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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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Volksrepublik China.« Es wurde angeordnet, dass Guizhou 100 Millionen Pfund zu transferieren habe. Der Provinzkomiteesekretär von Guizhou, Zhou Lin, war fest entschlossen und traf sofort und an Ort und Stelle Vorkehrungen, und das Amt für Nahrungsmittel seiner Provinz arrangierte noch in der darauffolgenden Nacht eine fristgemäße und konzentrierte Umsetzung der Anordnung. [587]  
    Deng Xiaoping hat in Sichuan Li Jingquan gegenüber etwas ganz Ähnliches gesagt wie Peng Zhen. Er war der Auffassung, die politische Wirkung eines Nahrungsmittelmangels in Sichuan sei bei weitem weniger groß als in den Großstädten; er forderte Li Jingquan auf, von der politischen Gesamtlage her zu denken und mehr Getreide zum Schutz der Städte abzugeben. [588]  
    Auf der Arbeitstagung des Zentralkomitees in Lushan im August 1960 wurde klar der Kurs festgelegt: Die ländlichen Gebiete knapp halten und die großen und mittleren Städte schützen. Am 2. August sagte Zhou Enlai in einer Rede:
»Ende Juni 1960 waren 30 Milliarden Pfund in den Speichern, in diesem Jahr sind es nur 14,7 Milliarden, davon sind 5,5 Milliarden frisch, man kann die Speicher nicht noch einmal umschichten. Wir müssen uns darauf vorbereiten, 50 Millionen Tonnen Getreide zu importieren, aber die Devisen sind knapp. Die Anpassung der ländlichen Gebiete und die dortige Wendung zum Besseren kam vor den Städten. Das Problem sind die Städte. Wir müssen die ländlichen Gebiete knapp halten, um die Städte zu schützen.«
    Zwischen Juli 1960 und September 1962 hat Zhou Enlai 115 Reden über das Versorgungsproblem gehalten. Auf 32 Tabellen, die im Nahrungsmittelministerium noch vorliegen, finden sich 994 Anmerkungen Zhou Enlais. Aus all dem kann man ersehen, dass Zhou Enlai sein Hauptaugenmerk auf die Versorgung der Städte gelegt hat.
    Nach Berechnungen des Nahrungsmittelministeriums hatten die zentralen Speicher zwischen 1961 und 1962 ein Defizit von 12 Milliarden Pfund (Marktgetreide). Der Staat plante die Einfuhr von 10 Milliarden Pfund, um den Verlust auszugleichen. Aber das Ministerium für Außenhandel schätzte, dass wegen der Dürren in Kanada und Australien unsere Devisen dafür nicht ausreichen würden und es schwierig werden würde, 10 Milliarden Pfund zu importieren. Über das Jahr werde man nur kommen, wenn man die Rationen der Bauern drückte.
    1961 lag die Gesamtproduktion bei nur 285 Milliarden Pfund, selbst wenn man das alles den Bauern überlassen hätte, hätten die Rationen der Bauern noch unter denen von 1957 gelegen (als den Bauern insgesamt 313 Milliarden Pfund zur Verfügung standen). In Wahrheit waren in diesem einen Jahr aus den ländlichen Gebieten 38,3 Milliarden Pfund abgezogen worden (die man von den 46 Milliarden Pfund Rohgetreide abziehen muss), so dass der Landbevölkerung im Durchschnitt 12,7 Milliarden Pfund weniger zur Verfügung standen als 1957. [589]   Zum Glück war in vielen Gebieten die Politik bereits gelockert worden, und die Bauern hatten auf Privatparzellen und Restland ein wenig anbauen können; in einigen Gebieten wurde auch die Überantwortung der Produktion an die Haushalte eingeführt und die Situation wendete sich wirklich zum Besseren. Sonst wären 1961 noch mehr Menschen verhungert.
    1961 bis 1962 gab es 120 Millionen Menschen, die sich von Handelsgetreide ernährten, doch die Rationen beliefen sich auf nur 40 Milliarden Pfund, daneben gab es noch das, was die Lebensmittelindustrie, die lebensmittelverarbeitende Industrie und die sonstige Industrie brauchte, der Gesamtbedarf lag also bei über 50 Milliarden Pfund. Auch wenn man aus den ländlichen Gebieten 38,2 Milliarden Pfund herauspresste, konnte man doch den Bedarf in den Städten nicht decken. Deshalb musste man nolens volens den Getreiderückverkauf mit aller Macht drücken. In dem einen Jahr zwischen 1961 und 1962 fiel die Verkaufsmenge an Reis im Vergleich zu 1959/60 um 12,2 Milliarden Pfund, aber das waren immer noch 480 Millionen mehr als 1957/58. Um die Verluste auszugleichen, war man auf Importe angewiesen. 1961/62 lag der Import von Getreide bei 11,55 Milliarden Pfund (im ersten Halbjahr 1961 begann man mit dem Import, bis Ende 1961 lag er bei 4,29 Milliarden Pfund).
    Seit Anfang 1961 waren Städte wie Tianjin, Beijing und Shanghai vollständig von Getreideimporten abhängig. Am 26. August 1961 sagte Li Xiannian in einer Rede, zur Zeit gebe es mehr Bezugsscheine und weniger Waren. 1961 belaufe sich die Kaufkraft auf

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