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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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schweren Jahren von 1959 bis 1961 war das Leben des Volkes akut gefährdet, in Massen wanderten die Menschen ab und starben. Nur um zu überleben, haben einige Kommunemitglieder das Vieh geschlachtet und Getreide gestohlen. In dieser Zeit haben die Gerichte unter dem Einfluss der Linken diese Aktionen als Akte der Zerstörung verfolgt. 1959 wurden 492 entsprechende Anklagen erhoben, das waren 55,8 Prozent aller Fälle überhaupt.« [849]   Die Aussage dieser Kreisannalen stimmen auch mit der Situation in anderen Gebieten überein.
    Professor Zhang Qingwu, der an der Gong’an-Universität Forschungen zur öffentlichen Sicherheit nachgeht, hat damals bereits im Amt für Öffentliche Sicherheit gearbeitet. Dem Verfasser dieses Buches hat er erzählt, dass die damaligen sogenannten Straffälle in der Mehrzahl Mundraub waren. Die Leute hätten gestohlen, um zu überleben. Zu Tötungsdelikten sei es nur selten gekommen.
    Statistisches Material aus der Provinz Jilin beweist, dass in der schwierigsten Zeit die Zahl der Fälle von Mord, Brandstiftung und Betrug ungefähr genauso hoch war wie in normalen Jahren; Vergewaltigungen gingen zurück, aber Fälle von Nahrungsmittelraub und Tötung von Vieh (getötet und gegessen) stiegen unverhältnismäßig.
Tab. 13.1  
Strafverfahren in der Provinz Jilin zwischen 1957 und 1963
 
Jahr 
 
Mord 
 
Vergewaltigung 
 
Raub 
 
Tötung von Vieh 
 
Betrug 
 
Brandstiftung 
 
gesamt 
 
 1957
 
 140
 
 603
 
 4537
 
 79
 
 366
 
 74
 
 10753
 
 1958
 
 165
 
 671
 
 7867
 
 73
 
 203
 
 64
 
 6148
 
 1959
 
 107
 
 493
 
 4395
 
 24
 
 125
 
 26
 
 5278
 
 1960
 
 106
 
 542
 
 4295
 
 60
 
 163
 
 32
 
 6557
 
 1961
 
 114
 
 263
 
 5478
 
 397
 
 297
 
 38
 
 12945
 
 1962
 
 146
 
 388
 
 11284
 
 159
 
 260
 
 28
 
 10593
 
 1963
 
 136
 
 967
 
 9443
 
 27
 
 366
 
 48
 
 9540
Quelle: Provinzannalen von Jilin , Band 12 : Polizei- und Justizannalen , Volksverlag Jilin, Changchun 1998, S. 172 .

Gründe für das Ausbleiben größerer
gesellschaftlicher Unruhen
    Dass es während der drei Hungerjahre nicht zu größeren gesellschaftlichen Unruhen und Erschütterungen gekommen ist, liegt an der wirksamen Kontrolle der Gesellschaft durch das totalitäre System der Kommunistischen Partei.
    Weiterführung der großangelegten Unterdrückung und Eliminierung von Konterrevolutionären
    Von 1950 bis 1951 hat das Zentralkomitee nacheinander Richtlinien und gesetzliche Bestimmungen zur Unterdrückung konterrevolutionärer Aktivitäten herausgegeben. Im Anschluss daran wurden 2,62 Millionen Menschen verhaftet (nach der Verhaftung wurden 380000 Personen wegen der Geringfügigkeit ihrer Vergehen nach entsprechender Belehrung freigelassen), 712000 wurden ermordet, 1,29 Millionen eingesperrt und 1,2 Millionen unter Aufsicht gestellt. [850]  
    Mitte der 50er Jahre wurden diese Regierungsverordnungen zur Bestrafung von Konterrevolutionären ungebremst fortgesetzt. Mit jeder neuen Anordnung wurde eine neue Welle von Säuberungsaktionen angestoßen.
    Diese ununterbrochenen Kampagnen haben die Widerstandskraft der Gesellschaft sehr geschwächt. Niemand wagte es, sich den Schrittmachern zu widersetzen. In einem analytischen Bericht der Parteigruppe der Staatsanwaltschaft der Provinz Jilin heißt es: »Der seit einigen Jahren geführte Kampf zur Unterdrückung der Konterrevolution hat gewaltige Erfolge erzielt. Dazu wurden die politischen Institutionen auf allen Ebenen den entsprechenden Parteikomitees unterstellt […] und dem Feind unentwegt schwere Schläge versetzt. […] Auch wenn es noch Konterrevolutionäre gibt, so sind es doch viel weniger als früher, sie sind schwächer und sie sind weiter voneinander isoliert.« [851]  
    Der Große Sprung in der Arbeit der Öffentlichen Sicherheit
    Seit dem großen Sprung nach vorn haben auch die Institutionen der Diktatur für sich einen Großen Sprung erlebt. Jede gegen die Regierung gerichtete Äußerung und Tat wurde rechtzeitig entdeckt und hart verfolgt. Vom Zentralkomitee bis in die Regionen wurden Ebene für Ebene Verhaftungsquoten festgelegt und nach unten weitergegeben; sie wuchsen von Ebene zu Ebene immer weiter an. Zwischen 1958 und 1960 lag die Gesamtsumme der Verhaftungen über der der Jahre 1949 bis 1957. In Anhui wurden 1957 über 8000 Personen als Tatverdächtige festgenommen und 1958 lag die vom

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