Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)
Qing zu sich zitiert und ließ sie ein Regelgedicht niederschreiben, ein Gedicht, das Guo Moruos Zehn Kritikschriften [863] kritisierte:
Mahnt ihn weniger zu tadeln den Ersten Kaiser der Qin
wegen der Bücher, die er verbrannt,
der Gelehrten lebendiges Grab!
Der Ahnendrache ist tot, doch das System, das er gab,
seine Seele, ist nach hundert Generationen noch da.
Die berühmten Gelehrten, Spreu sind sie im Wind,
Die »zehn Kritiken« sind ein schwaches Pamphlet;
Wer »Über den Feudalstaat« richtig versteht,
tadelt nicht den Fürsten Wen, dass er das alles nicht sah. [864]
Die Geschichte Chinas ist eine Geschichte der Tyrannei von Königen und Kaisern. Mao Zedong hat den Gedanken der Tyrannei nie aufgegeben. In Liu Zongyuans (773 – 819) Über den Feudalstaat , von dem er in diesem Gedicht spricht, wird das Feudalsystem vor dem Ersten Kaiser diskutiert: Die Feudalherren waren von sehr großer Unabhängigkeit, die Zentralmacht konnte sie nicht vollständig kontrollieren. Der Erste Kaiser hat dieses Feudalsystem zerstört und stattdessen Kreise eingerichtet. Liu Zongyuan kritisiert in seinem Buch vom Standpunkt der Machtkonzentration aus das alte System und vertritt die Auffassung, das System Qin Shihuangdis sei diesem überlegen. Die regionalen Beamten wurden vom Kaiser ernannt, das Bleiben der regionalen Beamten lag einzig und allein in der Entscheidung des Kaisers. Das Verwaltungssystem, das Qin Shihuangdi schuf, hat gut 2000 Jahre überdauert. Seit vielen Jahren wird das politische System des alten China als »Feudalismus« bezeichnet, doch der Historiker Liu Zehua vertritt die Auffassung, dass China nach Qin Shihuangdi eine monarchisch geprägte Despotie gewesen ist. [865]
Auch wenn die Ära Mao Zedong der letzte Abgesang des chinesischen Despotismus monarchischer Prägung gewesen sein mag, so war die Kontrolle, die dieses System auf die Gesellschaft und die Volksmassen ausübte, um einiges straffer und sorgfältiger, als sie es je zuvor gewesen ist, straffer, sorgfältiger, durchgehender und umfassender. Aufgrund der modernen Waffen, der modernen Verkehrsmittel, der modernen Nachrichtentechnik und Organisationsmethoden hatte die Macht des Staates Zugriff auf noch das letzte Dorf, die verlassensten Bergwinkel, auf sämtliche Schattierungen des Lebens in den Familien, ja, auf das Gehirn und die Eingeweide jedes Einzelnen. Die totalitäre Macht ist gekennzeichnet durch eine dynamische Zentrale, die versucht, über Zwang und Unterdrückung jede Seite des menschlichen Lebens zu kontrollieren und zu bestimmen und so die gesamte Gesellschaft in den Apparat des Staates zu sperren. Um die Ziele des Staates zu verwirklichen (festgelegt nach dem Willen der obersten Führer, die sich selbst als Vertreter »der Interessen der überwiegenden Mehrheit« darstellen), ist ihnen kein Preis zu hoch. Großangelegte, organisierte Gewaltaktionen werden als vernünftig angesehen, solange sie sich dem Staat unbedingt loyal zeigen.
Das Ideal Mao Zedongs und anderer KPCh-Leute war die Errichtung eines Systems, in dem es keine Ausbeutung und keine Unterdrückung geben, in dem jeder nach seinen Fähigkeiten bekommen sollte, was er benötigte, und die Menschen gleichberechtigt sind. Warum aber unterschieden sich das System, das sie schufen, und ihre Ideale wie Tag und Nacht? Friedrich A. Hayek gibt in seinem Buch Der Weg zur Knechtschaft eine tiefgründige Antwort. Ich habe nicht den geringsten Zweifel an der Aufrichtigkeit der Urheber eines solchen Systems. Sehr viele von ihnen wollen die Menschen vielleicht vor Not und Elend retten. Als sie anfingen, nach ihren Idealen ein System aufzubauen, wussten sie nicht, dass das ein solches Ende nehmen würde.
Der Aufbau des Systems verbindet die Aktivitäten der Einzelnen zu einem Ganzen. Das Resultat dieser Verbindung ist vom Einzelnen nur schwer vorherzusehen. Beim Aufbau eines solchen Systems muss man das Erbe des alten Systems fortführen und alle möglichen Einflüsse von außen aufnehmen. Sobald das System steht, werden die Menschen an dieses gebunden, die Kraft eines solchen Systems an sich (die Kraft seiner Logik, die Kraft seiner Trägheit) zwingt die Vollstrecker des Systems zu »unumgänglichen Taten«. Und das Resultat dieser Taten steht im Widerspruch zu den anfänglichen Wünschen derer, die das System einst schufen.
Hayek sagt: »Wenn wir mit aller Macht ein hehres Ideal verfolgen, produzieren wir Resultate, die im krassen Gegensatz zu dem stehen,
Weitere Kostenlose Bücher