiden. Er glaubte, man müsse nur das Eigentumssystem neu ausrichten und die Nahrungsmittel würden von selber kommen.
    Angesichts der Planziffern, die sich nach den hohen Ankaufquoten richteten, hatten die Bauern nichts mehr: keine privaten Vorräte, keine Futtermittel und kein Saatgut. Einige haben daraufhin heimlich ein bisschen angebaut, aber die in dieser Richtung geschätzten Zahlen der Regierung waren viel zu hoch. Als die Bauern bereits in Massen verhungerten, hat sie immer noch nicht geglaubt, dass es keine Nahrungsmittel gibt, und weiter die Dynamik des Ankaufs erhöht. Unter diesem schweren Druck haben die Basiskader über die Kampagne gegen die Verheimlichung und private Aneignung von Erträgen die Bauern brutal ausgeplündert, was die Landbevölkerung, die eigentlich vom Hunger schon geplagt genug war, vollends ins Elend stürzte.
Tab. 9.5  
Allgemeiner Überblick über das staatliche Getreidezuteilungssystem während der schweren Hungersnot (Einheit: Handelsgetreide in 100 Mio. Pfund)
 
 
 
 
 
 1957 – 1958
 
 1958 – 1959
 
 1959 – 1960
 
 1960 – 1961
 
 1961 – 1962
 
Einnahmen 
 
gesamt 
 
 920,11
 
 1125,44
 
 1214,29
 
 823,74
 
 794,67
 
 
Ankauf 
 
 920,11
 
 1125,44
 
 1214,29
 
 780,84
 
 679,14
 
 
Erntejahr 
 
( 875,80)
 
( 1092,02)
 
( 1195,20)
 
( 852,67)
 
( 682,48)
 
 
Produktionsjahr 
 
– 
 
– 
 
– 
 
– 
 
– 
 
 
Einfuhr 
 
 
 
 
 42,90
 
 115,53
 
Ausgaben 
 
gesamt 
 
 899,65
 
 1166,57
 
 1260,51
 
 949,09
 
 777,10
 
 
Verkauf 
 
 842,09
 
 1052,01
 
 1119,13
 
 886,97
 
 736,32
 
 
Verkauf in den Städten 
 
 422,43
 
 546,32
 
 592,65
 
 524,89
 
 467,87
 
 
Verkauf auf dem Land 
 
 419,66
 
 505,19
 
 526,48
 
 362,08
 
 268,45
 
 
Anweisungen d. Finanzpolitik 
 
 12,43
 
 12,32
 
 13,12
 
 12,18
 
 12,45
 
 
Export 
 
 41,68
 
 72,56
 
 86,51
 
 23,92
 
 17,55
 
 
Verluste 
 
 3,45
 
 29,68
 
 41,75
 
 26,02
 
 10,78
 
Speicherbestände Ende Berechnungszeitraum 
 
 
 384,41
 
 343,28
 
 297,06
 
 171,71
 
 189,28
 
davon Altgetreide 
 
 
 291,68
 
 217,14
 
 151,83
 
 109,39
 
 130,30
Quelle: »Übersicht über das Nahrungsmittelmaterial des Planungsbüros des Nahrungsmittelministeriums«, 28. August 1962.
Erklärung: 1957 – 1958, 1958 – 1959, 1959 – 1960, in den An- und Rückverkaufszahlen dieser drei Jahre sind Fruchtwechsel und Sortenwechsel berücksichtigt, in den nachfolgenden Jahren nicht. Unter »Anweisungen durch