Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)
Kadern hat die Partei unumschränkte Macht.
Auch innerhalb der Gebietskomitees werden Ständige Ausschüsse gebildet, die im Alltag die Macht ausüben. Die Berufskader der Partei sind staatliche Beamte, für deren Gehalt der Staat aufkommt; ebenso werden die Kosten für die Aktionen der Partei vom Staat getragen.
Das Prinzip, nach dem die KPCh aufgebaut ist, nennt sich: »Demokratischer Zentralismus«. Aber in Wahrheit gibt es in diesem Zentralismus keine Demokratie, die Demokratie ist lediglich sein Instrument. Nach dem Kampf gegen Rechtsabweichler 1957 wagte niemand mehr, die Partei von außen zu kritisieren. Nach dem Kampf gegen rechten Opportunismus im Innern der Partei wagte es innerhalb der Partei niemand mehr, das Führungspersonal und die Politik der Partei zu kritisieren. Auf allen Ebenen sprach alles mit der gleichen Stimme, die Parteikomiteesekretäre auf den verschiedenen Ebenen waren Patriarchen und der Patriarch aller Patriarchen war Mao Zedong. Dem Führungspersonal der Partei fehlte die Kontrolle von außen und die Kontrolle von innen. Nach 1957 breitete sich in der Partei rasend schnell Privilegienwirtschaft aus.
Unterschiedliche Meinungen in der Partei gingen durch Beratungen, die Minderheit gehorchte der Mehrheit. Normalerweise hatte, wenn sich verschiedene Meinungen gegenüberstanden, Mao das »letzte Wort«, während wichtige Streitfragen über den »Linienkampf« entschieden wurden. Der so genannte Linienkampf bedeutete: Wenn zwei Meinungen sich unnachgiebig gegenüberstanden, obsiegte am Ende eine Gruppe über die andere. Die Gruppe, die die »falsche Linie« vertreten hatte, verließ die Bühne, die, die an der »richtigen Linie« festgehalten hatte, betrat sie. Der Linienkampf war »das innerparteiliche Spiegelbild des Klassenkampfes«, er war grausam, manchmal ging es um Leben und Tod. Als Mao Zedong die absolute Macht in Händen hielt, wurde der Linienkampf oft zu einem Instrument, Andersdenkende zu attackieren.
Obwohl es in China auch andere Parteien gab, versuchten sie doch nicht, politisch wichtige Ämter zu besetzen, sie alle gehorchten der Führung der KPCh. An den Schaltstellen dieser demokratischen Parteigruppierungen saßen immer entsprechend dorthin lancierte Mitglieder der KPCh. Wirtschaftlich hingen diese Parteien am Tropf der KPCh. Deshalb waren sie nicht mehr und nicht weniger als gesellschaftliche Gruppierungen unter der Führung und im Dienst der Kommunistischen Partei Chinas.
In der neueren Geschichte Chinas war es Mao Zedong, der den Vorschlag aufgebracht hatte, »mit der Einparteiendiktatur der Guomindang Schluss zu machen und eine demokratische Bundesregierung zu errichten«. Und das Resultat? Es blieb bei der Einparteiendiktatur. Nur dass die Einparteiendiktatur der KPCh an die Stelle der Guomindang trat. Es war wie in den vergangenen 2000 Jahren auch: Bauernaufstände stürzten den alten Kaiser und tauschten ihn gegen einen neuen aus.
Schutz der Macht durch die Gewehre
Die Armee, die chinesische Volksbefreiungsarmee, war ein Stützpfeiler des hochzentralisierten Machtsystems. Von Juni 1946 bis Juni 1950 hat diese Stütze 8,07 Millionen Guomindang-Soldaten, über die Tschiang Kai-shek verfügte, vernichtet und damit ein Wort Maos Wirklichkeit werden lassen: Die Macht kommt aus den Gewehrläufen.
Das war eine gewaltige Armee, die in der Welt nicht ihresgleichen hatte. 1951 standen 6,11 Millionen Mann unter Waffen. [873] Das war auch eine Truppe, die von gewaltigen Militärforschungskontingenten unterstützt wurde, die fast alle herausragenden Talente der Ingenieurschulen an sich banden; außerdem stand die gesamte Schwerindustrie hinter ihr.
Diese gewaltige Militärmacht war fest in den Händen Mao Zedongs. Die »Partei befehligte die Gewehre«, wobei sie sich nicht nur auf die Loyalität der Offiziere stützte, sondern sich auch über eine Reihe von Systemen und Methoden absicherte.
Die Zentrale Militärkommission war das Oberkommando über die gesamte Truppe. Der Vorsitzende der Militärkommission war gleichzeitig Vorsitzender des Zentralkomitees der Partei. Die letzte Entscheidung über wichtige Fragen lag beim Vorsitzenden der Militärkommission. Die wichtigen Persönlichkeiten des Zentralkomitees der Partei waren allesamt Mitglieder der Militärkommission. Die wichtigsten Kader der Armee wurden ausnahmslos vom Zentralkomitee ernannt. Auf allen Ebenen der Armee gab es Parteiorganisationen, Armeekader waren ausnahmslos Mitglieder der ihrem Rang
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