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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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zu erzählen, die Ausländer lebten »in Not und Elend«. Die chinesischen Bauern hatten keine Vergleichsmöglichkeit, also verringerte diese Propaganda ihre Unzufriedenheit.
    Widerstand wird im Keim erstickt
    Im Altertum hat sich das hungernde Volk, wenn es sonst keinen Ausweg mehr gab, in den Bergwäldern zusammengerottet und sich erhoben. Entsprechend hat Mao Zedong in seinen frühen Jahren »Stützpunktgebiete« errichtet und sich gegen die Zentralmacht zur Wehr gesetzt. Nach Gründung der Volksrepublik war das bereits Geschichte und nicht wiederholbar. Eine moderne Gesellschaft kann nur schwer durch bewaffnete Kräfte des Volkes umgestürzt werden, und zwar erstens, weil sie keine Führung hat. Die historischen Bauernaufstände in China stützten sich auf Lokaltyrannen und kleine und mittlere Grundbesitzer. Während der andauernden politischen Kampagnen ist diese Führungselite der ländlichen Gebiete getötet, eingesperrt oder gemaßregelt worden.
    Zweitens, weil ihnen die Mittel fehlen. Bevor die Kommunistische Partei in China die Macht übernahm, konnte das Volk durch Revolte gegen die Reichen aus seiner Mitte zu ökonomischen Mitteln kommen, seit Gründung der Volksrepublik wurde sämtliches Vermögen vom Staat kontrolliert, im Volk gab es keine Reichen mehr, die man hätte berauben können.
    Drittens, weil das Volk keine Waffen in die Hände bekommt, mit denen man der Regierung Paroli bieten kann. Alle Aufrührer, die sich in den Bergwäldern zusammenrotteten, waren in Reichweite der Waffen des Staates. Die entlegensten »Stützpunktgebiete« konnte die Armee der Regierung über moderne Verkehrswege rasch erreichen.
    Viertens, weil die Kräfte des Volkes nicht organisiert sind. Da es keine Versammlungsfreiheit gibt, kann man jede politische Organisation, kaum dass sie sich zeigt, vernichten. Im modernen Totalitarismus hat eine Revolte des Volkes nur wenig Aussicht auf Erfolg, es gibt kein Moor mehr für die Räuber vom Liangshan-Moor und auch die Jin’gang-Berge Maos sind nicht mehr.
    Zwischen 1958 und 1961 hatte die Regierung über vier Millionen reguläre Truppen. Diese Truppen waren ausgezeichnet ausgerüstet, der Drill war einfach, sie waren zuständig für Unbill von außen und noch mehr für Unruhen im Innern. Widerstand aus dem Volk konnte sich nicht formieren und eine Kraft bilden, die den Regierungstruppen hätte Paroli bieten können.
    Bestrafung der Basiskader gegen die
Unzufriedenheit der Bauern
    Die Gebiete, in denen die meisten Menschen verhungerten, waren häufig Gebiete, in denen der Arbeitsstil der Kader am schlechtesten war und wo die Fünf Winde am heftigsten wehten. Durch eine landesweite Neuausrichtung der Fünf Winde wurde die Masse der Basiskader in den ländlichen Gebieten zur Ordnung gerufen. Um den Kreis Hechuan in der Provinz Sichuan als Beispiel zu nehmen: Hier gab es insgesamt 25283 Kader, von denen zwischen 1959 und 1961 5184 gemaßregelt wurden. Den Vorwand dafür lieferte »die unvollständige demokratische Revolution«, es hieß, die gemaßregelten Basiskader seien im Grunde »der verbliebene Abschaum der Guomindang«. Das brachte den gequälten Bauern eine Atempause und gab ihnen das Gefühl, dass das »Zentralkomitee weise ist und nur die Regionalkader nicht gut«. Gleichzeitig konnte man die Fehler der kommunistischen Partei erfolgreich auf die längst entmachtete Guomindang abwälzen.

Kapitel 14
    Die eigentlichen Gründe für den Ausbruch
der Hungersnot
    Warum hat niemand die befremdlichen Lügen der Nahrungsmittel-»Hochproduktionssatelliten« aufgedeckt?
    Warum konnten Millionen Hungernde auf der Schwelle zum Tod keine Hilfe bekommen?
    Warum wurde die Politik, die für die Hungertoten verantwortlich war, noch drei Jahre weitergeführt?
    Warum konnten die Kader die Bauern derart grausam zugrunde richten?
    Warum kam die Mehrzahl der Hungertoten aus der nahrungsmittelproduzierenden Bauernschaft?
    Warum konnte man die entsetzliche Tragödie von Millionen Hungertoten ein halbes Jahrhundert lang geheimhalten?

    Die Antwort auf diese Fragen kann man nur im System suchen.
    Das chinesische System hat auf den traditionellen Monarchismus das totalitäre System des stalinistischen Absolutismus gepfropft, das heißt, im Rahmen des politischen Systems des Ersten Kaisers wurde das System der Diktatur des Proletariats umgesetzt. In Maos eigenen Worten, war es ein System »Marx plus Qin Shihuangdi«.

Mao Zedong war Chinas letzter Kaiser
    Am 5. August 1973 hat Mao seine Frau Jiang

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