Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)
jeweils 31,9 bzw. 27,2 Prozent. Die durchschnittliche Pro-Kopf-Ration lag 1957 provinzweit bei 294 Pfund und fiel 1959 auf 240 und 1960 auf 215 Pfund, während gleichzeitig der individuelle landwirtschaftliche Nebenerwerb der Kommunemitglieder in den ländlichen Gebieten begrenzt wurde.
Nach Statistiken des Provinzkomitees erreichte die Gesamtzahl der unnatürlichen Todesfälle und der Mindergeburten zwischen 1959 und 1961 870000. [571] Und Fujian war damals bei weitem nicht die am schwersten vom Hunger betroffene Provinz.
Im August 1958 gab die erste Volkskommune nach Staatsgründung im Kreis Macheng von Hubei die Frühreisproduktion pro Mu mit über 36900 Pfund an. Sie war ein falsches Vorbild für die 1016 Mu Nassfelder des Produktionsteams Nr. 2, auf die die reifen Setzlinge verpflanzt wurden. Die falschen Vorgaben der Kader führten die Bauern ins Verderben.
Zwischen dem zweiten Halbjahr 1959 und 1960 verhungerten von den gut 400 Mitgliedern dieses Produktionsteams über 70, das war fast ein Sechstel der Gesamtbevölkerung. In anderen Volkskommunen klagten die Menschen: »Ihr sonnt euch im Glanz der Volkskommune Nr. 1 und verkauft unser Getreide.« [572]
Die Bauern hatten nicht so viele Lebensmittel, also gab es mit dem Ankauf Schwierigkeiten. Am 4. Oktober 1958 heißt es in einem Bericht des Nahrungsmittelministeriums, die Ankaufquoten würden im laufenden Jahr um 490 Millionen Pfund gesenkt werden: »In den Getreidespeichern haben wir in diesem Jahr 680 Millionen Pfund weniger als im vergangenen Jahr. In den Speichern von 17 Provinzen ist das so, darunter sind die Speicher in Tianjin, in der Hauptstadt, in Liaoning und in Jilin am schwächsten.« [573]
Nach dem, was die entsprechenden Ämter des Zentralkomitees zusammengetragen hatten, hatten Anfang April 1959 25,17 Millionen Menschen »nichts zu essen« [574] . Anfang Frühjahr 1959 verhungerten die Bauern in Massen. Da die regionalen Beamten die Zahl der Toten verheimlichten oder kleinredeten, behandelte das Zentralkomitee die Hungertoten als Einzelfälle und hat weiter an der Quotenschraube für den Ankauf von Lebensmitteln gedreht. Am 21. Februar 1959 sagte Tan Zhenlin: »Gegenwärtig ist das Nahrungsmittelproblem zuerst einmal ein psychisches Problem […] Warum wollen sie bei so reichen Ernten weiter Hinterhalte aufbauen? Das ist ein psychisches Problem.« [575] Tan Zhenlin hat diese Meinung vertreten, weil das damals in den führenden Schichten die offizielle Meinung war.
Am 27. Januar 1959 hat Zhao Ziyang, Sekretariatssekretär des Komitees von Guangdong, in einem Bericht über hohe Erträge Mitteilung gemacht: »Der Produktion im Kreis Leinan ist ein großer Sprung nach vorn gelungen, doch Ende des Jahres kam es zu ungewöhnlichen Nahrungsmittelengpässen. Aus diesem Grund fanden im ganzen Kreis Kaderversammlungen statt, ihre Untersuchungen haben herausgefunden, dass 700 Millionen Pfund Lebensmittel verheimlicht und für private Zwecke beiseitegeschafft worden waren, die Nahrungsmittelknappheit ist also eine Schimäre, die auf diese Machenschaften zurückgeht.«
Das Provinzkomitee von Guangdong hat daraufhin beschlossen: »Der Kampf gegen die Verheimlichung der Erträge und den Ressortgeist muss entschlossen angeleitet und geführt werden, erst dann werden wir in der Lage sein, unsere Nahrungsmittelabgabeaufgaben zu garantieren.«
Am 22. Februar 1959 hat Mao Zedong diesen Bericht Zhao Ziyangs mit einem langen Vermerk versehen, in dem es hieß: »Das mit der Verheimlichung und privaten Abzweigung der Erträge ist eine ernste Sache […] es ist ein Problem, das im ganzen Land verbreitet ist und sofort einer Lösung zugeführt werden muss.« [576]
Am 28. Februar vertrat Mao Zedong in einem Aktenvermerk die Auffassung, erst wenn das »grundlegende Brigadeeigentumssystem und das teilweise Volkskommuneneigentumssystem« eingeführt ist, wird man das Problem der Verheimlichung und privaten Abzweigung von Erträgen lösen können.
Du Daozheng, seinerzeit Leiter des Guangdong-Büros der Nachrichtenagentur Neues China , hat damals oft als nicht stimmberechtigter Beobachter an den Versammlungen des Ständigen Ausschusses des Provinzkomitees teilgenommen. Er hat im August 2003 dem Autor Folgendes erzählt: »Dass man gegen die Verheimlichung und private Abzweigung von Erträgen vorgehen müsse, das war die Meinung von Tao Zhu. Damals hat ihm lediglich die Gattin von Chen You nicht zugestimmt. Tao hat in Dongwan
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