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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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Menge. Aber nach den ersten Schlägen und Tritten ging er zu Boden und wurde von den Leuten an den Haaren wieder auf die Beine gezerrt. Eine Bank wurde herangeschafft, auf die sich Zhu mit einem Bein stellen und das »Goldhuhn« [8]   machen musste. Er hatte sich kaum in Position gestellt, als jemand mit einem Fußtritt die Bank umstieß und Zhu Suiping erneut zu Boden ging. Die Meute stürzte sich auf ihn und schlug auf ihn ein. Anschließend ließen sie ihn erneut das »Goldhuhn« machen. Zhu war blutüberströmt, aber er gab noch immer nicht zu, Getreide versteckt zu haben. Also schnürte man ihn mit einem dünnen Hanfseil, das ihm in das Fleisch schnitt, zusammen, hängte das Seil über einen Baum, zog kräftig daran und Zhu Suiping hing in der Luft. Es dauerte nicht lang und ihm liefen die dicken Schweißperlen über das Gesicht, das die Farbe von einem Mastschwein hatte. Zhu Suiping begann, um Gnade zu flehen: »Macht mich los, ich gebe es zu, ich gebe alles zu.«
    Die Kader der Produktionsbrigade, die an der Konferenz teilnahmen, sahen, wie die Geschichte nach und nach zugegeben wurde: Wie viel zehntausend Pfund Getreide hier, wie viel zehntausend Pfund Sojabohnen dort versteckt sind. Das Kreiskomitee der KPCh des Kreises Suiping schickte die gute Nachricht sofort zum Gebietskomitee von Xinyang: In drei Tagen habe man über 45900 Pfund Getreide sichergestellt. Nach der Konferenz machte man sich auf, nach den Geständnissen das Getreide zu suchen, aber man konnte kein Gran davon finden. [30]  
    Im Dezember 1959, das Ausmaß der Hungerkatastrophe hatte längst seinen Höhepunkt erreicht, hat das Provinzkomitee von Henan die Erfüllung der Quoten nicht aus den Augen verloren. Der stellvertretende Provinzkomiteesekretär Song Zhihe schreibt in einem Bericht an das Provinzkomitee vom 4. Dezember, die Produktionslage in den ländlichen Gebieten sei sehr gut, »nachdem sich die Lage des Klassenkampfes in den ländlichen Gebieten schrittweise geklärt hat und mit Nachdruck auf die armen und unteren Mittelbauern die Massen sich verstärkt an die Arbeit gemacht haben, hat ein Teil der Kreise (Xincai, Shangcai, Ru’nan) beim Getreideankauf relativ schnelle Fortschritte gemacht und die Quoten erfüllt, doch in einigen Fällen geht das noch sehr schleppend und die Quoten sind noch bei weitem nicht erreicht.«
    Er glaubte, »im Großen und Ganzen gibt es für diesen Umstand drei Gründe«: Zum einen die guten Ernten – bei guter Ernte sei die Quotenlast nicht schwer, man könne die Quoten erfüllen, aber bei den Basiskadern bestünden ideologische Probleme; zweitens, wo es ideologische Probleme gibt, gibt es auch Probleme mit der Arbeit; drittens arbeite man aufopfernd, aber die Produktion bleibe zurück. Er war der Auffassung, »im Allgemeinen kann man, wo die armen und unteren Mittelbauern in den Produktionsbrigaden und -gruppen die Vorherrschaft und die Vormacht haben, sowohl die Quoten erfüllen als auch das Leben der Mitglieder der Volkskommunen auf die Reihe bringen; wo allerdings die reichen Mittelbauern mit ihrem erheblich kapitalistischen Denken in den Produktionsbrigaden und -gruppen das Sagen haben, da sind auch die Verheimlichungen und Abzweigungen der Erträge erheblich, und sie sind weder willens, die Quoten zu erfüllen, noch kann man das Leben der Kommunemitglieder in vernünftige Bahnen lenken, denn das wirkliche Motiv für ihre Aktivitäten zielt auf den Zusammenbruch der Volksküchen.«
    Dennoch hat Song Zhihe in seinem Bericht um drei Ecken auch zwei Sätze zugunsten der Bauern gesagt: »In diesen Gebieten sollte man gegenwärtig nicht allein den Getreideankauf anpacken, man muss auch mit ganzer Kraft eine vernünftige Verteilung und Einrichtung des Lebens in den Volkskommunen in die Hand nehmen […], wenn man weiter hart den Getreideankauf vorantreibt, besteht die Gefahr, dass wir uns von den Massen entfernen.« [31]  
    In der Produktionsbrigade Liyanwan der Volkskommune Chengguan im Kreis Guangshan waren die Nahrungsreserven der Bauern, ihr Saatgut und ihre Futtermittel vollständig von den Ankaufquoten verschlungen worden, die Volksküchen hatten überall den Betrieb eingestellt, die Herde blieben kalt. Nach der Schließung der Volksküchen haben die Kader der Produktionsbrigade »drei große disziplinarische Regeln« aufgestellt: Aus den Häusern der Mitglieder der Volkskommune durfte kein Rauch aufsteigen, es durfte kein wildes Gemüse ausgegraben werden, man durfte die Gegend nicht

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