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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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die Finanzpolitik« sind Nahrungsmittelregelungen gemeint.
    Am 9. Dezember 1959 haben einige Kommunen des Kreiskomitees von Fengdu in Sichuan eine Vor-Ort-Versammlung »gegen die Verheimlichung von Erträgen« einberufen. Die wichtigsten Verantwor- tungsträger des Kreiskomitees vertraten die Idee, »zunächst die erste Linie (der Parteizellensekretäre, der Produktionsbrigadeleiter, der Buchhalter und der Aufseher), dann die zweite Linie (der Produktionsteamleiter), am Ende die reichen Bauern zu schlagen«. Auf der Versammlung wurden sieben Personen gefesselt und verprügelt, eine wurde an Ort und Stelle totgeschlagen. Anschließend gab es entsprechende Vor-Ort-Versammlungen im Bezirk und in den Gemeinden, auf denen 173 totgeschlagen und 1179 Kader aus dem Amt gejagt wurden. [578]  
    In der Volkskommune Fanhe in Tieling, Provinz Liaoning, wurde bei der Suche und dem Ausheben von Nahrungsmitteln verkündet: »Das Verstecken von nur einem einzigen Korn ist wie das Verstecken einer Kugel«, »Wer auch nur ein einziges Korn versteckt, ist Konterrevolutionär«. Es gab Kader, die offen sagten: »Man braucht das Herz eines Mörders, sonst kann man kein Getreide eintreiben.«
    Ein gewisser Xu, Parteikomiteesekretär in einer Volkskommune, hat ein Seil auf den Tisch gelegt und gefragt: »Wisst ihr, was das ist? Wollen doch mal sehen, ob ihr Getreide habt!« Der Parteizellensekretär des Produktionsteams vom König-Yao-Tempel, ein Mann namens Cui Fengwu, ist auf eine Art und Weise »bekämpft« worden, dass er sich dabei in die Hosen gemacht hat.
    Auf der Kader-Versammlung, die am König-Yao-Tempel veranstaltet wurde, hat ein Ankauf-Kader namens Wei (Leiter einer Unterabteilung des Kreisbauernkomitees) das Kommunemitglied Liu Yuqing genötigt, seine Vorräte zu holen, aber Liu sagte, da sei nichts. Also hat er Liu fesseln und auf dem Boden knien lassen, ihn selbst mit Tritten malträtiert, dazu einen Tag durch die Straßen führen lassen und ihn in den Selbstmord und seine Frau in den Wahnsinn getrieben.
    Als Wei auf einer Versammlung des Produktionsteams Alter Fluss die Massen zur Abgabe von Getreide mobilisieren wollte, ließ er die Kommunemitglieder im Laufschritt antreten und hat ihnen von der Tribüne aus eine Standpauke im Stil der japanischen Besatzer gehalten: »Ihr schafft jetzt alle zusammen euer Getreide her, es gibt Nahrungsmittel in Massen!« Nach der Versammlung hat er bei über 30 Leuten zu Hause nach Lebensmitteln gefahndet.
    Li Xingmin, der Sekretär der Volkskommune, hat beim Produktionsteam von Chengnanbao Gericht gehalten, Verhöre durchgeführt und den Leuten Getreide abgepresst. In der Volkskommune sind 67 Kader handgreiflich geworden, 88 Personen wurden geschlagen, gegen 112 »debattiert«. [579]  
    Bei der Kampagne gegen die Verheimlichung und private Abzweigung von Erträgen ist es im Grunde genommen nicht gelungen, Getreide aufzutreiben. Am Sommeranfang 1959 hat das Zentralkomitee der KPCh endlich zugegeben, dass die Nahrungsmittelsituation in der Tat angespannt war, aber noch immer blieb man dabei, dass 1958 ein Jahr hoher Produktionssteigerungen war. Am 19. April sagte Li Xiannian auf einer Telefonkonferenz des Zentralkomitees: »Ende Juni dieses Jahres werden wir die Untergrenze für unsere Speicherbestände von 36 Milliarden Pfund nicht halten können, das ist der niedrigste Stand, den es seit der Einführung des allgemeinen An- und Rückverkaufs in einem Jahr gegeben hat.« [580]  
    Um zu beweisen, dass die Bauern noch Getreide hatten, hat der Wissenschaftler Qian Xuelin in der Zeitschrift »Wissen ist Macht«, die in sehr hoher Auflage erschien, einen Artikel veröffentlicht, in dem er die Umwandlung der Sonnenenergie zum Beleg dafür nahm, dass auf jedem Mu Land mindestens 39000 Pfund Getreide produziert worden sein müssten.
    Im Erntejahr 1959 – 1960 wurde die Politik der hohen Ankaufquoten weitergeführt.

Druck auf die ländlichen Gebiete zugunsten der Städte
    Die Freude über die Erfolge des Nahrungsmittelministeriums währte nicht lange. Am 17. Dezember 1960 heißt es in einem Bericht der für Finanzen und Handel zuständigen Beamten des Staatsrats, [585]   in zehn Städten wie Beijing, Shanghai, Tianjin und Liaoning und in Teilen der Provinz Jilin sei die Lage angespannt, zur Zeit könne die Bevölkerung von Beijing und Liaoning nur für vier Tage aus den Speichern versorgt werden, in Shanghai für zwei und in Liaoning für sechs Tage.
    Im Sommer 1960 haben es die

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