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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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alles Friede, Freude, Eierkuchen, andererseits gaben sie den Bauern täglich nur 150 bis 200 Gramm zu essen, um nur ja die Ankaufquoten zu erfüllen. [111]  
    Anfang 1960 gingen den Volksküchen im Kreis Qingshui bereits die Vorräte aus, aber die Kampagne gegen die Verschleierung der Erträge ging weiter. Die Volkskommune Zhang Shuyi schickte ihren stellvertretenden Parteikomiteesekretär Xu Xiaorui zur Produktionsbrigade Songhe, um »die Massen zu mobilisieren und unnachgiebig am Kampf festzuhalten«. Xu hat die Häuser jedes einzelnen Genossenschaftsmitglieds nach Getreide durchsucht und behauptete, 110920 Pfund gefunden zu haben – wenn man 22 Pfund pro Kopf und Monat rechnete, dann genügte das bis Ende Juni. Außerdem konnte er mehr als 50000 Pfund ankaufen. Um bei der Volkskommune Glauben zu finden, hat der Parteizellensekretär Mao Wenqing auf seine Anordnung hin mit dem Produktionsteamleiter gemeinsam eine Namensliste erstellt und von den Kommunemitgliedern mit einem Daumendruck abzeichnen lassen, was heißen sollte, dass mit dem Privatbedarf an Getreide bereits alles geregelt sei. Das Resultat war, dass in der zweiten Januarhälfte 44 Menschen aus diesem Produktionsteam verhungerten. Mao Wenqing nahm sich das Leben. [112]  
    Während der Kampagne gegen die Verschleierung und Abzweigung von Getreideerträgen wies der Parteikomiteesekretär Wang Shirong aus der Volkskommune Baituo im Kreis Shuiqing den Parteizellensekretär Wang Bingzheng an, den Produktionsteamleiter Ma Chunsheng zu erschlagen. Der stellvertretende Parteikomiteesekretär Zhang Shixiu hat über 30 Personen brutal zusammengeschlagen, den Kommunemitgliedern, die bekämpft wurden, hat er Eselzaumzeug angelegt und ihnen einen Sattel auf den Rücken geschnallt. Der Parteizellensekretär Wen Wumi hat höchstpersönlich die Fesselung und Peinigung von über 40 Kommunemitgliedern organisiert, hat ein Privatgefängnis errichtet und drei Personen aus der Kommune über 40 Tage eingesperrt. Der Parteizellensekretär Li Wensheng hat über 20 Personen aus der Kommune gefesselt und geschlagen, zwei davon sind an den Folgen gestorben. Der Produktionsteamleiter Nan Weizheng hat sechs Personen erschlagen oder in den Tod getrieben. In einigen Kommunebrigaden in diesem Kreis ging es noch schlimmer zu als in der Volkskommune Baituo. Mit folgenden Strafen haben die Kader die Massen gepeinigt: Einritzen von Schriftzeichen ins Gesicht, Ausreißen der Haare, Ausreißen des Bartes, Abschneiden der Ohren, Abhacken der Finger, Gießen von kochendem Wasser über den Kopf, die üblichste Strafe war das Abziehen von Reis und Getreide. [113]  
    Als die Probleme sichtbar wurden, wurde in der Provinz entsprechend dem Geist des Zentralkomitees das Ganze zum Resultat einer »nicht durchschlagend durchgeführten demokratischen Revolution« erklärt und es wurden »Nachhilfekurse in demokratischer Revolution« eingerichtet und die Erfahrungen damit auf die gesamte Provinz verbreitet, was man als die »Erfahrungen von Qingshui« bezeichnete.
    Als 1959 in den ländlichen Gebieten die Menschen verhungerten, haben Zhang Zhongliang und der Sekretär des Provinzkomiteesekretariats He Chenghua im Gebiet von Hexi Arbeitsinspektionen durchgeführt und gemeinsam mit dem Gebietskomiteesekretär von Zhangye An Zhen den Vorschlag gemacht, die Lieferungen in die ländlichen Gebiete von 80 – 90 Prozent auf 20 Prozent zu reduzieren. Um zu beweisen, dass es in den ländlichen Gebieten Nahrungsmittel gab, ließ He Chenghua seine »Kurze Übersicht über die ländlichen Gebiete« aufsetzen, in der mit aller Macht die Lage geschönt wurde. [114]   In einem Bericht des Gesundheitsamtes der Provinz von 1958 hieß es, Wassersucht sei »ein Resultat von Unterernährung und Arbeitsüberlastung«. Der Ständige Ausschuss des Provinzkomitees hat diese Ansicht als »Angriff auf die Hochproduktionsbewegung« kritisiert. In einigen Gebieten haben die Massen die Lage der verhungernden Menschen geschildert, aber sie wurden abgeblockt und angegriffen.
    Der erste Kreiskomiteesekretär des Kreises Gaotai, ein gewisser Yang, schickte Kader zu den Postämtern, wo sie über 10000 Briefe, in denen die Massen ihre Lebensprobleme schilderten, beschlagnahmten und korrigierten.
    Zwischen Frühjahr 1958 und Ende 1960 »herrschte in Dreivierteln aller Gebiete der Provinz schwerer Nahrungsmittelmangel. Von den über 13 Millionen Einwohnern standen 7 Millionen täglich kaum mehr als 200 Gramm

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