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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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Öffentliche Sicherheit Xie Fuzhi auf einer Konferenz über die Arbeit von Politik und Recht bekannt, dass 1960 die Zahl der wandernden Menschen auf 6 Millionen angestiegen war und zwischen Januar und August 1961 landesweit 2,07 Millionen und im gleichen Zeitraum 1962 1,4 Millionen abgefangen wurden, das heißt, auf das Jahr gerechnet waren das fast 2 Millionen Menschen.
    Nach der Eröffnung einer Konferenz der inneren Abteilung des Amtes für Öffentliche Sicherheit 1961 ergriffen die Städte in der Provinz Jilin besondere Maßnahmen, um die Migranten zu kontrollieren: [862]  
    Erstens solle man den Migranten entschlossen Einhalt gebieten. Dafür müsse man zunächst die Schlupflöcher nach draußen stopfen und die Bauern belehren, dass sie nicht abwandern dürfen. Dann müsse man die Eisenbahnen in die Zange nehmen und sich beim Zutritt zu den Zügen und der Essensausgabe streng an das Markensystem halten. Wer auch immer in die Städte dränge oder sich entlang den Bahngleisen herumtreibe, sei ausnahmslos abzufangen und in sein Heimatdorf abzuschieben oder in die ländlichen Gebiete zu verbringen. Wer der Abschiebung nicht Folge leiste oder seine Herkunft fälsche, müsse zur konzentrierten Arbeit herangezogen werden.
    Zum Zweiten müsse das Problem der untätigen Bevölkerung in den Städten einer Lösung zugeführt werden. Die Meldearbeit müsse intensiviert werden; wo die Kräfte dazu nicht ausreichten, müssten sie ergänzt werden. Die Wohnpolizei sei wie Kader zu behandeln und man solle sie nicht einfach versetzen können. Schwierige Örtlichkeiten wie Hotels, Pensionen und Badeanstalten seien streng zu kontrollieren und Tanzlokale, die Tickets verkaufen, sofort zu schließen.
    Zum Dritten sei die Arbeit für die öffentliche Sicherheit auf den Straßen und Verkehrswegen zu intensivieren. Außerdem müssen die innere Ordnung von Schulen, Behörden, Unternehmen und Fabriken neu ausgerichtet, die Disziplin verstärkt und die Lecks abgedichtet werden.
    Das Amt für Öffentliche Sicherheit des Zentralkomitees ordnete an, dass in allen größeren Städten einige Präzendenzfälle geschaffen und hingerichtet werden sollten. Auch in den mittleren Städten und in den ländlichen Gebieten solle man ein paar Leute umbringen.
    Das habe auf großen Versammlungen mit Tausenden von Teilnehmern zu geschehen, auf denen die Bürgermeister eine Rede zu halten und vor Ort das Urteil zu verkünden hätten, das dann sofort zu vollstrecken und mit Anschlägen überall bekannt zu machen sei, damit sich das alle eine Warnung sein ließen.
    Straffe Kontrolle der Ideologie
    Damals war die Fahne der Wahrheit fest in Händen der Kommunistischen Partei, das Machtzentrum war auch das Zentrum für Wahrheit. Nach über einem halben Jahrhundert voller Kriegswirren und der korrupten Verwaltung der Guomindang genoss die neue Regierung das uneingeschränkte Vertrauen des Volkes. Die Leute glaubten, die KPCh könne alle zu diesem wundervollen Kommunismus hinführen. Nicht wenige waren bereit, sich für dieses hehre Ideal zu opfern.
    In sämtlichen Zeitungen, auf sämtlichen Versammlungen, in sämtlichen Klassenzimmern und von sämtlichen Rednerpodien herab wurde unisono mit der Stimme der Regierung gesprochen und wurden die für die Regierung nützlichen Informationen verbreitet. Die Parteizellen, die Jugendliga, die Volksmiliz, der Frauenverband, die Gewerkschaften, die Schulen, alles trichterte den Massen den Willen der Partei ein und eliminierte jedes mit der Stimme des Zentralkomitees nicht konform gehende »Nebengeräusch«. Die gesamte Propagandamaschinerie samt Kultur und Erziehung haben das Denken und Handeln der Menschen aus einer Richtung beeinflusst.
    Die intensive politisch-ideologische Arbeit hat die Menschen fügsam gemacht und die Nachrichtenblockade hat sie verdummt. Von den Ereignissen von Xinyang, wo Millionen verhungerten, von den Problemen im Kreis Tongwei, wo über ein Drittel der Bevölkerung verhungerte, erfuhr man in den angrenzenden Gebieten nichts, ja, selbst Jahrzehnte danach hält man diese Dinge noch immer streng geheim. Mit diesen schlimmen Vorkommnissen ging man um, indem man sie als Einzelfälle behandelte. Die Hungertoten in einem Gebiet bezeichnete man »als nur einen Finger von zehn«, gleichzeitig schwadronierte man von den Leistungen der anderen »neun Finger«. Wer diesen »neun Fingern« widersprach, war gegen die Drei Roten Banner.
    Die strikte Abschottung von Informationen erlaubte es, immer wieder

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